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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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beredsam zu widerlegen.
    „Was ist Gefangennahme, hochweiser geflügelter Freund? Wir alle sind Gefangene eines winzigen Schiffsraumes, vor dieser traurigen Tatsache gibt es kein Entrinnen. Und sind Sie, lieber Vagabund, in Ihrer heutigen engen Drachengestalt nicht beengter als in Ihrer früheren Kristallkugel auf dem unheilvollen Dritten Planeten? Denn selbst unser dürftiger Schiffsraum ist Ihnen verwehrt. Nein, nicht bittere Gefangennahme erwartet Sie, sondern herrliche Befreiung.
    Sie engen Ihre heutige geometrische Unfreiheit noch um etwa zehn Meter ein, nicht mehr. Dafür werden Ihnen beliebige Bewegungen in beliebiger Richtung zu Gebote stehen, mechanische und auch solche im Überlichtbereich! Und Ihnen fehlt die Bewegung doch so sehr, mein armer Freund! Auf dem Dritten Planeten träumten Sie von einem Körper und von Bewegung. Nach Herzenslust genossen Sie den größten Körper, den unsere irdische Natur erschaffen hat.
    Aber der spärliche Vorrat an Bewegungen, der Ihrem glänzenden, wenn auch allzu umfangreichen Körper zugemessen war, ist erschöpft, wir wollen davor unsere Augen nicht verschließen. Und nun sollen Sie die herrliche Freiheit erlangen, die gigantischen Mechanismen eines Sternenflugzeugs nicht einfach zu befehligen, sondern als Ihre Organe in sich aufzunehmen, selbst ein Sternenflugzeug zu werden, ein denkendes Schiff, ein mächtiges Schiff, das mit Leichtigkeit Raum verschlingt! Wunderbar, wunderbar ist das Ihnen zugedachte Los eines lenkenden Schiffsgehirns!“
    Romero fragte mich später, ob ich von seiner Rede beeindruckt gewesen sei. Ich antwortete, er habe viele rein drakonische Argumente gebraucht, doch Drakonaden ließen mich kalt. Boshaft höflich erwiderte er, unter Drakonaden verstünde ich gewiß Eskapaden, die Wörter klangen zwar gleich, aber er habe weder das eine noch das andere verwendet. Wie dem auch sei, auf den Drachen hatte die Rede gewirkt. Beinahe freudig blickte er mich an.
    „Heute, Vagabund“, sagte ich. „Heute machst du eine neue Verwandlung durch. Du bist der einzige unter uns, der sein Äußeres wechselt wie eine Frau ihre Frisuren. Du warst das große Hauptgehirn, dann verwandeltest du dich in einen verwegenen Flieger und Schwerenöter. Heute gewinnst du eine neue Hypostase - so heißt das wohl in der geliebten alten Sprache unseres Freundes Romero, wirst ein nachdenklicher Forscher, ein energischer Sternenflieger, ein gebieterischer Schiffskommandeur.“
    „Ich danke dir, Eli“, zischelte er und schloß die Augen.
    Bei der Operation war ich, wie ich versprochen hatte, zugegen. Beschreiben will ich sie nicht, es war eine ganz normale Operation. Da war nichts, was einen in Erstaunen hätte versetzen können. Aber ich war erschüttert, als ich zum erstenmal den Raum betrat, den das Gehirn erhalten hatte. Er erinnerte an den galaktischen Raum der Zerstörer auf dem Dritten Planeten, eine sich im Dunkel verlierende Kuppel, zwei Sternensphären, ringförmige Wände ... Und mitten im Raum, zwischen dem Fußboden und der Decke, schwebte still eine halb durchsichtige Kugel, darin befand sich unser Freund Vagabund, der für immer aufgehört hatte, ein Vagabund zu sein.
    Nicht das Aussehen des Raumes und nicht das Aussehen der Kugel erschütterten mich: Darauf war ich vorbereitet. Aber die Stimme, die in meinen Ohren erklang, hatte ich nicht erwartet. Ich hatte angenommen, ich würde das frühere lispelnde, etwas heisere, spöttische, ironische Pfeifen des Drachens hören, ich hatte ja schon vergessen, daß Vagabund, bevor er ein Vagabund wurde, anders sprach. Und nun wandte sich die längst vergessene melodiöse, traurige Stimme an mich.
    „Fangen wir an, Eli?“
    Ich weiß nicht, wie ich des Zitterns Herr wurde. Ich murmelte das Unsinnigste, was mir gerade einfiel:
    „Du bist hier? Geht es dir gut, Vagabund?“
    Die Stimme lächelte - ein wenig wehmütig und ein wenig spöttisch. „Es drückt nirgends. Ellon wäre ein Meister in der Lieferung von Gehirnen an die Metrikstationen, hättet ihr nicht das Reich der Zerstörer zerstört. Ich eile, dich zu informieren, daß ich mit vielen Vollzugsmechanismen Kontakt aufgenommen habe.
    Bald erwecke ich das Schiff zum Leben, Eli! Mag Ellon die Antriebe auf der ,Schlangenträger’ in Ordnung bringen, ich versuche, auch sie in Bewegung zu setzen.“
    „Vagabund“, wiederholte ich erregt. „Vagabund ...
    Darf ich dich so nennen?“
    „Nenne mich, wie du willst, nur nicht Hauptgehirn. Ich will nicht an den Dritten

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