Menschen wie Götter
für zwei", sagte sie unwirsch. "Wann fliegt ihr?"
"Vielleicht doch: fliegen ,wir'? Warum willst du auf der Ora bleiben?"
"Warum soll ich zur Erde fliegen? Du mußt, also fliege!"
"So eine lange Trennung, Mary ... "
"Sind wir hier nicht getrennt? Im letzten Monat habe ich dich dreimal gesehen. Wenn das keine Trennung ist, dann kann ich mich nur freuen über dein erstaunliches Gefühl für Nähe."
"Auf dem Schiff werden wir ständig beisammen sein."
"Auch dort wirst du einen Grund finden, mich allein zu lassen. Versuch nicht, mich zu überreden.
Eli!"
Ich schwieg. Sanfter sagte sie: "Ich habe einen Auftrag für dich eine Liste von Material, das ich für meine Arbeit im Labor brauche. Bring bitte alles mit."
Die Materialliste war so umfangreich, daß sie auf einem Meterband kaum Platz fand. Mary begleitete mich zur "Bootes", wir umarmten und küßten uns.
Im Salon sagte Wera: "Mary sieht gut aus. Eli. Sie ist gesund, nicht wahr?"
"Gesund für zwei. Das hat sie selbst gesagt."
Wera schaute mich prüfend an, doch über Mary sagte sie kein Wort mehr. Während des Fluges hatte ich unendliche Konferenzen mit Wera und ihren Mitarbeitern. Sie hatte über hundert, und dieses Kollektiv arbeitete Einzelheiten der menschlichen Weltallpolitik aus.
Während eines Symposiums über die Natur des galaktischen Gut und Böse platzte ich, etwas konfus, heraus: "Was hat es für einen Sinn, in Einzelheiten zu wühlen? Wenn ich Verderber treffe, brauche ich bloß die Nase ans Periskop zu halten, dann weiß ich sofort wie ich zu handeln habe."
"Eine politische Ader hast du nicht", sagte Wera vorwurfsvoll.
"Sehne, Wera, nicht Ader. Denn eure gelehrten Re den sind derart trocken, daß es mich reizte, einen Skandal vom Zaun zu brechen und das Gute zu Fall zu bringen."
"Die Ergebnisse unserer Arbeit wirst du trotzdem zur Kenntnis nehmen müssen."
Von dem Tag an ging ich nicht mehr zu den Konferenzen bei Wera, sondern las mir vor unserer Ankunft auf der Erde ihren Bericht durch, den sie vor dem Großen Rat halten wollte eine lange Liste politischer Erwägungen für alle Fälle unserer Expedition.
Keine war überraschend für mich. Sie ließen sich auf die einfache Formel bringen: Verhalte dich menschlich zu allen vernünftigen Wesen des Alls, unterstütze das Gute, kämpfe gegen alles Böse. Mir scheint, es hätte nicht so vieler Arbeit bedurft, um schließlich diesen unanfechtbaren Katechismus vorzulegen.
"Ich bin heilfroh, daß du nichts Neues gefunden hast", sagte Wera kalt.
"Was gibt es da zu freuen?"
"Die Tatsache, daß dir unsere galaktische Politik unanfechtbar erscheint. Gib zu, es wäre doch traurig, wenn der Leiter des größten Feldzuges der Menschheit an dessen Zielen und Aufgaben zweifelte."
An ihren Worten war etwas Wahres. Jedenfalls nahm der Große Rat ihren Vortrag "Die Prinzipien der galaktischen Politik der Menschheit" enthusiastisch auf. Auch mir wurde Beifall gespendet, obwohl ich keine edlen Ziele ausmalte, sondern materielle Schwierigkeiten, und die Ratsmitglieder nicht zu Enthusiasmus entflammte, sondern ihnen mit dem Scheitern der Expedition drohte, falls nicht sofort energische Maßnahmen getroffen würden.
Nach der Sitzung flogen die Ratsmitglieder zu den Produktionsplaneten, um die nachhinkenden kosmischen Werke anzufeuern, während Wera und ich uns auf die Rückreise vorbereiteten. Ein paar Tage dauerte es, bis ich das Material für Mary beisammen hatte.
In den vier Monaten unserer Trennung war Mary füllig geworden. Sie bewegte sich plump und vorsichtig. Zuerst stieß ich verwundert einen Pfiff aus, dann packte ich sie bei den Armen.
"Vorsicht!" sagte sie. "In der Schwangerschaftsprognose ist nicht vorgesehen, mich an den Armen zu zerren." "Wenigstens ein Wörtchen hättest du doch sagen können! Und Wera ist wirklich gut, sie wußte es doch sicherlich!" "Sie wußte es, aber du solltest es erraten!" versetzte Mary heiter. "Außerdem hatte ich dir gesagt, ich sei gesund für zwei; einem einfachen Menschen, keinem Admiral, wäre es wie Schuppen von den Augen gefallen. Und Wera schwieg, weil wir das vereinbart hatten, du solltest dir keine Sorgen um mich machen."
Ich überschüttete Mary mit Fragen: ob sie einen Jungen oder ein Mädchen erwarte, wann die Geburt sei, wie sie verlaufen werde. Mary hob flehend die Hände. So zufrieden hatte ich sie lange nicht gesehen.
"Nicht alles auf einmal, Eli! In einem Monat bekommst du einen Sohn, du mußt dir sofort einen Namen überlegen. Sag mir nun, was
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