Merani und die Schlange unter dem Meer
so komisch, dass die beiden Mädchen sich das Lachen verkneifen mussten.
Er bemerkte es und brummte unwillig. »Zur Not geht es auch so. Aber irgendwie bedauere ich es, dass mir bei meiner Ausbildung kein Zauber gegen Sodbrennen gelehrt worden ist.«
Vorsichtig legte er sich bequemer hin, bettete seinen gebrochenen Arm in den weichen Sand und blickte gegen die Decke, die im Schein der beiden Kristalle, die am Bug des Eirunschiffchens wie Scheinwerfer leuchteten, schemenhaft zu erkennen war. Das weiße Licht tat seinen Augen weh, und daher schloss er die Lider. »Meandhir soll Gynrarr und die anderen holen«, stöhnte er.
»Ich hoffe, du wirst dir die Kerle selbst holen, großer Magier. Was die mit uns gemacht haben, war übelster Verrat«, wandte Tirah ein.
»Sei still, oder willst du, dass sie alles mithört!«, warnte sie Tharon und wies auf das Eirunmädchen.
Tirah schüttelte den Kopf. »Nein, großer Magier, ich kann nicht den Mund halten. Gynrarr und seine Leute haben sich als unsere Todfeinde entpuppt, und für mich ist der Feind meines Feindes ein möglicher Verbündeter. Die Eirun sagt, die Stürme wären nicht mitAbsicht gegen unser Land gelenkt worden, und ich glaube ihr. Was hätte es ihnen gebracht, das Violette Land so offen zu attackieren? Glaubst du vielleicht, wir würden tatenlos zusehen, wie unsere Küsten verheert werden?«
Trotz des schmerzenden weißen Lichts öffnete Tharon die Augen und sah Hekendialondilan durchdringend an. »Höre mir gut zu! Tirah und ich sind nicht deine Feinde und auch nicht die deiner Leute. Mir geht es nur um die Stürme, die das Violette Land bedrohen. Außerdem suche ich einen Verräter, der vor gut tausend Jahren mit einem mächtigen Artefakt verschwunden ist, das der Feuerthron genannt wird. Wenn dieses Artefakt in die falschen Hände gerät, kann es großen Schaden anrichten.«
»Oder in den richtigen Händen Schaden verhüten!« Hekendialondilans Augen funkelten zornig. Der Feuerthron stellte derzeit den einzigen Schutz gegen die magischen Stürme dar, und für sie war jeder ein Feind, der ihn Mera und Girdhan abnehmen wollte.
Tharon spürte, dass er anders vorgehen musste, um das Eirunmädchen dazu zu bringen, mit ihm und Tirah zusammenzuarbeiten. Daher hob er seinen unverletzten Arm und deutete eine beschwichtigende Geste an. »Ich will euch doch nichts Böses, Mädchen. Aber ich muss den Magiern folgen, die versucht haben, mich auszuschalten, und sie daran hindern, noch mehr Schaden anzurichten. Diese gehen, wie du an mir und Tirah sieht, über Leichen, um ihre Ziele zu erreichen. Du musst uns helfen! Sonst werden diese Magier sich gegen deine Leute wenden und viele von ihnen töten.«
Einen Augenblick lang schwieg Tharon, doch als er keine Antwort erhielt, sprach er weiter und begann, der jungen Eirun, die sich selbst Runi nannte, von seiner Heimat zu erzählen.
5
Der Großadmiral war ein ausgezeichneter Seemann, das wurde Merani bereits auf den ersten Meilen klar. Obwohl seine magische Begabung eher gering war, war seine Erfahrung so groß, dass er stets voraussagen konnte, in welche Richtung der Wind drehen würde. So hielt er die »Seeschäumer II« gut von den Drachenzähnen frei. Kurz darauf wendete er den Bug des Schiffes und segelte in Sichtweite der ilyndhirischen Küste entlang nach Süden und gelangte durch die Straße von Teren in die Innere See.
Hier sahen Merani und die anderen einen von allen sechs magischen Farben überzogenen Himmel über sich, über den der Sturm gewaltige Wolkentürme trieb. Unter dem Druck des Windes legte die zweimastige Yacht sich stark zur Seite und geriet in Gefahr, Wasser aufzunehmen.
Kip warf das Ruder herum und begann zu brüllen. »Verdammt noch mal, holt die Fock endlich herunter, oder wollt ihr absaufen?«
Sofort stürmten sein Sohn und die vier Matrosen los und kletterten die Wanten hoch, um das Focksegel zu bergen. Kipan erwies sich dabei als geschickter als die anderen, obwohl diese weitaus länger als er zur See gefahren waren.
Sein Vater kommentierte es mit einem zufriedenen Grinsen. »Der Junge ist schon in Ordnung, wenn er die Planken eines richtigen Schiffes unter seinen Füßen hat und nicht die eines der Spielzeuge der königlichen Flotte«, rief er seiner Frau zu, die sich in seiner Nähe am Deckshaus festhielt.
Anih hatte die bisherige Fahrt gut überstanden. Doch nun wurde das Schiff von den Wellen hochgerissen und schien dann jedes Mal in einen Abgrund zu stürzen. Anihs
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