Menschen wie Götter
schon getan ... Wir, die Jungen, brauchen nur zu vollenden."
Durch die Lichtersphäre der Vereinigten Flotte von Menschen und Galakten schimmerten die Sterne der Gruppe x Persei, und hinter ihnen schwappte die Milchstraße über die Ufer, der majestätische Sternenstrom des Alls.
Von nirgends wirkt er so schön und grandios wie vom Perseus, von nirgends wirken die Nebelflecke über seinem Kern so drohend.
"Einiges ist vollbracht", wiederholte ich. "Was hier zu tun bleibt, reicht für Jahrhunderte. Dir, Oleg, stellen wir eine andere Aufgabe, außerhalb des Perseus, nur eure Generation ist ihr gewachsen. Irgendwo dort", ich wies auf die dunklen Nebelflecke, "wohnt ein rätselhaftes mächtiges Volk, die Ramiren. Es muß erkundet werden, was sie für welche sind. Eine Expedition zum Kern der Galaxis, das ist die Aufgabe, die wir der heutigen jungen Generation stellen, Oleg."
Drittes Buch
Der Ring der Gegenzeit
Erster Teil
- Die Märtyrer der Sternendisharmonie -
1
An jenem Tag stürzte rauschender Regen hernieder, daran erinnere ich mich gut. In der Erdachsenverwaltung hatte es eine Störung gegeben: Das Fest des Großen Sommergewitters sollte erst in einer Woche stattfinden. Die Regengerten peitschten die Fenster, den Boulevard entlang flossen schäumende Ströme.
Ich stieg eilends zur Terrasse des achtzigsten Geschosses hinauf und bot mein Gesicht genießerisch dem unprogrammierten Wolkenbruch dar. Im Nu war ich bis auf die Haut naß. Und als Mary mich rief, reagierte ich nicht. Bestimmt ärgerte sie sich. Auch sonst hatte ich nie einen Wettermantel angezogen, bevor ich in den Regen hinauslief, und das hatte ihr stets mißfallen.
Erneut rief sie. ,,Eli! Eli! Komm herunter! Romero will mit dir sprechen.“
Da sie Romero erwähnte, folgte ich ihr. Mitten im Zimmer stand Pawel. Selbstverständlich war das sein Abbild, nicht er selbst, aber die Stereoübertragung hat solche Vollkommenheit erlangt, daß zumindest ich den Eindruck körperlicher Anwesenheit habe. Ich möchte dem Gesprächspartner immer die Hand drücken.
„Lieber Admiral, schlechte Nachrichten!“ sagte Romero.
Ich bin schon seit zwanzig Jahren nicht mehr Admiral, dennoch nennt er mich nie anders.
„Wir haben endlich geklärt, warum die Expedition unserer Freunde Allan Krus und Leonid Mrawa gescheitert ist. Tief betrübt muß ich Ihnen mitteilen, daß die ursprüngliche Hypothese, es handele sich um eine zufällige Havarie, widerlegt ist. Auch die Vermutung, Allan und Leonid hätten falsch kalkuliert oder unüberlegt gehandelt, hat sich nicht bestätigt. Postum sind all ihre Anordnungen von der Großen Akademischen Maschine gutgeheißen worden. Unsere armen Freunde haben unter den entsetzlichen Bedingungen, in die sie geraten waren, das Beste getan.“
„Wollen Sie sagen, Pawel ... “, begann ich, doch er ließ mich nicht aussprechen. Er war derart erregt, daß er seine stete Höflichkeit außer acht ließ.
„Ja, genau das, Admiral! Gegen sie wurden Kampfhandlungen geführt, und sie vermuteten das nicht einmal. Sie meldeten eine spontan eingetretene tragische Situation, während wir gezielte Schläge dechiffriert haben. Sie redeten von Naturphänomenen, während es in Wirklichkeit der Widerstand eines tückischen Feindes war, der unerbittlich Barrieren auf ihrem Wege errichtete. Das waren keine Naturwunder, lieber Admiral, das war Krieg! Unsere erste Expedition zum Galaxiskern hat auf einem Sternenschlachtfeld ihr Ende gefunden, nicht in einem Spiel der Elemente, das ist die traurige Wahrheit über die Fahrt von Allan Krus und Leonid Mrawa.“
Romero drückt sich stets hochtrabend aus. Seit er in den Großen Rat gewählt und zum Haupthistoriographen der Interastralen Union ernannt wurde, hat sich dieser spaßige Charakterzug noch verstärkt. Vielleicht war eine solche Redeweise im Altertum gang und gäbe, mich jedenfalls erbost seine Art manchmal, dieser Stil ist zu hoch für die Dinge des Alltags. Hier jedoch war er angebracht. Vom Untergang der ersten Expedition zum Galaxiskern durfte man anders nichts sprechen. Ich fragte: „Wann werden die Toten beigesetzt?“
„In einer Woche. Admiral, Sie sind der erste, dem ich die Neuigkeiten mitgeteilt habe, und ohne Zweifel erraten Sie, warum wir uns zunächst an Sie wenden!“
„Nur dies unterliegt keinem Zweifel: Ich habe keine Ahnung!“
„Der Große Rat will mit Ihnen konferieren.“ Romero sprach so ausdrucksvoll, als vertraue er mir ein Geheimnis an,
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