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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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jungen Kerle in den Motorradbanden. Ihr Leute ohne Arbeit. Ihr Kinder, die ihr wegen Rauschgift eingesperrt werdet, das ihr gar nicht habt, und wegen Verbrechen, die ihr nicht begangen habt, weil das Network verhindern will, dass ihr euch trefft und miteinander redet. Ich möchte euch von einer monströsen Verschwörung erzählen. Man will euch die Luft in eurer Lu…«
    Der Ton wurde plötzlich zu einem Piepsen, Blubbern und Gurgeln verzerrt. Einen Augenblick später war es still. Richards’ Lippen bewegten sich zwar noch, aber es kam kein Laut mehr über seine Lippen.
    »Wir haben anscheinend eine Tonstörung«, erklärte Bobby Thompsons Stimme gelassen. »Aber wir brauchen uns ja auch nichts mehr von diesen aufrührerischen, rebellischen Reden dieses Mörders anzuhören, nicht wahr? Wir wissen alle, mit wem wir es hier zu tun haben, oder?«
    »Ja!«, schrie das Publikum.
    »Was werdet ihr tun, wenn ihr ihn in eurer Straße seht?«
    »WIR WERDEN IHN AUSLIEFERN!«
    »Und was werden wir tun, wenn wir ihn finden?«
    »IHN UMBRINGEN!«
    Richards schlug mit der Faust auf die wackelige Lehne des einzigen in der Wohnküche vorhandenen Sessels. »Diese Scheißkerle!«, sagte er hilflos.
    »Hast du etwa geglaubt, dass sie dich damit auf Sendung gehen lassen würden?«, fragte Bradley spöttisch. »O nein, Mann. Ich bin schon überrascht, dass sie dir so viel haben durchgehen lassen.«
    »Das hätte ich nicht erwartet«, sagte Richards kläglich.
    »Nein, hast du wohl nicht«, sagte Bradley.
    Jetzt blendeten sie das zweite Video ein. Auf diesem hatte Richards die Leute aufgefordert, die Bibliotheken zu stürmen, sich Benutzerkarten zu erzwingen, die Wahrheit herauszufinden. Er hatte ihnen eine Liste von Büchern zum Thema Luft- und Wasserverschmutzung vorgelesen, die Bradley ihm zusammengestellt hatte.
    Der Richards im Film öffnete den Mund. »Ich scheiß auf euch alle«, sagte er. Es war deutlich zu sehen, dass seine Lippen ganz andere Worte formten, aber welchem der rund zweihundert Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen würde das schon auffallen? »Ich scheiß auf alle Bullen. Ich scheiß auf die Spiele-Kommission. Ich werde jeden Bullen töten, der mir vor die Augen kommt. Ich werde …« So ging es weiter. Richards wollte sich am liebsten die Ohren zuhalten und aus dem Raum stürzen. Er konnte nicht erkennen, ob sie einen Stimmenimitator eingesetzt oder die Rede aus seinen Wortfetzen zusammengeschnitten hatten.
    Auf dem Free-Vee erschien jetzt ein Doppelbild. Auf der einen Seite ein Foto von Richards, auf der anderen Bobby Thompsons Gesicht. »Merkt euch diesen Mann!«, sagte Thompson. »Der Mann, der töten wird. Der Mann, der eine Armee von Unzufriedenen, wie er selbst einer ist, aufwiegeln will, um durch eure Straßen zu rennen, vergewaltigend und mordbrennend, um alles umzustürzen. Dieser Mann ist imstande zu lügen, zu betrügen und zu morden. Er hat das alles schon getan.
    Benjamin Richards!«, rief er auf einmal mit kalter Befehlsstimme, in der so etwas wie alttestamentarischer Zorn mitschwang. »Siehst du uns gerade zu? Falls du uns siehst, lass dir gesagt sein, dass du dein schmutziges Blutgeld ausbezahlt bekommen hast. Einhundert Dollar für jede Stunde, die du in Freiheit verbracht hast – es sind mittlerweile vierundfünfzig Stunden. Und fünfhundert Dollar extra. Jeweils einhundert Dollar für jeden dieser Männer.«
    Die Gesichter von fünf jungen Polizeibeamten mit klaren Gesichtszügen erschienen nacheinander auf dem Bildschirm. Die Fotos mussten bei der Abschlussfeier in der Polizeischule aufgenommen worden sein. Sie blickten alle voller Hoffnung und Erwartung in die Kamera und wirkten auf herzzerreißende Weise verletzlich. Ganz leise spielte eine Trompete den Zapfenstreich.
    »Und das hier …«, nun wurde Thompsons Stimme rau vor Rührung, »… das hier sind ihre Familien.«
    Hoffnungsvoll lächelnde Ehefrauen. Kinder, die man dazu gebracht hatte, in den Fotoapparat zu lächeln. Viele Kinder. Richards senkte den Kopf und presste den Handrücken gegen den Mund. Ihm war kalt und übel.
    Bradleys warme, muskulöse Hand legte sich um seinen Nacken. »He, Mann, nicht. Lass das. Das ist doch alles bloß Schau. Das haben die sich doch aus den Fingern gesogen. Vermutlich waren das fünf hundsgemeine alte Bullen, die …«
    »Sei still«, sagte Richards. »Oh, sei still. Bitte. Sei einfach still.«
    »Fünfhundert Dollar«, wiederholte Thompson mit tiefem Hass und Verachtung in der Stimme. Wieder

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