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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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Konservierungsraum“, sagte Ellon sachlich.
    „Nur dort kann ich Sicherheit gewährleisten.“
    „Meinetwegen. Vagabund kann dann zwar nicht teilnehmen, aber wir werden ihm einen Stereofilm zeigen.“
    „Noch eine Frage, Admiral. Wie gedenkst du Oan zu verhören, wenn er im voraus alle deine noch nicht gestellten Fragen kennt? Oder hast du vergessen, daß ihm unsere Gedanken kein Geheimnis sind?“
    „Ich werde mich bemühen, meine Gedanken unter Kontrolle zu haben. Woran ich auch denken werde, Oan wird es nicht erfahren.“
    „Richtig, Admiral. Irina und ich haben Oans Denkfähigkeiten erforscht. Ohne sein Wissen, selbstverständlich. Und wir haben herausbekommen, daß Oan nur die in seiner Gegenwart sich formenden Gedanken liest. Die in unseren Gehirnen gespeicherten Kenntnisse sind ihm verschlossen.“
    „Habt ihr eine Erklärung dafür?“
    „Wahrscheinlich ist Oan, ebenso wie alle elektrischen Spinnen, in der Lage, die Mikropotentiale des Gehirns sehr differenziert wahrzunehmen. Unsere Gedanken empfindet er elektrisch, das ist des Rätsels Lösung. Aber morgen bereite ich ihm eine Überraschung. Ich werde den Konservierungsraum mit Mikroentladungen füllen, die das elektrische Gehirnbild löschen. Und du, Admiral, beharre nicht auf einzelnen Gedanken, um deine Potentiale nicht zu verstärken.“
    „Danke, daß du mich informiert hast. Und nun sag mir, Ellon, welchen persönlichen Grund hast du, nicht im Beisein anderer mit mir zu sprechen!“
    „Errätst du es nicht, Admiral?“
    Seine dunklen Augen brannten. Ehrgeiz, der so unmäßig war, daß er alle übrigen Gefühle überlagerte, sprach aus jedem Wort.
    „Ich hatte den Eindruck, als wärest du nervös, bevor ich Oan nannte. Fürchtetest du, daß ich dich als Verräter anprangern würde?“
    „Ja, ja!“ schrie er und hüpfte auf den dünnen Beinen. „Davor hatte ich Angst. Und weißt du, was ich mir überlegte?“
    „Woher soll ich deine Gedanken kennen?“
    „Das solltest du aber, Admiral! Oan liest unsere Gedanken, und ihm fällt es leichter als uns. Ich überlegte mir, daß ich mich nicht würde rechtfertigen können, wenn du mich beschuldigtest. Eine Beschuldigung wäre stärker als meine Rechtfertigungen, da sie zielgerichtet ist, da sie nur die notwendigen Fakten auswählt und die übrigen ignoriert, da sie die ausgewählten Fakten zu einem festen Band von Ursachen und Folgen verknüpft ... Ich hatte Angst, Admiral!“ „Ich ahnte nicht, daß du dieses Gefühl kennst, Ellon.“
    „Ich kenne es nicht, wenn ich an die Feinde denke.
    Aber euch fürchte ich! Und ich fürchte nicht eure Stärke, sondern eure Irrtümer. Ich fürchte die Überzeugungskraft eurer Fehler, die Beweisfähigkeit eurer Fehlkalkulationen, das Ansteckende eures Unverstandes! Wir sind verschieden. Zwischen uns liegt Entfremdung. Vielleicht wird sie erst in tausend Jahren überwunden ... Ich hatte Angst, Eli, ich bekenne es.“
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. Er war kein Mensch und betonte das gern. Er frondierte mit seiner Besonderheit. Wären auf dem Sternenflugzeug Kinder gewesen, so hätte es ihm Spaß gemacht, sie zu erschrecken. Aber er war anders, als er zu scheinen bemüht war. Ich sagte freundlich: „Du unterschätzt den menschlichen Scharfsinn, Ellon.“
    „Bewahre ihn dir beim morgigen Verhör“, antwortete er.

2
     
    Den Abend verbrachten Mary und ich allein. Ich wollte mich konzentrieren. Mary stört meinen Gedankenfluß nicht, sie fügt sich ihm so ein, als wären wir beide eins. Ihren Eigensinn, ihre Spottlust und ihre Vorwürfe hebt sich Mary für andere Gelegenheiten auf, da macht sie sich Luft. In ernsten Dingen ist sie ernst. Unsinnig wäre es, zu sagen, daß ich sie nur deswegen liebe. Sie ist eine Hälfte meiner selbst. Der Ausdruck ist abgegriffen, dennoch empfinde ich seinen Sinn so tief, als wäre ich mir zum erstenmal darüber klargeworden. Er ist eine Entdeckung für mich, keine Schablone.
    „Was meinst du, ist Oan ein Phantom?“ fragte sie, als ich gerade darüber nachdachte.
    Ich entgegnete mir und ihr: „Das wäre zu arg!“
    „Warum zu arg? Unsere Vorfahren lernten optische Gestalten auf einen Bildschirm zu übertragen, wir sind in der Lage, unser Abbild auf weite Entfernung zu transponieren und ein Gespräch mit einem Abbild wie mit dem Menschen selbst zu führen. Die Demiurgen statten ihre Phantome mit einem beträchtlichen Teil Stofflichkeit aus. Ob die Ramiren auf dem Wege, das Geisterhafte zu verringern, nicht noch

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