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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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Verzweiflung! Erinnere dich, daß er auf der Erde ist, im Pantheon, daß er eins der Heiligtümer der Menschheit ist, daß über seinem Grab die Inschrift steht: ,Dem ersten Menschen, der sein Leben für die Sternenfreunde der Menschheit gab’, daß wir oft dort hingingen und schweigend vor Asters Sarkophag standen. Wir haben etwas, woran wir uns erinnern können, Mary, etwas, worüber wir uns freuen, etwas, worauf wir stolz sein können!“
    Der Wahnsinn kämpfte in ihr mit der Vernunft, und die Vernunft siegte. Bitter sagte sie: „Ja, Eli, es gibt etwas, woran wir uns erinnern können, worauf wir stolz sein können. Doch alles liegt in der Vergangenheit, alles liegt in der Vergangenheit!“
    Ich erhob mich. Ich wußte schon, daß ich sie retten würde. „Vieles ist in der Vergangenheit, vieles, aber nicht alles! Sind wir etwa in der Vergangenheit? Wir sind hier, Mary! Und unsere Liebe ist mit uns! War, war, und ist!“
    Jetzt trat sie zu mir, faßte meine Schultern. „Du sagtest ,ist’, Eli? Du sagtest, ,ist? Habe ich richtig gehört?“
    „Du hast richtig gehört, Mary. Ist! Wir sind, unsere Liebe ist mit uns!“ Erst jetzt gestattete ich mir, erregt zu sein, und meine Stimme begann zu zittern.
    „Ich liebe dich, du Gealterte, Abgemagerte, du warst die Einzige und bleibst die Einzige! Ich liebe deine versilberten Haare, deine gelb gewordenen Hände, deine gelichteten, einst so schwarzen Brauen, deine wunderbaren Augen! Ich liebe deinen Gang, deine Gewohnheiten, ich liebe dich, wenn du sitzt, wenn du stehst, immer, überall, ganz und gar, Mary! Ich liebe dich dafür, daß ich dich früher geliebt habe, daß ich dich jetzt liebe, daß ich dich später lieben werde, daß unser ganzes Leben Liebe zueinander ist! Schau mir in die Augen, du erblickst in ihnen nur Liebe, nur Liebe! Ich liebe, liebe, um meinetwillen, um deinetwillen, um unserer Liebe willen! Mary! Mary!“
    Die Stimme versagte mir, ich konnte nicht mehr sprechen. Und plötzlich fühlte ich mich so schwach, daß ich mich setzte, um nicht hinzufallen. Sie barg das Gesicht in den Händen. Mir tat das Herz weh. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich sie zurückgeholt hatte. Sie ließ die Hände sinken, schaute mich befremdet an und fragte langsam: „Eli, war etwas mit mir?“
    Ich antwortete: „Es ist vorbei, Mary! Wir wollen nicht darüber sprechen.“
    „Deine Stimme zittert“, sagte sie. „Deine Hände flattern! Und du weinst, Eli! Tränen rinnen dir über die Wangen! Du hast nie geweint, Eli. Selbst als unser Sohn starb, weintest du nicht. Stand es so schlecht um mich?“
    „Es ist vorbei“, wiederholte ich. Ich weiß nicht, wo ich die Kraft fand, nicht laut zu schluchzen. „Und mich beachte nicht. Mir sind die Nerven durchgegangen. Du weißt ja, in was für eine schwierige Situation wir geraten sind. Und nun verzeih, ich muß ins Laboratorium. Wenn du dich nicht gut fühlst, ruf mich sofort!“ Sie lächelte, da sie mich wie sonst durchschaute. Ich brauchte mich nicht mehr um sie zu sorgen.
    „Geh, Eli. Ich gehe auch bald. Schau mal nach Irina.“
    Fröhlich winkte ich ihr zu, als ich sie verließ. Doch vor der Tür lehnte ich mich an die Wand und schloß erschöpft die Augen. Ich hatte das Empfinden, als habe man mich, nachdem ich schon untergegangen war, herausgezogen, und ich könne nicht zu Atem kommen.
    Irina lag mit geschlossenen Augen in ihrem Zimmer. Aus ihrer Ohnmacht war sie noch nicht erwacht.
    Am Bett saß Olga. Ich setzte mich auf den Diwan. Olga schaute mich mitleidig an. „Du siehst schlecht aus, Eli.“
    „Wir sehen alle schlecht aus, Olga. Wie geht es Irina?“
    „Der elektronische Medikus erklärt, daß keine Lebensgefahr bestehe. Aber das Bewußtsein hat sie noch nicht wiedererlangt. Das beunruhigt mich.“
    „Angesichts der Schwierigkeiten, die wir mit der Zeit haben, ist es vielleicht gut, daß sie ohne Besinnung ist. Besser ein ausgeschaltetes Bewußtsein als ein zerrissenes.“
    Sie musterte mich immerfort, und das ärgerte mich plötzlich.
    „Ist noch irgend etwas passiert, Eli, nach Mizars Tod?“
    „Wie kommst du darauf, Olga?“
    „Ich sehe es dir an.“
    „Mary ist krank“, sagte ich. „Ihr war das Gefühl für die Gegenwart entfallen. Sie war ganz in der Vergangenheit und bildete sich ein, die zu sein, die sie gewesen war, als wir uns kennenlernten. Ich hatte Mühe, sie aus der Vergangenheit herauszuziehen.“
    „Und Irina quält das Verlangen, sich zu verlieben“, sagte Olga nachdenklich. „Und

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