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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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Medizinautomat hatte dreimal unterschiedliche Diagnosen gestellt und unterschiedliche Behandlung festgelegt, in seinem Gedächtnis fanden sich keine Kenntnisse über Irinas Krankheit, so ungewöhnlich war sie.
    Ellons schrille Stimme erklang: „Achtung! Rückkehr aus der Zukunft. Trägheitsflug in die Vergangenheit!“
    Mizar kam aus der Zukunft, und er wurde in der Gegenwart nicht abgebremst. Äußerlich spielte sich das so ab, daß sich im Transformator in derselben Reihenfolge die mühsam pulsierende Zunge, die beiden Augen, der Rumpf und die Beine abhoben. Sekundenlang erwartete ich, daß der Hund seine Gestalt wiedergewinnen würde und freudig bellend hinausgelassen zu werden verlange. Aber der Rumpf hellte sich, ehe er völlig körperlich geworden war, wieder auf, wurde beinahe durchsichtig und verschwand. Mizar sauste ohne Aufenthalt in der Gegenwart in die Vergangenheit. Ellon beobachtete, über den Kollapsan gebeugt, die an der Schalttafel aufflammenden Lichter.
    „Der Versuchshund Mizar ist in die Vergangenheit enteilt“, sagte er und trat zu Oleg. „Die Nullzeit hat er unversehrt passiert. Ich habe der Trägheit seines Flugs aus der Zukunft ein wenig Gegenzeit beigemengt.“
    „Wie lange müssen wir auf Mizars Rückkehr warten, Ellon?“ „Ungefähr eine Stunde, Oberkommandierender.“
    Ich sagte zu Oleg: „Wenn du hierbleibst, statte ich der Stimme einen Besuch ab. Sicherlich langweilt sie sich in der Einsamkeit.“
    Im Raum der Stimme schritt ich an der Wand entlang, wie Grazi das zu tun liebte. Die Analysatoren übermittelten ihr ein vollständigeres Bild des Experiments, als sie es von mir hätte erhalten können. Sie fragte mich nur, was ich zu den Flügen in eine andere Zeit meinte. Ich war von vagen Empfindungen erfüllt - Hoffnung, vermischt mit Furcht, und etwas, das sich als instinktive Feindseligkeit gegenüber solcherart Versuche mit einem Lebewesen charakterisieren ließe.
    „Die Lage ist wahrscheinlich ernster, als wir vermuten“, sagte die Stimme.
    „Fürchtest du wie Romero, daß uns Wahnsinn droht?“
    „Der Wahnsinn hat schon angefangen.“
    „Außer Irinas hat sich niemandes Bewußtsein getrübt. Abgesehen von den Maschinen, selbstverständlich. Die sind ja sofort verrückt geworden.“
    „Der Maschinenintellekt ist nicht wie die Organismen durch einen Zeitstabilisator geschützt. So mußten sie eher Schaden nehmen.“
    „Du stimmst auch dieser Hypothese Romeros zu?“
    „Romero hat die Ursache treffend genannt.“
    „Sollen tatsächlich du und auch ich den Verstand verlieren, Stimme? Bei der ersten Havarie büßtest du das Gefühl für das Jetzt’ ein. Aber jetzt sind wir alle im Jetzt’. Das wirst du nicht bestreiten?“
    Gerade dies bestritt sie. Sie sagte, daß wir bereits die Diesminütigkeit verloren hätten, genauer: Die Diesaugenblicklichkeit. Die Zeit auf dem Schiff pulsiere zwischen der nächsten Vergangenheit und der nächsten Zukunft. Sie fließe nicht gleichmäßig von der Vergangenheit zur Zukunft, sondern vibriere. Ein Krampf ziehe sie zusammen. Die Stimme spürte das Zittern der Zeit in jeder Gehirnzelle. Die Vibration zwischen Vergangenheit und Zukunft lasse auch die Gedanken vibrieren. Die Befehle, die sie den Vollzugsmechanismen erteile, zitterten. Die groben Vollzugsmechanismen würden zum Glück solche Feinheiten wie das Vibrieren von Gedanken, das Vibrieren eines Befehls nicht gewahr. Wahrscheinlich habe sich in der alten Menschengeschichte ein Diener auch nicht weiter darum geschert, ob sein Herr einen Befehl mit zittriger oder fester Stimme erteilte, für ihn sei der Inhalt des Befehls wichtig gewesen. Lange könne das nicht fortdauern. Der Moment werde eintreten, da der vibrierende Befehl aufhöre, ein Befehl zu sein. Dann werde auf dem Schiff alles ersterben.
    „Grazi dubliert dich, doch er sagt nichts dergleichen“, erwiderte ich zweifelnd.
    „Bald wird auch er es spüren. Bald werdet ihr alle es spüren, Eli. Die Zeit fiebert immer stärker. Die Vibration wird größer. Der Raum zwischen Vergangenheit und Zukunft, in dem die Zeit pulsiert, rückt allmählich auseinander. Und jede Vibration hinterläßt eine Spur-Vergangenheit sammelt sich an, Zukunft konzentriert sich. Wenn die Unvereinbarkeit von Vergangenheit und Zukunft zu groß wird, reißt die Zeit erneut. Schwerlich werden wir so leichten Kaufs davonkommen wie voriges Mal. Damals brachen wir aus der zerrissenen Zeit zwischen den beiden Sonnen aus, aber was geschieht, wenn die Zeit

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