Merani und die Schlange unter dem Meer
Ihr Anführer Wassuram hatte neben dem Feuerthron noch etliches an Waffen mitgehen lassen.
»Sollen wir den Kampf beenden und ablaufen?«, fragte der Steuermann besorgt.
Ewalluk musterte den Mann wie einen Schwachsinnigen. »Du vergisst wohl, wer wir sind. Fahrt mitten in die Galeeren hinein und feuert, was die Schleudern hergeben!«
Noch während er sprach, zuckten zwei weitere Feuerbälle auf »Giringars Hammer« zu, und diesmal trafen sie.
»Verdammt! Wieso ist unsere Abschirmung nicht hochgefahren?«, brüllte Ewalluk.
»Die Abschirmung kostet viel Magie, und da die anderen Schiffe in diesem Archipel keine Waffen besitzen, die uns gefährlich werden können, haben wir gedacht …«, stotterte sein Stellvertreter.
»Ihr sollt nicht denken, sondern handeln! Erzeugt endlich das Abschirmfeld. Diese Kerle schießen mit den gleichen Feuerbällen wie wir, und das Zeug greift sogar unseren verdichteten Stahl an.«
»Ja, Hochmagier!« Die Finger der Adepten flitzten über die Kontrollen, und kurz darauf dehnte sich ein schwarzmagisches Feld um »Giringars Hammer« aus.
»Na endlich«, murmelte Ewalluk und wies auf die sechs Schiffe. »Und jetzt versenkt sie!«
11
Dies war der Moment, in dem das magische Auge des Feuerthrons sich auf diesen Teil des Meeres richtete. Mera und Merani hofften noch, dass die überlegene Zahl der Galeeren ausreichte, um mit dem eisernen Ungetüm fertig zu werden. Dann aber sahen sie, wie Feuerkugeln auf beiden Seiten abgeschossen wurden, und ihre Zuversicht schwand. Das fremde Schiff besaß ein ausgezeichnetes Schirmfeld, an dem die Geschosse der Galeeren wie Regen abtropften. Bei den eigenen Schiffen hingegen schwankten die Abschirmungen bereits nach wenigen Treffern und drohten zusammenzubrechen.
»Ich muss etwas tun!«, rief Mera und wollte die Kräfte des Feuerthrons gegen das feindliche Schiff wenden, um es zu versenken.
Da riss Tharons Stimme sie aus ihrer Konzentration. »Halt! Nein! Ich brauche das Schiff noch. Es gibt einen anderen Weg, sie aufzuhalten.«
»So, und welchen?«, fuhr sie ihn zornfunkelnd an. »Das da sind meine Leute, die dort von deinen Leuten vernichtet werden!«
»Noch ist es nicht so weit. Gib mir die Hand … Nein, warte! Das muss deine Tochter tun.«
»Warum?«, fragte die Magierkaiserin, doch da hatte Tharon bereits Meranis Rechte ergriffen.
»Richte deine Gedanken auf das Schiff«, forderte der Magier sie auf.
Merani tat es und hatte für einen Moment das Gefühl, als würde sie auf »Giringars Hammer« niederstürzen. Ihr Fall wurde jedoch gebremst. Sie sank wie eine Feder auf das Abschirmfeld herab und durchdrang es.
»Was hast du gemacht?«, wunderte Mera sich. »Als Girdhanund ich nach diesem Schiff gegriffen haben, wurden wir zurückgeschleudert.«
»Ich trage Giringars Siegel! Das Schiff muss mir gehorchen!« Trotz seiner optimistisch klingenden Worte traten feine Schweißperlen auf Tharons Stirn, und Merani wimmerte vor Schmerz, als sie auf weitere Schutzfelder trafen.
»Nimm dich zusammen! Sonst geht es euren Schiffen an den Kragen«, herrschte Tharon das Mädchen an.
Merani biss die Zähne zusammen und drang Schritt für Schritt in das Innere des Schiffes vor. Es war, als wühle sie sich durch zähen, erstickenden Schlamm. Dabei wusste sie nicht einmal, nach was sie suchen sollte. Tharon trieb sie vorwärts, bis sie schließlich einen Bereich erreichte, der so magisch aufgeladen war, dass sie nur noch schwarzes Feuer vor sich sah.
»Dies ist der zentrale Steuerkristall des Schiffes. Von hier aus werden sämtliche größeren Geräte kontrolliert und mit Magie versorgt. Ihn müssen wir ausschalten. Strahle das Siegel auf meiner Hand darauf ab!«
Tharon wusste, dass er schier Unmögliches von dem Mädchen verlangte. Keine Adeptin des Schwarzen Landes hätte das vollbringen können. Doch Merani war ganz anders und weitaus intensiver ausgebildet worden als die magisch begabten Mädchen seiner Heimat.
Merani spürte, dass ihre rechte Hand auf einmal so heiß wurde, als würde sie sie ins Herdfeuer halten. Doch in dem Augenblick, indem sie den Schmerz nicht mehr auszuhalten glaubte, zuckte ein schwarzer Blitz aus ihrer Rechten und schlug in den Steuerkristall ein. Im selben Augenblick erloschen Antrieb und Schirmfeld des Schiffes, und die Anzeigen der Beobachtungs- und Spähartefakte wurden blind.
12
Ewalluk wurde von dem Versagen der Artefakte des Schiffes völlig überrascht. Eben noch hatten drei gleichzeitig
Weitere Kostenlose Bücher