Menschen wie Götter
möglichst viel zu träumen.
Aber ich möchte Sie bitten, mein Freund, sich alles zu merken, was Sie im Traum erfahren, absolut alles, bis aufs leiseste Geräusch, bis auf die blasseste Silhouette! Und nun ruhen Sie sich aus. Mögen Ihnen neue Träume kommen, die noch wunderbarer sind als die früheren."
Zunächst wollte ich tatsächlich ein bißchen schlafen, doch es gelang mir nicht. Ich hatte die Empfindung, als vollziehe sich etwas Wichtiges in der äußeren Welt. Ich rief mir das Bild von Allans angreifenden Schiffen ins Gedächtnis zurück, doch bald war mir klar, daß ich in Gedanken nur den Inhalt meines Traumes vom Vortag nacherzählte.
Ich betrachtete André. Verzagt hockte er in der Ecke, mechanisch schaukelte er hin und her, den Kopf hielt er gesenkt. Schon oft hatte ich André in diesem Zustand völliger Entrückung beobachtet, nur sang er heute nicht mit brüchiger Stimme vom grauen Böckchen.
"Warum rätst du mir nicht, verrückt zu werden?" fragte ich. "Und hat die dumme Oma das verlorene Böckchen schon gefunden?"
Er hob den Kopf und lauschte so angestrengt, daß ihm der Unterkiefer herunterklappte. Fremde Stimmen erreichten ihn schon. Doch der Sinn der Worte blieb ihm dunkel.
"André, komm zurück!" sagte ich erregt. "Ich bitte dich, komm zurück, André!"
Noch weiter zog er sich in die Ecke zurück und verharrte dort furchtsam. Es bestand ein schauriger Widerspruch zwischen seinem Gesicht, das vom Abglanz fernen Verstehens erhellt war, und den nichts sehenden Augen eines Verwirrten.
Ich sank in tiefen Schlaf. Im Traum sah ich Orlan, der sich gebeugt hatte. Neben ihm grinste und kicherte André, und er zwinkerte, als spiele er auf ein Geheimnis an, das nur ihnen beiden bekannt sei.
Als ich Romero den Traum erzählte, stellte er seufzend fest, daß er herzlich wenig Informationen enthalte.
2
Mitunter hatten wir den Eindruck, als gebe es keine Kerkermeister auf dem Schiffungehindert konnten wir uns bewegen. Aber wir brauchten uns nur einem Dienstraum zu nähern, da tauchte, wie aus dem Boden gestampft, ein augenköpfiger Wächter auf. Der Observationssaal war Tag und Nacht von unseren Leuten gefüllt.
Ich zerbrach mir oft den Kopf darüber, warum die Zerstörer uns hierher ließen, da sie doch dadurch die Geheimnisse der Perseusbefestigungen preisgaben.
Petri meinte, die Enthüllung dieser Geheimnisse gehöre zum Plan, die Menschen zu unterwerfen.
"Sie demonstrieren ihre Macht. Denn sie kalkulieren so: Wir kriegen es mit der Angst zu tun und bitten um Frieden zu ihren Bedingungen ... "
Ob das nun ihr Plan war oder nicht Grund zum Prahlen hatten sie. Wir jagten dahin, von den Schiffen des feindlichen Geschwaders umringt, und jenseits der grünen Lichter bot sich ein imposantes Panorama. Ein Stern schwamm näher, der zweite, der dritte und der vierte drängten heran, und bei allen fixierten die Vervielfacher Planeten, Hunderte von Planeten, bewohnt und industrialisiert, Tausende von Schiffen kreisten über ihnen. Ich wurde mutlos, wenn ich den Vervielfacher zur Hand nahm der Feind war mächtig und tatkräftig.
Kamagin skizzierte ein Schema des zurückgelegten Weges; es war nicht so detailliert wie eins, das die Schiffsmaschine angefertigt hätte, doch es genügte, um festzustellen, wie die Sterne im Raum angeordnet waren, wieviel Planeten jeder besaß und was auf den Planeten entdeckt worden war ...
Oshima war der einzige, den die Demonstration der Verderbermacht nicht beeindruckte. Er meinte, diese teuflisch ausgerüsteten Planeten mit den künstlichen Monden und den Kreuzerarmadas wären zu Dreivierteln eine Mystifikation. Betrügerisch kreise man in ein und demselben Bezirk, um ihn uns aus verschiedenen Richtungen zu zeigen. "Schauen Sie sich das hier aufmerksam an", sagte er und fuhr mit dem Finger über Kamagins Karte. "Die gleichen Bilder. Warum? Und beachten Sie den Orangefarbenen! Wenn wir Kurs auf ihn hielten, brauchten wir nicht kreuz und quer um ihn herumzuirren!"
Oshima überzeugte mich nicht. Wir näherten uns dem Orangefarbenen, kurvten nicht um ihn herum.
Die Stunde kam, da er auf unsere Flugachse rückte und wir genau auf ihn zustrebten.
An diesem Tag erschien Orlan bei uns, und ich beging eine Unvorsichtigkeit. Auf dem Schiff bekamen wir ihn selten zu Gesicht, und wir empfanden nicht mehr so großen Abscheu beim Anblick seiner leidenschaftslosen Gestalt. Ich hätte ohne Haß und Zorn mit ihm sprechen können. Außerdem erkundigte er sich nicht mehr, ob ich das
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