Menschliche Kommunikation
betrachtet, von 257 Milliarden Dollar im Jahre 1947 auf 304
Milliarden Dollar im Jahre 1962 anstieg. Wird dieser Betrag jedoch im richtigen Kontext gesehen, d.h. in Beziehung zum Volkseinkommen, so ergibt
sich eine Verminderung von 151 Prozent auf 80 Prozent im selben Zeitraum. Laien und Politiker neigen ganz besonders zu derartigen Trugschlüssen, während Wirtschaftsfachleute längst in Begriffen von Systemen wirtschaftlicher
Variablen und nicht von isolierten oder absoluten Größen denken.
3 Die sogenannten Neo-Freudianer schenken bekanntlich den Wechselbeziehungen zwischen Organismus und Umwelt erheblich größere
Aufmerksamkeit.
" Jaspers verweist wiederholt auf diese Unterscheidung zwischen Unbewusstem und Außerbewusstem, so z. B.:
... Es ist durchaus falsch, wenn dies Unbewusste, das durch Phänomenologie und verstehende Psychologie aus Unbemerktem zu Gewusstem
gemacht wird, mit dem echten Unbewussten, dem prinzipiell Außerbewussten, nie Bemerkbaren zusammengeworfen wird» [75, S. 254].
«... Bei kausalen Untersuchungen müssen wir immer den phänomenologischen Einheiten oder den verständlichen Zusammenhängen oder was wir
sonst als Element verwenden etwas Außerbewusstes zugrunde liegend denken. So verwenden wir Begriffe von außerbewussten Dispositionen und
außerbewussten Mechanismen ...» [75, S. 380].
Jaspers' Psychopathologie tritt allerdings über das Monadische nicht
hinaus; das «Außen» wird dadurch zwangsläufig der Körper, nicht die Welt
der Beziehungen: «Das Außerbewusste kann in der Welt nur als Körperliches
gefunden werden» [75, S. 380f.].
Der berühmte Sprachwissenschaftler Benjamin Whorf hat immer wieder auf diese Tatsache verwiesen, so z. B. in seinem Essay «Science and
Linguistics»:
Sprachwissenschaftlern ist seit Langem bekannt, dass die Fähigkeit, eine
Sprache fließend zu sprechen, nicht unbedingt auch ein linguistisches Wissen
von dieser Sprache vermittelt, also ein Verstehen ihrer Hintergrundphänomene, ihrer Systematik und Struktur - ebenso wenig, wie die Fähigkeit, gut
Billard zu spielen, eine Kenntnis der Gesetze der Mechanik voraussetzt oder
vermittelt, denen das Billardspiel unterworfen ist [160, S. 123].
6 Gebräuchliche Metapher der englischen Sprache.
' Scheflen [132] hat solche komplexen Strukturen und Strukturen von
Strukturen in menschlichen Wechselbeziehungen (in einer Reihe psychotherapeutischer Sitzungen) eingehend studiert. Seine bahnbrechenden Untersuchungen zeigen nicht nur, dass es diese Strukturen tatsächlich gibt, sondern
auch, dass sie unglaublich redundant und geordnet sind.
s Bavelas [20] hat kürzlich in einem Experiment nachgewiesen, dass zwischen Sachverhalt und Erklärung nicht unbedingt eine Beziehung zu bestehen braucht. In diesem Versuch wurde jedem Teilnehmer gesagt, dass er an
einer experimentellen Untersuchung von «Begriffsbildungen» teilnehmen
werde, und jeder erhielt eine Kartontafel mit demselben grauen Zufallsmuster. Die Anweisung bestand darin, über dieses neutrale Muster «Begriffe zu
bilden». Von je zwei Versuchspersonen, die einzeln, aber zur selben Zeit den
Test ablegten, wurden der ersten acht von je zehn ihrer Antworten als richtig
bezeichnet, während der zweiten nur die Hälfte ihrer Deutungen als richtig
bestätigt wurde. (Die Musterung der Tafel hatte keinerlei «wirkliche» Bedeutung; die «Richtigerklärung» der Antworten erfolgte durch den Versuchsleiter rein willkürlich.) Die Deutungen derjenigen Versuchsperson, die mit einer
Frequenz von 80 Prozent für ihre Antworten «belohnt» wurde, blieben verhältnismäßig einfach, während die zweite (nur mit 50 Prozent «belohnte»)
Versuchsperson komplizierte, subtile und abstruse Theorien über die Tafel
entwickelte und häufig auch kleinste Details des Musters in die Deutungen
einbezog. Wurden die beiden Versuchspersonen dann zusammengebracht
und gebeten, die von ihnen gebildeten «Begriffe» zu besprechen, so unterwarf sich die Versuchsperson mit den einfacheren Deutungen sofort der «Brillanz»
der Deutungen der anderen und war überzeugt, diese habe die Karte «richtig»
interpretiert.
Es kann nicht nachdrücklich genug darauf verwiesen werden, dass in
diesem Buch der Begriff «Spiel» ohne jede spielerische oder verspielte Bedeutung zu verstehen ist, sondern seinem Sinn nach von der mathematischen Spieltheorie übernommen wurde und sich auf zwischenmenschliche Verhaltensabläufe bezieht, die regelgebunden sind.
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