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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tom, Bradley«, hatte Stacey unbeeindruckt gekichert. »Die Nummer is echt scharf.«
    Der Wagen bog jetzt nach rechts auf eine asphaltierte Straße ein, die sich in einem großen Bogen nach unten wand. Sie befanden sich auf einer Auffahrtsrampe. Entweder zur 495 oder zu einer der Zubringerstraßen. Richards spürte die Spannung wie Kupferdrähte in seinen Beinen.
    Eins zu elf. Das sind keine schlechten Chancen.
    Der Wagen gewann an Geschwindigkeit und Höhe, beschleunigte, wurde plötzlich langsamer und ging in den Leerlauf. Eine Stimme, die erschreckend nahe klang, rief mit monotoner Regelmäßigkeit: »Bitte auf die Seite fahren … legen Sie Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere zurecht … bitte auf die Seite fahren … legen Sie …«
    Jetzt schon. Es ging also jetzt schon los.
    Du bist ein heißes Eisen, Mann.
    Heiß genug, um jeden achten Wagen zu untersuchen? Oder jeden sechsten? Vielleicht sogar jeden?
    Der Wagen hielt. Richards’ Augenlider flatterten wie bei einem Kaninchen in der Falle. Er umklammerte den Revolvergriff fester.

… Minus 060 Countdown läuft …
     
    »Steigen Sie bitte aus, Sir«, sagte die Beamtenstimme gelangweilt. »Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere bitte.«
    Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Der Motor summte leise und hielt den Wagen wenige Zentimeter über dem Straßenbelag.
    »… Bezirksmanager von Raygon Chemicals …«
    Bradley mitten in seiner Vorstellung. Lieber Gott, wenn er nun nicht die richtigen Papiere hatte, um seine Geschichte zu stützen? Wenn es Raygon Chemicals überhaupt nicht gab?
    Die hintere Tür wurde geöffnet, und jemand stocherte im Rücksitz herum. Es klang, als wollte der Cop (oder war es etwa ein Beamter der Landespolizei, fragte Richards sich, nur noch halb bei Sinnen) gleich zu ihm in den Kofferraum kriechen.
    Die Tür wurde wieder zugeschlagen. Schritte gingen um das hintere Wagenende. Richards leckte sich über die Lippen und schloss seine Finger noch fester um den Revolvergriff. Er hatte plötzlich Visionen von toten Polizisten. Er sah sie flirrend vor sich, mit ihren engelsgleichen Gesichtern und den unnatürlich verdrehten Schweinekörpern. Er fragte sich, ob der Cop ihn mit einer Salve aus seiner Maschinenpistole niedermähen würde, sobald er den Deckel geöffnet und ihn hier drinnen, aufgerollt wie einen Salamander, entdeckt hätte. Er fragte sich, ob Bradley die Beine in die Hand nehmen und abhauen würde. Er war dabei, sich zu bepinkeln. Er hatte sich schon seit seiner Kindheit nicht mehr in die Hose gemacht, seit damals, als sein Bruder ihn so lange gekitzelt hatte, bis er es nicht mehr aushalten konnte. Ja, er spürte es, alle Muskeln da unten entspannten sich. Er würde die Kugel genau zwischen Nasenansatz und Stirn setzen, würde sein Gehirn und Schädelsplitter in aufgeschreckten Luftschlangen gen Himmel jagen. Würde noch mehr Kinder zu Waisen machen. Ja. Gut so. Jesus liebt mich, so viel weiß ich, das sagt mir meine Blase. Himmelherrgott, was macht der da hinten? Reißt er den Sitz raus? O Sheila, ich liebe dich so sehr. Wie weit wirst du mit sechs Riesen kommen? Vermutlich reichen sie ein Jahr, wenn sie dich nicht sowieso schon vorher wegen des Geldes umbringen. Dann musst du wieder auf die Straße, auf und ab, Hüften schwingen, von einer Ecke zur nächsten, mit der leeren Brieftasche flirten. Hallo, Mister, ich mach’s mit dem Mund, bin ein sauberes Mädchen, kann dir beibringen, wie …
    Eine Hand schlug im Vorübergehen lässig auf den Kofferraumdeckel. Richards biss sich auf die Lippen, um einen Schrei zu unterdrücken. Staub kitzelte in der Nase, dem Hals. Biologieunterricht in der Schule. Er saß ganz hinten und kratzte seine und Sheilas Initialen in den uralten Holztisch: Das Niesen entsteht durch eine Funktion der vegetativen Muskeln. Verdammt noch mal, ich werde mir den Kopf runterniesen, aber der Schuss ist fast aufgesetzt und ich kann ihm immer noch eine Kugel direkt durch die Rübe jagen und …
    »Was ist im Kofferraum, Mister?«
    Bradley antwortete mit scherzhaftem, leicht gelangweiltem Ton: »Ein Ersatzzylinder, der nicht ganz in Ordnung ist. Ich hab den Schlüssel vorn an meinem Schlüsselbund. Warten Sie, ich hol ihn schnell.«
    »Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich es gesagt.«
    Die andere Hintertür wurde geöffnet; geschlossen.
    »Fahren Sie weiter.«
    »Macht weiter so, Jungs. Ich hoffe, ihr schnappt ihn bald.«
    »Fahren Sie weiter, Mister. Setzen Sie Ihren Arsch in

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