Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
und senkte seufzend den Kopf. »Dann soll es so sein!«
    Ihre Großmutter und ihre Mutter umarmten sie nacheinander und drückten sie an sich. »Du wirst sehen, es wird alles gut«, sagte Merala mit einem feinen Lächeln.
    »Aber was machen wir mit Merani? Wenn sie sich noch auf Ilyndhir befindet, müssen wir Boten schicken und sie warnen!«
    »Ich werde Boten zu allen Inseln schicken, und auf dem Weg wird auch Merani erfahren, wie unsere Sache steht. Sie soll sich in den Hexenwald zurückziehen. Dort ist sie zumindest vorerst in Sicherheit.«
    Damit war für Girdhan alles gesagt, und er wies die Gurrländer an, den Feuerthron so rasch wie möglich aus der Höhlenfestung zu schaffen. Er selbst rief die Anführer der Truppen zu sich, um sichmit ihnen zu beraten. Zwar besaß Gurrland nicht mehr jenes gewaltige Heer wie noch vor sechsunddreißig Jahren. Aber die Krieger, die die Insel aufzubringen vermochte, waren gut ausgebildet und liebten ihre Heimat. Sie würden sich dem Feind, der über das Meer gekommen war, niemals ergeben.
    Dies wusste auch Mera, die sich nun von ihrem Mann, ihren Verwandten und den übrigen Magiern verabschiedete. »Am liebsten würde ich mit euch gehen. Ich komme mir direkt feige vor, weil ich euch allein zurücklasse!«, sagte sie mit belegter Stimme.
    Torrix, der von den anderen Magiern und den Hexen zu ihrem Anführer ernannt worden war, lachte kurz auf. »Keiner wird Euch feige nennen, Magierkaiserin. Ich stehe lieber zehn solchen eisernen Schiffen gegenüber, als an jenen Ort zu fahren, an den Ihr Euch jetzt begebt!«
     
    20
     
    Irgendetwas war im Gange. Zwar konnte Regandhor nicht sagen, was, doch er fühlte es bis in die Spitze seines Arghanschwanzes, dass unvorhergesehene Dinge geschahen. Zuerst dachte er, es würde mit Sirrin zusammenhängen. Doch die Magierin lag noch immer wie eine leblose Gliederpuppe auf seinen Pranken, und ihr Geist würde sich wohl nur durch ein Wunder wieder regen. Regandhor wusste nicht genau, welcher Zauber Sirrin erwischt hatte, schätzte aber, dass sie in Stasis versetzt worden war. Zwar besaß er die Fähigkeit, gegen ihn selbst gerichtete Zauber aufzulösen, und er vermochte teilweise auch andere davon zu befreien. Aber wenn er dies auch bei Sirrin versuchte, würde er ihr bleibende Schäden zufügen.
    »Ich müsste sie ins Violette Land zurückschaffen. Die Lin’Velura würde wissen, was zu tun ist«, sagte er zu sich selbst. Aber den ganzenWeg schwimmend zurückzulegen, vermochte er nicht einmal in seiner vierfüßigen Gestalt.
    »Ich bin ein Versager«, setzte er sein Selbstgespräch fort. »Alle haben ihr Vertrauen in meine besonderen Kräfte gesetzt, aber ich bin nicht einmal in der Lage, meine Freunde zu schützen.« Er dachte dabei an Tirah, die zusammen mit Tharon in einer gewaltigen Gegenfarbenexplosion umgekommen war.
    Nach einer Weile streckte er seinen Kopf zwischen den Rippen des großen Arghanskeletts hinaus. Zunächst sah er nur magische Wirbel in der Luft und spürte den Widerhall der Gegenfarbenexplosionen. Dazu brauste der Sturm mit einer Wucht über die Insel, dass er ihm schier die Schuppen wegriss. Er würde nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschen, hier gefangen zu sein.
    Dennoch war ihm, als höre er Stimmen, die im Heulen des Sturms oder auch im Gestein mitschwangen und unverständliche Worte raunten. Unruhig geworden versuchte er, sich bequemer hinzulegen. Da brach ein Stück des Bodens unter seiner Pfote ein, und als er mit seinen magischen Sinnen nach dem Hohlraum tastete, der unter ihm sichtbar wurde, stellte er fest, dass er ein Höhlensystem entdeckt hatte, das sich tief unter der Erde bis zur Küste erstreckte.
    Eine Höhle war auf alle Fälle ein besseres Versteck als das Arghanskelett, durch das der Wind immer noch mit beträchtlicher Stärke hindurchfegte. Vielleicht, so hoffte er, würde ihm in relativer Sicherheit vor dem Sturm und den magischen Explosionen etwas einfallen, wie er Sirrin helfen konnte.
    Als Arghan passte er nicht durch die kleine Bodenöffnung, und so schob er zuerst Sirrin hinein, damit sie in Sicherheit war, und erteilte sich selbst den Befehl, sich zurückzuverwandeln. Es dauerte einige Augenblicke, und in der Zeit schmirgelte der Wind wie mit Scheuersand über seine nackte Haut und riss sie blutig. In der Höhle blieb er für ein paar Augenblicke schmerzerfüllt liegen, bis seine Selbstheilungskräfte die Schrunden geschlossen hatten. Dabei nahm er die magischen Ausstrahlungen

Weitere Kostenlose Bücher