Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
Vom Netzwerk:
zwanzigprozentigen Ladys, die mit wirren Haaren durch dunkle Korridore geistern! Ich frage nach Oan.“
    „Auf ihn will ich gerade zu sprechen kommen. Ich bin nicht überzeugt, daß Oan ein Phantom ist. Aber wenn er eins ist, so liegt seine Stofflichkeit nicht unter achtzig Prozent. Er ist also fast ein vollwertiges Wesen.“
    Olgas Berechnung bestätigte meine Befürchtungen.
    Davon wurde meine Stimmung nicht besser.
    „Komm“, sagte ich. „Man wartet schon auf uns.“
    Oan kam in den Konservierungsraum gehüpft, hurtig, geschäftig, wohlwollend. Nur so bewegte er sich auf dem Schiff. Freundlich winkte er mit den Armhaaren. Ich wurde die Empfindung nicht los, als sei er nicht wirklich anwesend, als trage er eine Maske, als sei er kein reales Wesen, sondern ein Trugbild, maximal mit Stofflichkeit ausgestattet. In Gedanken wies ich mich zurecht. Oans Seltsamkeit war Artmerkmal der Aranen, in deren Maske er auftrat. Sein Geheimnis bestand nicht in der äußeren Gestalt, es lag tiefer und war bedrohlicher; wir durften uns nicht bei der malerischen Oberfläche aufhalten, sondern mußten in die unheilvolle Tiefe vordringen.
    „Oan, unser Geschwader ist zu zwei Dritteln vernichtet“, sagte ich, „unsere Kameraden sind umgekommen. Weißt du etwas über den verfluchten Strahl, der so plötzlich in die ,Stier’ gefahren ist? Woher kommt er? Welcher Art ist er?“
    Während ich sprach, stellte ich voller Genugtuung fest, daß Oan überrascht, beinahe verwirrt war. Offenbar verblüffte ihn, daß er heute Mühe hatte, unsere Gedanken zu lesen. Und seine Antworten erklangen weniger deutlich als sonst in uns. Das von Ellon verursachte elektrische Durcheinander störte in gewissem Maße auch uns selbst.
    Selbstverständlich wußte er nichts über den Strahl.
    In ihrem Sternhaufen habe man solche Erscheinungen nie beobachtet - zumindest seit der Zeit nicht, da die Aranen auf kosmische Flüge verzichteten. Die Überlieferungen enthielten ebenfalls keinen Hinweis.
    „Die Natur des Strahls mag dir unbekannt sein, aber du weißt vielleicht, durch wen er generiert wurde und warum er sich ausgerechnet ins Sternenflugzeug bohrte!“ Darauf hatte Oan die Standardantwort:
    „Ihr habt die Grausamen Götter erzürnt. Die Götter haben euch streng bestraft.“
    „Bestraft? Warum eigentlich? Wodurch haben wir eure rachsüchtigen Götter erzürnt?“
    „Nicht rachsüchtig - streng, Eli.“
    Oans Richtigstellung erklang in jedem von uns auf die gleiche Weise. Wir trugen, auf meine Bitte, Dechiffriergeräte am Arm, die aufzeichneten, was Oan uns übermittelte. Später verglichen wir. Oans Antworten unterschieden sich nur im Ausdruck, diese Frage aber hatte er einheitlich für alle beantwortet.
    „Nun gut, der strengen, nicht der rachsüchtigen.
    Meerrettich ist nicht süßer als Rettich. Schau nicht so erstaunt, Oan, das ist ein Sprichwort von uns Menschen. Erkläre uns nun etwas anderes. Unsere Denkmaschinen sind durch unbekannte Kräfte blockiert.
    Auf der , Rammbock’ war das logische Operationsschema gestört ... “
    „Das Schema des zeitlichen Zusammenhangs“, unterbrach er. „Ich habe euch bereits gesagt: Die Maschine hat Zeitkrebs.“
    „Ja, das hast du gesagt. Sagen bedeutet nicht erklären. Sprechen wir von der kranken Zeit, Oan. Da ist etwas, was wir nicht verstehen. Wie ist es zu der kranken Zeit in eurem Sternbild der Untergehenden Welten gekommen?“
    „Die Tätigkeit der Grausamen Götter hat dazu geführt.“
    „Mächtig tatkräftig sind sie, wenn sie den Lauf der Zeit ändern können. So weit sind wir noch nicht. Wir sind ja auch keine Götter. Aber worin äußert sich ihre Tätigkeit? Kannst du uns das sagen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wie solltest du auch! Woher soll ein Arane wissen, was die Götter machen, zudem noch so strenge!
    Denn sie beraten sich ja nicht mit euch, nicht wahr, Oan? Kehren wir zu der Frage nach der Zeit zurück.
    Kranke Zeit, mürbe Zeit, geborstene Zeit, das sind doch Allegorien für eine irgendwie veränderte Zeit, nicht wahr? Warum mußtest du mit deinen Kameraden den unendlich gefährlichen Versuch unternehmen, zur Oberfläche eines implodierenden Sterns vorzudringen, um in den Strom seiner veränderten Zeit zu tauchen, wenn es hier, in eurem untergehenden Sternbild, mehr als genug Beispiele für beliebige Zeitveränderung gibt? Du hast doch auch gesagt, Oan, daß der Zeitkrebs eine Geißel der hiesigen Örtlichkeiten sei!“
    „Du verwechselst die kranke Zeit mit der

Weitere Kostenlose Bücher