Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
diesem Kurs kommt ihr nicht durch. Wir müssen sehen, dass wir einen anderen Weg durch das Klippengewirr finden!«
    »Ich weiß nicht, wohin ich steuern soll!«, rief die kleine Runi verzweifelt.
    Ellek schoss wieder davon und kehrte kurz darauf mit der erlösenden Nachricht zurück, dass er einen Durchgang in dem Klippenwall gefunden habe. Das Boot folgte ihm und zwängte sich zwischen zwei von Gischt überspülten Felsen hindurch. Dann aber drehte der Wind, und sie wurden gegen eine weitere Klippenreihe getrieben.
    »Du musst paddeln!« Hekendialondilan brachte das Boot dazu, ein Paddel aus seiner Kristallmasse zu formen, und reichte es Tirah.
    »Siehst du dort vorne die höher aufragenden Felsen? Zwischen denen müssen wir hindurch. Boot, du brauchst jetzt einen ganz flachen Rumpf, sonst laufen wir auf!«
    Das Boot jammerte bei diesen Worten geradezu herzerweichend, bemühte sich dann aber, den Befehl seiner Herrin zu befolgen, so gut es nur ging. Mit Tirahs Hilfe, die für einen Menschen außergewöhnlich kräftig und ausdauernd war, vermochte Hekendialondilan, das Boot an den Spalt zwischen den Klippen heranzubringen. Als sie hindurchfuhren, spürte sie, wie das Schiffchen sich verzweifelt flacher machte. Vor sechsunddreißig Jahren hatte Mera ihnen mit ihren magischen Kräften über diese Schwelle geholfen. Diesmal aber mussten sie eine höhere Welle dazu ausnutzen. Die kam jedoch aus der falschen Richtung und trieb das Boot gegen die Felsen. Der Kristallrumpf knirschte, und in der Bordwand bildeten sich Risse. Mit letzter Kraft gelang es dem Runimädchen, einen Bruch der Planken zu verhindern.
    »Nur noch ein kleines Stück!«, rief sie Tirah zu und wies mit dem Kopf auf die Felseninsel, die direkt vor ihnen lag. Halb links von ihnen öffnete sich ein gähnender Schlund, der Wasser ansog und im weiten Bogen wieder ausspie.
    »Müssen wir dort hinein?« Tirah schauderte es bei dem Gedanken. Aber da sah sie schon den Treiberfisch mit Tharon im Schlepp auf die Höhle zuschwimmen.
    »Beeilt euch!«, schrie er. »Hinter euch ballt sich Schwarzmagie zusammen. Sie wird euch gleich treffen!«
    Seine magische Stimme verriet, dass er am Ende seiner Kraft war. Im gleichen Augenblick spürte Hekendialondilan, wie ihr Rücken unter den ersten schwarzen Schwaden zu brennen begann. Wenn sie nicht innerhalb weniger Atemzüge die Höhle erreichten, würde das Boot in einem Feuerball verglühen. Daher ließ sie ein weiteres Paddel entstehen, packte es und stieß es in die Wellen.Tirah erhöhte ebenfalls ihre Anstrengungen, ohne einen Blick über die Schulter zu werfen. Auch sie wusste, dass sie verloren waren, wenn die dichte Ballung schwarzer Magie das weiße Boot erreichte.
    Sie schafften es um Haaresbreite. Als die Öffnung vor dem Bug auftauchte, strömte das Wasser gerade in die Höhle und riss sie mit. Hinter ihnen jagte die schwarze Wolke über die Felsen und wurde vom Sturm weitergerissen. Nur ein kleiner Ausläufer drang in die Höhle, doch der fraß wie Säure an dem Kristallrumpf des Bootes und löste Teile davon auf. Der Geist des Schiffchens schrie, als stecke er in höchster Todesnot. Aber es glitt unter dem Druck der Paddel weiter und ließ trotz der vielen Schäden kein Wasser durch die Risse im Kristall dringen. Als es endlich das Ende der schlauchähnlichen Höhle erreichte und in den Teil einfuhr, der eine Art Dom bildete, war seine magische Kraft fast aufgebraucht, und es lief Gefahr, zu einem leblosen Kristallgebilde zu erstarren. Die beiden Mädchen mussten aussteigen und es auf die trockene Felsplatte ziehen, damit das immer noch mit Schwarz angereicherte Wasser es nicht weiter zerstören konnte.
    Ellek war dem Boot gefolgt und hielt den Kopf des Magiers über Wasser. »Kommt den Mann holen! Ihm geht es nicht besonders gut«, meldete er den beiden Mädchen. Tirah hatte sich nach der letzten Anstrengung erschöpft in den Sand fallen lassen, kämpfte sich aber wieder auf die Beine und watete auf Tharon zu. Er wirkte so schlaff, als hätte er das Bewusstsein verloren. Doch als sie sich über ihn niederbeugte, sah sie, dass er die Lider öffnete und sie anstarrte.
    »Sag, dass es nur ein Albtraum ist und ich gestern Abend ein Glas Gurrimtod zu viel getrunken habe!« Seine Stimme war kaum zu verstehen, trotzdem spürte sie, wie erleichtert er war, nicht mehr Wind und Wellen ausgeliefert zu sein.
    »Wie steht es um dich, großer Magier? Kannst du auf deinen Füßen stehen, oder muss ich dich tragen?«
    »Tragen

Weitere Kostenlose Bücher