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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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fünfunddreißigjährige Frau mit ruhigen Gesichtszügen. Und sie begann mit den üblichen Fragen.
    »Man hat Ihnen gesagt, daß Sie unter einem hypnotischen Zwang stehen. Ist Ihnen das bewußt?«
    Ich bejahte. Es hatte keinen Sinn, sie zu belügen.
    »Haben Sie eine bewußte Erinnerung an den Vorgang?«
    »Nein.«
    »Haben Sie auch keine bewußte Erinnerung an den Therapeuten?«
    Ich verneinte, was der Wahrheit entsprach. Sie stellte mir noch ein Dutzend Fragen, alle nach dem bekannten Schema. Als sie fertig war, versuchte ich sie auszuhorchen, aber sie unterbrach mich und verließ das Zimmer, bevor ich noch etwas sagen konnte.
    Das ganze Sanatorium war – vielleicht schon sehr lange – unter der Kontrolle Quintells, Grendons oder eines anderen Unsterblichen. Es stand schon jahrelang da, ein hübsches kleines Spionennest mitten in Rowleys Territorium.
    Ein Ausbruch ohne fremde Hilfe war ganz und gar unmöglich. Ich hatte schon früher solche Anstalten gesehen, und ich besaß einen gesunden Respekt vor den Sicherheitsvorkehrungen. Ein Mensch ohne Waffe hatte nicht die geringste Chance.
    Dennoch, etwas mußte geschehen, das hatte ich fest beschlossen.
    Meine Hauptsorge betraf die Frage, ob das Zimmer überwacht wurde oder nicht. In der Decke befand sich eine einzige Suchstrahlen-Vorrichtung, und die Linse hatte einen verhältnismäßig kleinen Winkel. Sie wurde von einer unzerbrechlichen Transithalbkugel umschlossen und konnte so gedreht werden, daß der Beobachter jeden Teil des Zimmers überblickte. Aber die Überwachung erfolgte nicht durch Roboter. Offensichtlich überzeugte sich hin und wieder eine Schwester oder ein Therapeut davon, daß die Patienten keine Dummheiten begingen.
    Aber wie oft erfolgte diese Kontrolle?
    Vom Fenster aus konnte ich auf die große, altmodische Zwölfstunden-Uhr des Barton-Gebäudes sehen. Sie diente mir als Zeitmesser. Der Suchstrahl war auf das Bett gerichtet. Das bedeutete, daß ich zum letztenmal beobachtet worden war, als ich auf dem Bett lag. Ich ging auf die andere Seite des Raumes und beobachtete den Strahler, ohne ihn direkt anzusehen.
    Eine knappe Dreiviertelstunde später schwenkte die Linse zu mir herum. Ich blieb dreißig Sekunden an meinem Platz, dann schlenderte ich langsam durch das Zimmer. Das Suchauge folgte mir nicht.
    Es war ein altes Krankenhaus. Das hatte ich von Anfang an gewußt. Offensichtlich hatte man im Laufe der letzten dreißig Jahre keine neuen Instrumente eingebaut. Und der Beobachter am anderen Ende des Suchstrahlers sah nur kurz nach einem Patienten, bevor er sich dem nächsten zuwandte. Hurra!
     
    *
     
    Ich beobachtete das Gerät den restlichen Nachmittag und merkte mir die jeweiligen Zeitspannen. Die Kontrolle erfolgte stündlich – etwa vier Minuten nach jeder vollen Stunde. Gut, daß ich das wußte!
    Um halb sieben bekam ich Abendessen. Ich warf einen Blick auf die Beobachtungslinse, aber sie hatte sich nicht verstellt.
    Die Tür wurde einfach aufgestoßen. Ein Mann stand mit dem Betäubungsstrahler davor, ein zweiter brachte das Essen herein.
    Um halb zehn gingen die Lichter aus, bis auf eine kleine Lampe über dem Bett. Das war schön; es besagte vermutlich, daß der Strahler keine Infraroteinrichtung besaß. Wenn ich brav im Bett blieb, brauchten sie nur die kleine Lampe. Wenn nicht, wurde eben die Hauptbeleuchtung wieder eingeschaltet.
    Ich war überzeugt davon, daß der Beobachtungsturnus nachts häufiger ablaufen würde – schließlich hecken die meisten Leute ihre Fluchtpläne nachts aus.
    Ich blieb bis vier Minuten nach zehn liegen. Und prompt richtete sich der Strahler auf mich. Ich wartete noch ein paar Minuten, dann stand ich auf und tat so, als wollte ich am Becken noch einen Schluck Wasser trinken. Die Linse folgte mir nicht; also machte ich mich an die Arbeit.
    Ich nahm eine leichte Decke vom Bett, stopfte einen Zipfel in den Abfluß des Beckens und ließ den Rest auf dem Boden schleifen. Dann drehte ich das Wasser an und legte mich wieder ins Bett.
    Es dauerte nicht lange, bis sich das Becken gefüllt hatte und überlief. Das Wasser lief über die Decke geräuschlos zu Boden.
    Es würde Stunden dauern, bis sich das Zimmer gefüllt hatte, aber ich wagte es nicht, jetzt einzuschlafen. Ich mußte bis zum Morgengrauen wachbleiben, und ich war nicht sicher, ob ich das schaffen würde. Das Schwierige an der Sache war vor allem, daß ich ruhig im Bett lag, um nicht aufzufallen. Ich bekämpfte die Müdigkeit, indem ich immer wieder

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