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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wäre mir das Allerliebste. Aber ich dürfte dir zu schwer sein«, antwortete Tharon.
    Da hatte das Mädchen ihn bereits unter den Achseln und den Knien gefasst und hochgehoben. Sie schwankte ein wenig unter der Last, aber sie brachte den Magier an Land.
    »Für einen Menschen bist du ungewöhnlich stark«, kommentierte Hekendialondilan den Kraftakt.
    »Ich bin eine Mar und eine Kriegeradeptin. Daher muss ich stark sein!«, antwortete Tirah stolz.
    »Was ist eine Mar und was eine Kriegeradeptin?«
    »Wir Mar sind das große Kriegervolk des Violetten Reiches. Selbst die Spitzohren des Westens fürchten unsere Schwerter!« Tirah wirkte beleidigt, weil das weiße Mädchen ihr Volk nicht zu kennen schien.
    Aus Angst, es könne sich ein Streit entzünden, sprach Tharon die Eirun an. »Wie es aussieht, kennst du die Lande, aus denen wir kommen, ebenso wenig wie wir deine Heimat. Willst du uns nicht ein wenig darüber erzählen?«
    »Nein! Denn ihr wärt mir gegenüber dann im Vorteil. Warum seid ihr eigentlich in unseren Archipel gekommen?«
    »Wegen der magischen Stürme. Sie sind im letzten Jahr immer zahlreicher geworden und haben den Süden des Violetten Landes zerstört. Dabei sind viele Menschen umgekommen. Wir haben festgestellt, dass die Stürme von hier aus gegen die Küsten gelenkt wurden.« Auch wenn Tharon sich im Augenblick als Gefangener sah, wollte er möglichst viel über denjenigen erfahren, der die Stürme lenkte.
    Zu seiner Überraschung strahlte das weiße Mädchen Erschrecken aus. »Das wollten Mera und Girdhan gewiss nicht! Sie versuchten, unsere Inseln zu schützen, und lenkten die magischen Stürme deshalb aufs Meer hinaus.«
    Tharon war stolz auf seine Fähigkeit, bei fast allen Wesen, mit denen er sprach, Lüge und Wahrheit auseinanderhalten zu können.Daher war er sicher, dass die Eirun nicht log. »Wenn das stimmt, wäre es fatal. Wir wurden ausgeschickt, jene zu vernichten, die diese Stürme aussenden.«
    »Im Augenblick bist du dazu wohl kaum in der Lage«, warf Tirah ein. »Wenn kein Wunder geschieht, werden wir hier in dieser Höhle bleiben und uns von rohen Krebsen und Fischen ernähren müssen, es sei denn, du verstehst einen Zauber, sie ohne Feuer zu braten. Wie steht es eigentlich mit Trinkwasser? Wenn es keines gibt, solltest du welches herbeizaubern können.«
    »Wenn ich etwas ausgeruhter bin, versuche ich einen Regenzauber zu sprechen. Ich hoffe, du hältst so lange durch.« Tharon musterte Tirah bei seinen Worten nachdenklich. Obwohl sie gewisse magische Anlagen besaß, würde sie nicht lange ohne Wasser überleben können.
    »Wasser kann ich besorgen«, erklärte Hekendialondilan zu seiner Erleichterung. »Allerdings kannst du es wahrscheinlich nicht trinken, denn es entsteht durch einen weißen Zauber.«
    »Ich bin ein Magier und vermag mich länger zu erhalten als ein Mensch. Doch um Tirahs willen bin ich froh um dein Wasser.«
    Tirah nickte zu Tharons Worten. »Ich habe einen Durst, als hätte ich Taliens Hölle durchquert.«
    Hekendialondilan machte eine beschwichtigende Geste und holte einen kleinen Kristalleimer aus dem Boot. Den füllte sie in einer weiteren Höhle mit Wasser, das nicht schwarz vergiftet war, und stellte ihn auf den Boden. Die zunächst glänzenden Wände des Eimers wurden stumpf, und dann perlten feine Salzkörner von ihm ab. Nach einer Weile nahm Hekendialondilan einen Becher und reichte ihn Tirah.
    »Hier, trink du erst einmal. Ich kann noch warten.«
    Die junge Mar-Kriegerin zögerte einen Augenblick, nahm dann aber den Becher und füllte ihn mit dem Wasser aus dem Eimer. Misstrauisch probierte sie es und trank den Becher dann leer, ohne einmal Luft zu holen.
    Dann blickte sie die weiße Eirun ebenso verblüfft wie erleichtert an. »Ich danke dir! Das Wasser schmeckt ausgezeichnet, und es strahlt auch nicht so weiß, dass es für Tharon Gift wäre. Es dürfte ihm ein wenig im Schlund und im Magen brennen, aber …«
    »Rede nicht so viel, sondern gib mir den Becher, denn ich habe ebenfalls Durst. Halt, nein! So geht das nicht. Das Ding ist voll weißer Magie und würde mir die Lippen verbrennen. Du wirst mir das Wasser mit deinen Händen schöpfen müssen.« Tharon seufzte, denn ihm wurde klar, wie stark er vorerst auf die Hilfe des violetten Mädchens angewiesen war.
    Tirah kniete neben ihm nieder und ließ Wasser in seinen Mund träufeln. Obwohl er etliche Male nach mehr verlangte, verzog er das Gesicht, als würde ihm Jauche eingeflößt. Das wirkte

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