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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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es sah für einen Moment so aus, als wolle sie nun die Magie aus dem Feuerthron saugen.
    Merani beschwor unter Tharons Anleitung die Geister, zu ihren Göttern zu gehen. Dabei benutzte sie jene Formeln, die der Magier ihr vorsprach, und spürte, wie sich die Seelen voneinander lösten. Dennoch kam die Wolke weiterhin auf sie zu. Sie wallte jedoch auf, so als sei sie in sich uneins. Nach einer Weile vermochten Tharon, Merani und deren Eltern erste Funken zu erkennen, die die Ballungverließen. Für einige Zeit tanzten sie wie ein Mückenschwarm über den Wellen, dann aber sammelten sich die ersten Geister der einzelnen Farben zu Gruppen und entschwanden in die Richtung, in der die Seelendome ihrer Götter lagen.
    »Gut so«, lobte Tharon Merani, die unwillkürlich das Richtige getan und die Verbindung der Geister untereinander vorsichtig gelockert hatte. Da im Augenblick keine Gefahr eines Angriffs bestand, verstärkte er seine eigenen Bemühungen und forderte auch das Magierkaiserpaar auf, aktiv mitzuhelfen.
    Immer mehr Geister spalteten sich nun von der Ballung ab und eilten davon, bis zuletzt nur noch ein paar Hundert grüne Eirungeister zurückblieben und sich vor dem Feuerthron versammelten. Ihre Anführerin, der man noch als Geist die Macht ansehen konnte, die sie einst besessen hatte, neigte das Haupt vor Merani und winkte deren Mutter lächelnd zu.
    »Endlich sind wir erlöst und können zu unserem Gott gehen. Dafür danken wir euch.«
    »Auch wir danken euch! Ohne eure Hilfe wären wir nicht ins Herz der magischen Stürme gelangt und hätten unsere Inseln auch nicht vor dem Untergang bewahren können. Ich glaube …« – für einen Moment ließ die Magierkaiserin Bilder aus jener Zeit in sich hochsteigen, in der der Feuerthron von einem bösartigen Magiergeist beherrscht worden war – »… nein, ich bin sogar überzeugt davon, dass ihr damals Girdhan, Careela, Argo, Kip, Hekendialondilan und mir beigestanden habt, als wir Wassurams Geist gestürzt haben, um unsere Inseln zu befreien.«
    »Wir haben euch geholfen, so gut es uns unter diesen Umständen möglich war, genauso wie wir deine Ahnin Meravane unterstützt haben, Wassurams Macht zu brechen. Die Menschen, die hier leben, sind die Nachkommen unserer Schützlinge, und wir wollten sie nicht versklavt sehen. Doch nun lasst uns gehen. Meine jüngere Tochter Tenaril hat die notwendigen Anlagen und wird die Königin der Überlebenden meines Volkes werden.«
    Nach einer segnenden Geste in Richtung ihrer beiden Töchter rief der Geist der einstigen Eirunkönigin ihren Gefährtinnen und Gefährten zu, ihr zu folgen. »Tenelins Seelendom wartet auf uns! Wir sollten uns nicht noch mehr verspäten!«
    Ein scharfer Windstoß fegte über das Land, und dann waren auch die letzten Geister der einstigen Ballung verschwunden.
     
    4
     
    Merani blickte den Geistern nach, bis sich deren magische Spuren in der Ferne verloren, und ihre Gedanken glitten noch einmal in jene Zeit, als diese noch lebende Runi und Menschen gewesen waren und die Farben sich noch miteinander vertrugen. Seit damals musste, wenn sie Tharon richtig verstanden hatte, sehr viel Böses geschehen sein. Er hatte aber auch davon gesprochen, dass die Götter der endlosen Kriege müde geworden und bereit waren, miteinander Frieden zu schließen. Das erleichterte sie, denn es bedeutete, dass ihre Heimat Gurrland und der Archipel keine Feinde mehr zu fürchten hatten.
    Gleichzeitig aber spürte Merani eine gewisse Leere in sich. So aufregende Abenteuer wie diese würde sie wahrscheinlich nie mehr erleben. Andererseits war das ganze Leben ein Abenteuer, und sie freute sich darauf, unter Yangas Anweisung neue Zauber zu lernen und ihre Kräfte zu entfalten.
    »Was ist jetzt schon wieder los?« Argeelas Ausruf ließ riss Merani aus ihrem Sinnieren, und sie schaute auf. Ein Stück weiter oben kniete Careedhal am Boden und griff mit der Hand in eine Felsspalte.
    »Da ist was!«, rief er seiner Schwester zu. »Ich fühle einen Faden, der von dir ausgeht und hier endet.«
    Merani und Argeela sahen sich kurz an und rannten zu ihm hin. Careedhal mühte sich noch immer, in dem Spalt etwas zu fassen. Schließlich zupfte Merani ihn am anderen Ärmel.
    »Lass mich das machen. Ich habe längere Arme als du.«
    »Es ist aber weiß«, wandte Careedhal ein.
    Während Merani zurückschreckte, zerrte Argeela ihren Bruder beiseite, griff in die Spalte, die sich kalt und glitschig anfühlte, und bekam einen Batzen Schlamm zu

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