Merani und die Schlange unter dem Meer
aufhören, doch da vernahm er die Stimme des fremden Magiers hinter sich. »Mach weiter! Du schaffst es!«
Unwillkürlich gehorchte Careedhal. Gleich darauf beruhigte Merani sich wieder, und ihre wächserne Haut nahm Farbe an. Sie lag zwar immer noch in tiefer Bewusstlosigkeit, doch ihr Atem ging nun regelmäßig, und als Careedhal ihren Puls prüfte, schlug dieser weitaus stärker als vorher.
»Gut gemacht, Junge! Jetzt musst du nur noch drei weitere Stellen ihres Körpers reinigen, aber das wird dir leichter fallen. Da ist einmal eine Ansammlung Weiß in ihrem Bauch, dann …« Während Tharon die Stellen nannte, die er ausgemacht hatte, prüfte er Careedhals Ausstrahlung gründlicher und war irritiert. Zwar gab es hier und da Magier, die feindliche Magie aus einem lebenden Wesen herausholen konnten, aber diese waren selten und hoch ausgebildet. Auch den wenigen Heilerinnen, die sich auf diese Kunst verstanden, merkte man die langjährige Ausbildung an. Dieser Junge aber war weder von einem starken Magier noch von einer Heilerin geschult worden, sondern zum größten Teil noch ein sogenanntes wildes Talent.
Unwillkürlich dachte Tharon erneut an jenen Späher, der der Schwarzen Armee hohe Verluste erspart hatte. Dieser hatte die gleiche Fähigkeit wie dieser Junge besessen, obwohl er nach Aussage hochrangiger Magier eher gering begabt gewesen war. Tatsächlich hatte Careedhal große Ähnlichkeit mit Radhraghor, besonders wenn er lächelte, und ihm kam es so vor, als gäbe es eingemeinsames Band zwischen den beiden, obwohl sie verschiedenen Völkern und Farben angehörten.
Tharon war klar, dass auch er unter einigen Einschlüssen von Feindmagie litt, die ihm Schmerzen bereiteten und den Heilungsprozess behinderten. Nicht zuletzt deswegen achtete er genau auf das, was Careedhal tat. Der Junge löste die zweite weiße Stelle im Leib des schwarzen Mädchens bereits weitaus leichter auf als die erste, und kurz darauf war seine Patientin vollkommen feindfarbenfrei. Das Erstaunlichste dabei war jedoch, dass der Junge danach kein bisschen erschöpft wirkte. Soweit Tharon es hatte verfolgen können, hatte Careedhal die weiße Magie in sich aufgenommen und violett umgefärbt. Das war natürlich unmöglich, aber er fand keine andere Erklärung für dessen Vorgehensweise.
»He, Careedhal!«, rief er. »Kannst du vielleicht auch mir helfen? In meinem Körper steckt ebenfalls batzenweise Weiß.«
Jetzt gilt es, dachte er. Feinden würde daran gelegen sein, ihn schwach und hilflos zu halten. Wenn die Leute ebenfalls so handelten, würde er keine Hilfe bekommen. Zu seiner Erleichterung trat der Junge jedoch sofort auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Brust.
Nach einem Augenblick intensiver Konzentration starrte Careedhal den Magier fassungslos an. »In dir steckt sehr viel für dich giftiges Weiß! Du musst ungeheuer stark sein, denn eine andere schwarzmagische Person hätte längst das Bewusstsein verloren oder wäre schon daran gestorben.«
Während Careedhal begann, die weiße Magie in Tharons Körper aufzulösen, hielt der Magier die junge Eirun scharf im Auge. Nach seinen Erfahrungen mit den Spitzohren erwartete er, dass sie dem violetten Jungen verbieten würde, ihm zu helfen.
Doch das Spitzohrmädchen kam neugierig näher. »Gleich hast du weniger Schmerzen, großer Magier«, sagte es freundlich.
»Ich bin kein großer Magier, sondern derzeit eher ein großerTrottel«, antwortete Tharon mit einem Lachen, das seine Erleichterung verriet.
Seine Schmerzen ließen nach, und nach kurzer Zeit fühlte er sich sogar wieder in der Lage, einen Zauber mittlerer Stärke zu sprechen. Er machte jedoch keinen Versuch, seine Kräfte zu erproben, um die Leute um sich nicht zu erschrecken. Im Grunde waren sie derzeit seine einzig möglichen Verbündeten. Daher musste er alles tun, um sie davon zu überzeugen, dass nicht er ihr Feind war, sondern die Magier auf »Giringars Hammer«.
17
Der Angriff auf die Stadt brachte Mera in Rage, und sie prüfte, wie sie die volle Macht des Feuerthrons gegen die Angreifer einsetzen konnte. Die Situation dafür war günstig, denn eine größere Gruppe an Kriegern drang im Schutz von Abschirmartefakten in das Land vor. Es handelte sich dabei vor allem um Menschen, die von Leuten begleitet wurden, die wie Gurrländer aussahen und sich nur durch die fremdartigen Abzeichen auf ihren Rüstungen von ihren eigenen Soldaten unterschieden. Die fremden Gurrländer waren sogar mit
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