Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Kristall, auf dem sie saß, sich auf einmal kalt und unangenehm anfühlte, wurde Mera klar, dass die fremden Magier sie überlistet hatten.
    »Tenelins Hölle! Ich hätte das Schiff der Fremden doch auf See angreifen sollen. Jetzt sind wir verloren.«
    »Noch nicht!«, antwortete Girdhan. »Wir besitzen immer nochunsere Armee und können uns Unterstützung von den anderen Inseln holen. Diesen Kampf geben wir noch nicht verloren.«
    »Du hast die Waffen gesehen, über die die Fremden verfügen. Einem Blitz, der auf Dutzende Meilen Entfernung einschlägt, haben wir nichts entgegenzusetzen. Wir haben versagt! Alle haben wir im Stich gelassen!«
    Mera barg weinend den Kopf in den Händen und sah daher nicht, wie Torrix von Ilyndhir, Meranis Lehrerin Yanga und Argo von Ardhu in heller Aufregung in den Saal stürmten.
    »Was ist los?«, rief Careelas Gatte schon von Weitem. »Die magischen Felder sind fort, und ich spüre die Magie des Feuerthrons nicht mehr.«
    »Das waren die Fremden! Sie müssen einen Zauber kennen, mit dem sie den Feuerthron seiner Macht berauben konnten«, antwortete Mera tränenüberströmt.
    »Dann kennen sie auch einen Zauber, mit dem sie ihm seine Kraft zurückgeben können, wenn sie ihn in Besitz genommen haben. Wenn das passiert, ist alles verloren, für das wir gekämpft haben. Rasch, wir müssen den Feuerthron fortbringen, damit er nicht in die Hand des Feindes fällt!« Argo ging darüber hinweg, dass es unmöglich schien, den riesigen Klotz aus Kristall zu bewegen.
    Torrix und Yanga nickten jedoch beifällig, und Girdhan stimmte seinem Freund lebhaft zu. »Argo hat recht! Der Feind darf den Feuerthron nicht bekommen. Wir schaffen ihn aus der Festung hinaus und bringen ihn an die westliche Küste.«
    »Aber wie?«, fragte Mera verzweifelt. »Ohne den Feuerthron können wir nicht einmal mehr die Levitationsschächte benutzen. Selbst hundert kräftige Gurrländer vermögen ihn nicht aus der Festung hinauszutragen!«
    »Allein vielleicht nicht, aber wenn ich ihnen helfe, kann es gehen!« Argo streifte sich in aller Eile die Kleidung vom Leib, bis er nackt im Thronsaal stand, und konzentrierte sich auf den faustgroßen magischen Kern in seinem Inneren. Sofort streckte sichseine Gestalt, sank auf alle viere und begann zu wachsen. Dazu bekam er einen keilförmigen Kopf mit einem zahnbewehrten Maul und einen Panzer aus sechseckigen, in allen magischen Farben schillernden Schuppen.
    Mera betrachtete ihn nachdenklich. »Vielleicht müssen wir den Feuerthron gar nicht erst wegbringen. Das Feuer eines Arghan soll ihn schmelzen können, heißt es. Argo ist in den sechsunddreißig Jahren erstaunlich gewachsen. Also sollte sein Feuer jetzt stark genug sein.«
    »Willst du den Thron wirklich vernichten?«, wandte Girdhan ein, der jetzt auf einmal eine Verbundenheit zu dem riesigen Artefakt spürte, das ihm bisher fremd geblieben war.
    Seine Frau schnellte zu ihm herum. »Sollen wir ihn den Feinden überlassen? Ich sage, er muss zerstört werden! Lass uns zur Seite gehen, damit Argo sein Feuer darauf richten kann.«
    »Die Magierkaiserin hat recht«, stimmte Torrix ihr zu. »Wenn der Feuerthron uns nicht mehr helfen kann, ist er für uns wertlos geworden. In den Händen der Feinde aber dürfte er unser aller Ende bedeuten.«
    Das sah Girdhan ein. Er erhob sich mit müden Bewegungen und folgte Mera, die ein ganzes Stück in den Thronsaal hineinging und dort stehen blieb. Zum ersten Mal seit vielen Monaten war der Feuerthron verwaist und stand nun seltsam fremd in der großen Halle.
    »Was wird mit den magischen Stürmen, wenn der Feuerthron vernichtet wird?«, fragte er und begriff sofort, dass er sich an eine Möglichkeit klammerte, das große Artefakt zu behalten.
    Mera schnaubte. »Setz dich darauf und versuche, einen magischen Sturm zu beherrschen!«
    Bislang hatte sie die Faszination des Feuerthrons weitaus stärker gespürt als Girdhan und wäre dem Rausch der Macht ohne ihn vielleicht erlegen. Doch nun hatte sie den Eindruck, als hinge Girdhan stärker als sie an dem schwarzen Ding, das ihn mehr als drei Jahrzehnte zum Herrn über Leben und Tod gemacht hatte.
    »Setz dein Feuer ein, Argo«, forderte Mera ihren wandlungsfähigen Freund auf.
    Der Arghan trat ein Stück auf den Thron zu und öffnete seinen Rachen. Rauch und kleine Flammenzungen schossen heraus und hüllten das Kristallgebilde ein. Dann holte er tief Luft und schoss einen armdicken Strahl ab. Sein Feuer wirkte beeindruckend, löste aber

Weitere Kostenlose Bücher