Merani und die Schlange unter dem Meer
Tochter folgte ihr sofort, und auch Tharon erhob sich und ging leise fluchend hinter ihnen her.
»Was hast du vor?«, fragte er, als Mera sich auf den Feuerthron setzte.
Mera griff nach den Armlehnen, setzte das Artefakt aber nicht ein, sondern blickte den Magier zornig an. »Ich will nachschauen, wie sich die Lage auf Gurrland entwickelt hat.«
»Hinschauen kannst du meinetwegen. Aber greife nicht ein, bevor du dich mit mir verständigt hast. Du musst das Artefakt sehr vorsichtig einsetzen, denn seine Magie dürfte unser violettes Spitzohr beunruhigen. Zudem kenne ich die Kerle, die dein Land besetzen, und weiß, wie man mit ihnen fertig werden kann.«
Tharons machte sich im Grunde weniger Sorgen um die Lir als um die zornige Frau. Wenn diese gegen die Schwertmagier vorging, würde sie sich die Rachsucht einiger anderer Hoch- und Erzmagier aus Caludis’ engerem Dunstkreis einhandeln.
Mit einer entschlossenen Geste trat er neben sie und legte seine Hand auf ihre Schulter. »Ich versuche das wahrzunehmen, was du siehst, damit ich dir raten kann.«
Wenn es um den Feuerthron ging, traute Merani dem Schwarzlandmagier nicht stärker über den Weg als ihre Mutter, ließ es sich aber nicht anmerken. Daher fragte sie nur lächelnd: »Soll ich dir helfen, Mama? Du bist doch gewöhnt, den Feuerthron mit Papa zusammen zu beherrschen!«
Die Magierkaiserin sah ihre Tochter durchdringend an und nickte. »Setz dich neben mich!«
Bei diesen Worten atmete Tharon auf. Er wusste um die Macht, die der Feuerthron verlieh, und hätte es nie gewagt, sich zu seinem Herrn aufzuschwingen. Auch Mera hätte ihn niemals benutzen dürfen. Für sie und ihren Mann würde es schwer werden, sich an ein Leben ohne dieses scheinbar Allmacht verleihende Artefakt zu gewöhnen. Doch wenn der Feuerthron auf dem Archipel blieb, würden andere Magier aus dem Schwarzen Land kommen, um sich seiner zu bemächtigen. Aus diesem Grund musste er Mera dazu bringen, ihm den Feuerthron zu überlassen. Da sie gewohnt war, ihre Macht mit ihrem Ehemann oder auch mit ihrer Tochter zu teilen, würde sie vielleicht dazu in der Lage sein. Dafür aber musste er ihr helfen, ihre Heimat rasch und mit möglichst geringen Verlusten wiederzugewinnen.
Mit einem bösen Lächeln, das in erster Linie Gynrarr galt, sah er zu, wie sich über dem Feuerthron ein magisches Auge formte, das rasch an Höhe gewann. Nun konnten die drei die Veränderungen wahrnehmen, die nach der Rettung der beiden magischen Zwillinge entstanden waren. Die Insel, auf der sie sich befanden, war nun so groß, dass sie das gesamte Gebiet der Schären umfasste, und im Westen erstreckte sich der violett schimmernde Gebirgszug, der aus dem Leib der Lir entstanden war.
Der Rest des Archipels war zum Glück nicht betroffen, und es schien dort auch keine weiteren Sturmschäden oder Verwüstungen durch Überflutungen zu geben. Mera und Merani atmeten hörbar auf, und Tharon brummte ebenfalls zufrieden. Er hatte schon befürchtet, »Giringars Hammer« wäre von der Wucht der Wellen an Land gehoben und beschädigt worden.
Nun richtete Mera das magische Auge auf Ilyndhir. Dort wurden gerade Krieger auf Schiffe geladen, die nach Süden segeln und Gurrland beistehen sollten. Auch auf Wardania und Teren machten sich Soldaten bereit, und das gleiche Bild bot sich auch aufMalvone und den südlichen Inseln. Selbst die Runi von Runia rüsteten sich für den Krieg mit den Invasoren.
Dann aber entdeckte Mera das schwarze Artefaktschiff und schrie empört auf.
10
Als Ewalluk Gynrarrs Befehl erreichte, nach Gurrland zurückzukehren, hätte er sich am liebsten geweigert, denn er wollte weiter nach Ilyndhir fahren und sich die starke blaue Präsenz dort ansehen. Da orteten seine Spürartefakte Impulse, die darauf hinwiesen, dass sich der Feuerthron nicht weit vom Entstehungsort der magischen Stürme befinden musste. Für einige Augenblicke erwog er, den Dieben des Artefakts zu folgen, änderte dann aber seine Meinung. Immerhin war Tharon in diesem Gebiet umgekommen. Daher gab er seinen Untergebenen die Anweisung, auf südöstlichen Kurs zu steuern.
Gynrarrs nächster Befehl brachte ihn dazu, auf die ardhunischen Inseln zuzuhalten. Dort trieben sich immer noch Hunderte von Schiffen aller Größen herum, um Gurrländer und die zu ihnen übergelaufenen Gurrims von Gurrland wegzubringen.
»So ein freches Pack! Denen werden wir einen Riegel vorschieben. Macht die Feuerschleudern klar!«, erklärte Ewalluk mit einem
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