Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
Vom Netzwerk:
blaue Ferne greifbar nahe heran. Im Winter hatte ich auf Skiern die dreißig Kilometer lange Magistrale auf dem Rücken des Zentralen Ringes durchmessen, im Sommer war ich hier spazierengegangen, nichts war mir fremd, und doch war mir, als sähe ich die Hauptstadt zum erstenmal wirklich.
    Wie einfach die große Stadt angelegt ist. Drei Ringe schneiden, von der Museumsstadt ausgehend, vierundzwanzig Magistralen. Die ganze Hauptstadt erschöpft sich in der Verflechtung von drei Ringen und Radien, die durch die Ringe gezogen sind.
    Von Romero erfuhr ich die Geschichte der Hauptstadt. Nach dem vollständigen Sieg des Kommunismus begann man nach allem Hervorragenden zu forschen, was begabte Menschen in der Epoche der Klassentrennung ersonnen hatten. Das bezog sich auf Projekte von Maschinen, auf die Umgestaltung der Natur, auf große Bauarbeiten und dergleichen, und unter diesem „dergleichen“ auf Architekturvorhaben. Jemand entdeckte ein Heft mit Entwürfen des damals bereits verstorbenen Boris Land, eines Architekten, der Wohnhäuser projektiert hatte, Sporthallen und Stadien. Boris gehörte allem Anschein nach zu denen, die „begabter Pechvogel“ genannt wurden. Tagsüber erarbeitete er Standardgebäude, und nachts entwarf er phantasiereiche Städte. Unter seinen eindrucksvollen Phantasien war eine Stadt für zweihunderttausend Einwohner ein Hochhaus, von einem Park umgeben. Seine Hausstadt konnte mit den Mitteln des ersten Jahrhunderts des Kommunismus mühelos errichtet werden. Und obwohl bereits damals klar war, daß sich die Gigantenstädte überlebt hatten, beschloß die Menschheit, eine Hauptstadt als Denkmals- und Arbeiterstadt zu bauen, die letzte konzentrierte Stadt der Erde, die erste, die alle Bequemlichkeiten barg, nach denen die Menschen verlangten. Innerhalb der Ringgebäude waren Werke und Lagerhallen untergebracht. Außen hingegen erhoben sich in Terrassen die Wohnmassive, von Parks getrennt. Die Vorzüge wurden bald zu Mängeln.
    Zunächst erwiesen sich die prächtigen Chausseen, die sich innerhalb der Gebäude in jedem zwanzigsten Stockwerk entlangzogen, als unnötig. Es kamen zentrale Sicherheitsmaschinen mit Beschützerinnen auf, Elektromobile und Trolleybusse waren gestorben. Niemand wollte auf einer Chaussee fahren, wenn die Möglichkeit bestand, risikolos durch die Luft zu jagen und dort Purzelbäume zu schlagen.
    Das Leben und Treiben, das für alle Zeiten in die luxuriösen, palastartigen Tunnel verbannt sein sollte, brach ungehindert wieder ins Freie aus.
    Dann gingen allmählich die Werke ein. Sie wurden so weit automatisiert, daß an kilometerlangen Fließbandsystemen kein Mensch mehr anzutreffen war.
    Als im Schöße der Gebäude die Werkhallen eingerichtet wurden, war man bestrebt gewesen, den Weg des Arbeiters von der Wohnung zum Betrieb zu verkürzen, doch der Arbeiter selbst wurde unnötig, weshalb also Werke in der Nähe von Wohnstätten?
    Mehr und mehr automatische Werke wurden in Wüsten erbaut. Einige der frei gewordenen Räume der Hauptstadt wurden von Instituten belegt, Wintergärten und Parks entstanden zu Tausenden in jedem Ring-Lieblingsplätze für Kinder und alte Leute.
    Aber nicht alle leeren Räume konnten ausgefüllt werden. Die Hauptstadt leidet an Kavernen. Drei Viertel ihres Volumens werden nicht ausgenutzt.
    Inzwischen ist klargeworden, daß sich die Idee, riesige Menschenmengen auf eine Stadt zu konzentrieren, überlebt hat.

10
     
    Ich war in Eile, die ganze Erde war in Eile die Große Galaktische Flotte hatte den Pluto verlassen und wurde um die Ora konzentriert.
    Die Schiffe mußten mit überweiten Ortungsgeräten versorgt werden, es war jetzt undenkbar, sie ohne solche Anlagen in die kosmischen Weiten zu entlassen. Die ganze Arbeit lastete auf mir. Ich überwachte die Projektierung der gigantischen Raumwellenstation RWS-3 und leitete die Fertigung von Anlagen für Sternenflugzeuge, die wir RWS-2 genannt hatten. Die freien Räume der Hauptstadt waren dem neuen Werk zur Verfügung gestellt worden, doch sie reichten nicht aus, einige Institute mußten ausgesiedelt und in Lager verlegt werden. Noch nie hatte die Hauptstadt so ungestüm und angespannt gelebt wie in den Wochen, da wir die fertigen Sternenflugzeuge mit den neuen Anlagen ausstatteten.
    Es handelte sich nicht mehr um die RWS-1, die uns im Perseus so treu gedient hatte. Die Forschungen auf der Erde hatten gezeigt, daß ihr Aktionsradius zu klein war, bereits in einer Entfernung von zwanzig Lichtjahren

Weitere Kostenlose Bücher