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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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wir einen Blick durch die Fenster werfen.
Dann wissen wir, wer sich gerade wo aufhält. Es dürften
eigentlich nur der Vieth und seine Alte zu Hause sein. Wenn es am
Samstag genauso heiß ist wie heute, dann haben die bestimmt
die Verandatür offen. Das wäre optimal, denn dann sind wir
ganz schnell in der Bude drin. Wir schnappen uns sofort den alten
Vieth, hauen ihm eins in die Fresse und halten die Tussi in Schach.
So kommt niemand an das Telefon ran. Das wäre dann schon einmal
halbe Miete.“

    Und
so verlief es:

    Bereits
während der Anfahrt gab es Stunk, weil Remo seine Freundin
Jessy mitgebracht hatte. Jessy hatte von den Bardamen Wind bekommen
und weigerte sich seither, von Remos Seite zu weichen. Es hatte Remo
einige Mühe gekostet, seine Kumpels zu überreden, Jessy
mitzunehmen. Irgendwann war Jessy dann auch in Vergessenheit
geraten, weil die Leute hinten in Heinos Bus in jeder Kurve
durcheinander purzelten. Heino hatte in seinen Bus eine Menge
Staufächer eingebaut, doch auf Sitze und Sicherheitsgurte hatte
er verzichtet.
    Das
letzte Stück bis zum Haus des Bankers musste die Bande den Bus
auch noch schieben, denn das Ding machte einfach zu viel Krach.
Berthold hatte Heino dazu verdonnert, den Motor abzustellen, damit
der Banker keinen Verdacht schöpfte. Jessy hatte dabei das
beste Ende erwischt: Sie lenkte, während alle anderen schoben.
Als sie schließlich ihr Ziel erreichten, dachte Remo, er könne
seinen Rücken zur Altkleidersammlung geben.
    Alle
überprüften noch einmal ihre Waffen – außer
dem Buddha. Er wusste, seine Kanone würde nicht funktionieren.
Dann zogen alle ihre Strumpfmasken über. Alle, bis auf den
Typen aus Frankfurt. Er trug seine Maske schon den ganzen Abend
über. Jessy verzichtete auf eine Maske. Sie würde keine
brauchen, denn Remo hatte sie angewiesen, im Auto zu bleiben und
Schmiere zu sitzen.
    Dann
gingen die Männer auf Erkundungstour, um das Haus herum. Licht
brannte nur hinter einer Strukturglasscheibe. Dem Gestank nach zu
urteilen, der durch das gekippte Fenster nach außen sickerte,
befand sich dort eine Toilette.
    Kurz
bevor Remo die hintere Ecke des Hauses erreichte, hörte er das
Schnippen eines Feuerzeugs. Dann fluchte Berthold los. Remo wandte
sich um und sah den Buddha, der gerade von Berthold durchgeschüttelt
wurde. Nach einem Augenblick ging der Schinken dazwischen. Berthold
beruhigte sich wieder und kam zu Remo herüber.
    „ Dieses
Arschloch“, maulte Berthold. „Da lässt man ihn mal
für eine Sekunde aus den Augen, und schon zündet er sich
einen Joint an.“
    Neben
Remo kauerte der Typ aus Frankfurt an der Wand. Zu Bertholds
Ausführungen schüttelte der Typ aus Frankfurt nur den
Kopf. Er sagte: „Mannomann!“
    „ Okay,
weiter jetzt.“ Berthold übernahm die Führung. Um die
Ecke herum – und dort fiel durch die geöffnete Verandatür
das Licht aus dem Wohnzimmer auf eine Sitzgruppe aus vier Stühlen
und einem Tisch, alles aus weißem Plastik. Außerdem gab
es eine Hollywoodschaukel.
    Remo
wollte weiter, um einen Blick in das Wohnzimmer zu werfen, doch
Berthold hielt ihn zurück.
    „ So,
jetzt langsam.“ Berthold drosselte seine Stimme beinahe bis
auf Null. „Passt auf: Wir schleichen erstmal in weitem Bogen
vorbei und schauen, wer im Wohnzimmer ist. Dann arbeiten wir uns
wieder ran und …“
    Weiter
kam er nicht, denn Ewald spazierte munter an ihnen vorbei,
geradewegs durch die offene Tür in das Wohnzimmer hinein. Dabei
sagte Ewald: „So, ihr Arschlöcher, jetzt geht hier die
Post ab!“
    Remo
erahnte Bertholds Kopfschütteln mehr, als dass er es sah. Dann
sagte Berthold laut: „Also los. Wir gehen rein!“

    Berthold:

    „ Wir
gehen schnell und aggressiv vor. Wir müssen viel herumbrüllen,
das schüchtert diese Arschlöcher ein. Die werden gar nicht
wissen, wie ihnen geschieht. Aber es wird nicht in die Luft
geschossen, ist das klar? Das macht nämlich die Nachbarn wild.
Ein bisschen Gebrüll ist nicht schlimm, das gibt’s
überall. Diese reichen Knöpfe zoffen sich den ganzen Tag,
weil sie nichts anderes zu tun haben. Darüber wundert sich in
Heckhausen niemand mehr. Aber geschossen wird bei den Bonzen
normalerweise nicht. Also, macht keinen Scheiß mit den
Kanonen, sonst haben wir ruckzuck die Polypen am Hals!
    Wenn
wir dann drin sind und die beiden sich die Hosen voll scheißen,
dann schnappen wir uns den Alten und halten ihm die Kanone an den
Kopf. Das erledigen der Schinken und ich.
    Remo
und Ewald, Ihr schnappt euch die Tussi.

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