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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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umsichtig und elastisch wie eine gespannte Feder gesehen, ich konnte mir keinen besseren Kapitän für mein Schiff wünschen. Und früher hatte er mir nie Grobheiten gesagt, selbst dann nicht, wenn ich, müde und verwirrt, aus der Rolle gefallen war. Jetzt sagte er Grobheiten.
    Hätte er, wie Romero aus Liebhaberei, die alten Flüche gekannt, so hätte er sich ihrer bedient. Romero bringt sie mit Gasse und Gosse in Verbindung, doch ich begreife nicht, was Flüche mit dem Ort zu tun haben, wo sie verwendet werden. Meiner Meinung nach hängen sie von der Stimmung des Fluchenden ab.
    „Admiral, sind nicht genug Dummheiten angestellt worden? Kranke Zeit, bröcklige Zeit, löchrige, blasige ... Abrakadabra, wenn nicht regelrechte Mystik!
    Sie sind der wissenschaftliche Leiter der Expedition!
    Legen Sie einen Plan vor, wie wir aus den Schwierigkeiten herauskommen, und wir werden ihn verwirklichen. Ich kenne Sie nicht wieder, Admiral! Früher hatten Sie Projekte schneller bei der Hand und setzten sie energischer in die Tat um!“
    Unwillkürlich senkte ich den Kopf, um Oshimas zornigem Blick nicht zu begegnen. Wir alle hatten uns verändert, nicht allein ich, aber konnte ich mich damit rechtfertigen? Oleg schwieg und gab auf diese Weise zu verstehen, daß auch er mit mir unzufrieden war.
    „Ihr habt recht, Freunde, wir müssen die Schiffe wieder manövrierfähig machen, das ist die dringlichste Aufgabe. Während ihr euch mit der Evakuierung der ,Widder’ befaßt, werde ich mich bemühen, den Denkmaschinen beizukommen.“
    Aus dem Kommandeursaal ging ich zum Drachen.
    Vagabund ruhte müde auf dem Fußboden. Auf seinem Rücken spielten Trub und Gig Schafskopf. Das hatte Lussin ihnen beigebracht. Er hatte auch mich fürs Kartendreschen begeistern wollen, aber ich hatte die Regeln, von denen Lussin versicherte, sie wären einfach, nicht begriffen. Der Engel und der Unsichtbare spielten um Ohrfeigen, der Verlierer erhielt jeweils eine. Ich hatte einmal beobachtet, wie Gig nach verlorener Partie einen Flügelhieb abbekam, daß er bis unter die Decke flog und zu Boden plumpste. Es war ein Wunder, daß er sich nicht sämtliche Knochen gebrochen hatte. Gigs Ohrfeigen waren schwächer, dafür gewann er öfter. Die Unsichtbaren müßten ja Glück im Spiel haben, erklärte mir Gig stolz, ein Spiel wäre wie eine Schlacht, und bessere Krieger als die Unsichtbaren gäbe es nicht!
    „Eli, setz dich zu uns!“ rief Trub und kämmte sich mit den Krallen gravitätisch den buschigen Backenbart. „Wir können auch zu dritt spielen.“
    „Ich möchte kein Schafskopf sein, nicht einmal im Spiel.“
    „Dann pokern wir eben! Du wirst begeistert sein!“ sagte Gig. „Da gibt’s eine Operation, wo man sich, wie wir vor einem Kampfe, in Unsichtbarkeit hüllt.
    Das nennt sich Bluff! Eine wunderbare Sache ist das.
    Ein ausgezeichnetes militärisches Manöver!“
    Ich lehnte auch das Pokern ab. „Freunde, ich muß mit Vagabund allein sprechen“, sagte ich.
    Trub schwang widerspruchslos die Flügel und flog zum Ausgang. Er hat sich an uns gewöhnt und liebt uns, ihm gegenüber bedarf es keiner Förmlichkeit.
    Die Unsichtbaren sind da weit empfindlicher. Gig war unzufrieden. Ich puffte ihn freundschaftlich. Da lachte er und entfernte sich, ohne gekränkt zu sein.
    „Vagabund, wie fühlst du dich?“ fragte ich.
    Er schielte spöttisch nach mir. Mit jedem Tag bereitete es ihm größere Mühe, den einst so biegsamen Hals zu bewegen. Und er spie kein Feuer mehr, nur eine dünne Rauchfahne wehte ihm aus dem Rachen.
    In der kurzen Zeitspanne seit dem Start im Perseus hatte der Drachen alle Stadien des Verfalls durchgemacht, aus einem fliegenden Drachen hatte er sich in einen kriechenden verwandelt, aus einem kriechenden in einen liegenden. Bald wird kein Leben mehr in ihm sein, dachte ich voller Schmerz.
    „Wie ich mich fühle?“ zischelte er. Auch die laute, leicht lispelnde Stimme stand ihm nicht mehr zu Gebote.
    „Es könnte schlimmer sein. Der Körper ist mir zu groß. Er drückt mich, Eli.“
    „Sollen wir dir Schwerelosigkeit verschaffen? Da schwebst du ungehindert. Seltsam, daß wir nicht eher daraufgekommen sind ... “
    „Gut, daß wir nicht daraufgekommen sind. Die Jugend bringst du mir nicht wieder?“
    „Das übersteigt meine Möglichkeiten.“
    „Was soll mir Schwerelosigkeit ohne Jugend? Ist ein schwebender Greis besser als ein liegender? Ich gehöre nicht zu denen, die sich Täuschungen hingeben. Tätigsein, das ist es, was

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