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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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auf dem Schiff selbst reißt?“
    „Entsetzlich! Stimme, gibt es eine Chance zur Rettung?“
    „Nur eine sofortige Stabilisierung der Schiffszeit.
    Der Stabilisator ist jetzt wichtiger als der Transformator.“
    Ich wurde ins Laboratorium gerufen. Auf dem Fußboden lag der leblose Mizar. Seine Augen waren weit aufgerissen, die Zähne gefletscht, das Fell hatte sich gesträubt. Schweigend betrachteten die Anwesenden den toten Hund. Orlans drohende Stimme brach die Stille.
    „Ellon, du versprachst, Mizar werde die Nullzeit wohlbehalten passieren. Du hast gelogen.“
    Ellon hatte den Kopf so weit eingezogen, daß über den Schultern nur die Augen zu sehen waren, trüb und kläglich.
    „Orlan, ich habe nicht gelogen. Mizar hat die Nullzeit wohlbehalten durcheilt. Wir alle haben es gesehen ... Er entschwand lebend in die Vergangenheit. Alle haben es gesehen ... “
    „Aber tot ist er zurückgekehrt. Hast du eine Erklärung dafür, Ellon?“
    Ellon sagte kaum hörbar: „Ich werde eine Erklärung suchen. Vorläufig habe ich keine.“ Ellon und seine Helfer trugen Mizar zum Untersuchungstisch, und ich erzählte den Freunden von den Befürchtungen der Stimme.
    „Geh lieber wieder zu ihr“, riet ich Grazi. „Womöglich verliert sie die Nerven.“
    „Ich werde mit Ellon über die Zeitvibration sprechen“, sagte Orlan.
    Ellon trat so niedergeschlagen heran, daß er mir leid tat.
    „Die Stimme weist daraufhin, daß die Zeit auf dem Schiff zwischen Vergangenheit und Zukunft vibriert und die Amplitude sich vergrößert. Wann nimmt der Schiffszeitstabilisator die Arbeit auf, Ellon?“ fragte Orlan.
    „Unverzüglich werde ich mich mit ihm befassen, Orlan. Ich lasse den Transformator einstweilen ruhen und schalte den Stabilisator von der Mikrozeit auf die Schiffszeit um“, sagte Ellon rasch.
    Orlan entgegnete kalt: „Du hast mich nicht verstanden, Ellon. Ich frage nicht, wann du dich mit dem Stabilisator befassen wirst. Du interessierst mich nicht. Wann wird der Stabilisator funktionstüchtig sein, Ellon?“
    „Morgen“, antwortete Ellon demütig.
    Ich warf einen letzten Blick auf den toten Hund und verließ mit Oleg das Laboratorium. Im Korridor sagte ich zu ihm: „Oleg, wenn wir beide aufgeben, werden die Folgen entsetzlich sein. Was auch mit den anderen geschehen mag, wir dürfen uns von der Zeitvibration nicht unterkriegen lassen. Und wenn dennoch ein Riß zwischen Vergangenheit und Zukunft entsteht, so halte dich an die Zukunft, bleibe in der Zukunft, Oleg, falle unter keinen Umständen in die Vergangenheit!“
    Er lächelte traurig. „Du hast recht - wir beide müssen durchhalten.“
    Ich betrachtete ihn. Er hatte müde Augen - rot, entzündet, geschwollen. Ich seufzte. Nur zweier Leute auf dem Schiff war ich in gewissem Maße sicher, meiner und seiner. Und das war furchtbar! Aber warum das furchtbar war, durfte ich ihm nicht sagen.

4
     
    Es war schon spät, als ich in unsere Wohnung kam.
    Mary schlief bereits. Leise zog ich mich aus und legte mich hin. Marys Schluchzen weckte mich. Sie saß auf dem Diwan und weinte, den Kopf in die Hände gestützt. Ich ging zu ihr, drehte ihr Gesicht zu mir.
    „Was hast du, Mary? Was hast du?“ fragte ich und küßte ihre nassen Wangen.
    Sie schob mich zurück. „Du liebst mich nicht!“ schluchzte sie.
    „Mary! Was redest du da? Ich liebe dich nicht?
    Ich?“ In meiner Schlaftrunkenheit begriff ich nichts.
    Wieder küßte ich sie.
    Da riß sie sich los und stampfte mit dem Fuß auf.
    „Rühr mich nicht an! Du liebst mich nicht! Und wenn du es wissen willst: Ich liebe dich auch nicht!“
    Erst jetzt dämmerte mir, was geschah. Ich setzte mich in einen Sessel und sagte ruhig: „Also ich liebe dich nicht? Und du liebst mich nicht? Interessant!
    Woraus schließt du das?“
    „Du hast die Auskunftsmaschine über mich befragt!“ stammelte sie. „Du erschrakst, weil wir so wenig übereinstimmten. Ich erschrak ebenfalls, dennoch dachte ich an dich und versuchte dir zu begegnen! Seit jenem Abend in Kairo hatte ich Sehnsucht nach dir, du aber flogst zur Ora, wolltest mich nicht einmal anschauen, und ich wollte mich doch entschuldigen wegen meiner Grobheit während des Konzerts und jenes Sturms in der Hauptstadt, es war für mich so wichtig, mich zu entschuldigen! Ich dachte ständig an dich, ich schaltete die Raumbildschirme nicht aus, um keine Übertragung von der Ora zu versäumen, denn ich hoffte unter den anderen auch dich da zu sehen. Dann verliebtest du dich in

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