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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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Kommandeursaal zurück!“
    Meine Worte erreichten ihn nicht. Eine verdrehte Logik leitete ihn. Pedantisch hartnäckig sagte er:
    „Wie kann sie nicht dasein, wenn ich an sie denke? Sie ist immer mit mir, wie kann es sie nicht geben?“
    „Es gibt keine O’Harusan und hat nie eine gegeben!“ schrie ich wütend. „Ein Mädchen Frühling hat es nie gegeben!“
    „Dann suche ich sie, Admiral!“ erklärte er enthusiastisch. „Wenn es sie nicht gegeben hat, muß ich sie finden. Es muß sie geben, das Mädchen Frühling. Ich kehre nicht ohne die zurück, die es nicht gegeben hat!“
    Er versuchte an mir vorbeizukommen. Ich riß ihn zurück. Oshima bewegte sich kaum merklich, und ich stürzte. Ich war einen Kopf größer als er, anderthalbmal schwerer, aber er schleuderte mich wie eine Puppe zu Boden. Mir wurde schwarz vor den Augen.
    „Admiral, Admiral!“ drang Oshimas erschrecktes Rufen zu mir. „Hab’ ich Ihnen weh getan? Verzeihen Sie mir, Admiral! Ich weiß nicht, was mit mir los ist!“
    Mühsam erhob ich mich. Oshima stützte mich besorgt. Sein Wahnsinn hatte sich verflüchtigt.
    „Es ist alles in Ordnung, Kapitän Oshima“, sagte ich. „Kommen Sie in den Kommandeursaal.“
    Im Sessel des Schiffskommandeurs saß Kamagin.
    Oleg ging unruhig auf und ab. Verstohlen beobachtete ich den kleinen Kosmonauten. Eduard arbeitete flink und exakt. Und obwohl es keine Schiffsmaschine gab und er alle Befehle an die Vollzugsmechanismen nur über die Stimme erteilen konnte und er nur durch sie die Informationen des Analysators erhielt, betrug er sich, als sei die Schiffslenkung nicht gestört.
    Auf dem Bildschirm siedete nach wie vor der Kern, schoß mit Sternen, aber in dem wilden Chaos der einander ereilenden Gestirne lenkte Kamagin das Sternenflugzeug mit der Sicherheit eines Seemanns, der sein Schiff in den Sturm führt. Und ich dachte, wenn Kamagin in den Vergangenheitswahnsinn fällt, so ist das für uns die ungefährlichste Art, weil er auch in der fernen Vergangenheit ein mutiger galaktischer Kapitän war, vielleicht der Geschickteste von uns, weil er in einer Epoche Schiffe führte, als die Schiffsmaschine noch nicht einmal projektiert war, beinahe hätte ich den altertümlichen Ausdruck gebraucht: als daran noch nicht zu denken war. Und selbst wenn die Stimme umkäme, wäre das, was wir als furchtbare Katastrophe auffassen würden, für ihn nur eine Rückkehr zu der von ihm beherrschten Schiffsführung per Hand. Erleichtert dachte ich, daß ich nur von solchem Wahnsinn sagen könnte, er sei zulässig.
    Oshima setzte sich neben Kamagin.
    Halblaut sagte ich zu Oleg: „Hattest du Oshimas Zustand bemerkt?“
    „Oshima fühlte sich schlecht“, antwortete Oleg, „deshalb erlaubte ich ihm, sich zu entfernen.“
    „Und ich habe ihn zurückgebracht. Ich fürchte, Nachsicht verstärkt den Wahnsinn nur. Ich habe in Oshimas Kopf ein bißchen aufgeräumt, wer weiß, ob das lange vorhält.“
    „Jedenfalls kann man ihm ohne Sicherungsmaßnahmen das Kommando über das Sternenflugzeug nicht mehr übertragen“, sagte Oleg, und ich pflichtete ihm bei.
    Als ich den Kommandeursaal verlassen wollte, begann Oshima laut zu schluchzen. Oleg und ich traten zu ihm. Oshima jammerte: „Es hat kein Mädchen Frühling gegeben. Es hat keine mit Lianengirlanden umwundene O’Harusan mit Sakura-Blüten im Haar gegeben! O du Frühling meiner Seele, duftende O’Harusan! Und ich muß das erleben, du feueräugige O’Harusan, daß es dich nicht gibt und niemals geben wird!“
    „Ich würde ihn doch ins Hospital schicken, Eli“, sagte Oleg.
    „Und wer soll ihn dort pflegen? Genau solche Wahnsinnigen? Und außerdem geht es ihm schon besser, scheint mir. Vorhin lief er, um O’Harusan zu suchen, jetzt verabschiedet er sich von ihr. Das ist günstig.“
    Wie zur Bestätigung meiner Worte holte Oshima ein Tuch hervor, wischte sich das tränenüberströmte Gesicht, schneuzte sich, zupfte sich die Uniform zurecht und sagte mit fast normaler Stimme zu Oleg:
    „Admiral, dem Kapitän Oshima ist ein bißchen schwindlig. Ich habe den Dienst Kapitän Kamagin übertragen. Ich halte einstweilen ein Nickerchen im Sessel, Admiral.“
    Er schloß die Augen und schlief unverzüglich ein.
    Sein Gesicht gewann allmählich die gewohnten markanten energischen Züge wieder. Oleg und ich traten leise zurück. Oleg blieb im Kommandeursaal, ich begab mich ins Laboratorium. Hier wurde der Zeitstabilisator montiert. Ellons schrille Stimme schallte durch den

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