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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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für uns. Wenn er fort ist, müssen Girdhan und ich nicht länger wie Maulwürfe leben, sondern können wieder die Sonne sehen.« Sie wollte aufstehen, doch da hob Tharon abwehrend die Hand.
    »Es gibt noch eine Arbeit für dich und Girdhan, die ich euch nicht abnehmen kann«, sagte er und wies auf die Geisterballung, die sich wie ein Ring um die ehemaligen Schären gelegt hatte und dort verharrte. »Im Augenblick hat sie an Aggressivität verloren, weil der Zustrom an Magie stark nachgelassen hat. Aber sie wird bald anfangen zu hungern und dann ebenso zerstörerisch werden wie die schlimmsten Stürme. Außerdem ist da noch der starke Strom gelber Kriegsmagie. Der bewegt sich zwar täglich nur um die Breite eines Haares, aber er kann jederzeit in den Sog anderer Magieströmungen geraten. Auf jeden Fall müssen wir das Gelb daran hindern, in die violetten Kristalle zu fließen. Wenn es mit Resten der Lir auf dem Meeresboden reagiert, dürfte die Explosion alle Inseln in Mitleidenschaft ziehen.«
    »An dieser Situation sind leider einige Leute unseres Volkesschuld«, erklärte einer der gelben Eirun aus der Glasfalle. »Als die Katastrophe unabwendbar war, haben sie blind vor Hass einen Rachezauber bewirkt, um die Lir-Schlange mit in den Tod zu nehmen. Sie konnten ihr Werk aber nicht vollenden, sonst gäbe es diese Inseln schon seit Jahrtausenden nicht mehr.«
    »Also müssen wir etwas unternehmen, damit der Archipel auch in Zukunft nicht von dieser Katastrophe heimgesucht wird«, erklärte Tharon und legte seine Hände auf Meras Schulter.
    »Du wirst Girdhan und mir sagen müssen, was wir tun sollen«, sagte Mera peinlich berührt, denn sie hatte nicht mehr an die gelben Kräfte gedacht, die auf viele Meilen hin den Meeresboden durchzogen. Da sie auch die letzten Gefahren beseitigen wollte, die ihrer kleinen Welt drohten, ehe sie den Feuerthron aus der Hand gab, ließ sie es zu, dass Tharons Geist mit dem ihren verschmolz. Der Feuerthron flammte auf, und seine Strahlung wurde so stark, dass die Eirun entsetzt hinter die Erhebung im Gebirge flohen, die von dem Arghanskelett gekrönt wurde. Hekendialondilan, die sich wimmernd am Boden krümmte, musste von den Blauen weggetragen werden.
    Als Tharon sich, von den Kräften des Feuerthrons erfüllt, an die Geisterballung wandte, begann diese abwehrend zu pulsieren. Ganz gleich, was Tharon auch versuchte, die Geister wichen ihm aus, und es gelang ihm nicht, Kontakt aufzunehmen.
    Besorgt rief er Merani zu sich. Da das Mädchen einige ihm unbekannte Fähigkeiten besaß, hoffte er, dass es auch in der Lage war, sich mit den Geistern der Toten zu verständigen.
    Es trat neben ihn und verband sich geistig mit ihm und seinen Eltern. Zu seiner Erleichterung ließen die Geister zu, dass Merani in das vereinigte Bewusstsein der Seelenballung eindrang. Diese hatte durchaus wahrgenommen, dass etwas Unerwartetes mit der Lir und dem Gebiet der magischen Stürme geschehen war, und da der Fluss der Magie abflaute, von dem sie sich genährt hatte, begann sie hungrig zu werden.
    Das war der Ansatzpunkt, den Tharon zur Lösung des zweiten Problems suchte. Über Merani machte er die Geister auf die gelbe Kriegsmagie aufmerksam. »Könnt ihr diese Magie in euch aufnehmen?«
    Die Geisterballung wand sich wie in Krämpfen, obwohl sie kaum violette Anteile enthielt. Aber das Gelb strahlte auch für sie giftig, und ein Teil der Seelen scheute davor zurück. Dennoch legten sich lange Ausläufer der Ballung über das Gebiet und begannen, die hart schwingende Magie aufzulösen und in sich einzusaugen. Schon strahlte sie selbst in einem so aggressiven Gelb, dass Sirrin das Lir-Mädchen mit einem Schutzschirm umgab, damit es nicht davon vergiftet wurde.
    »Bleib ruhig!«, flehte sie dabei ihren Schützling an. »Es wird alles gut!«
    Doch die Konturen des Mädchens verschwammen, so als wolle es sich verwandeln. Rasch rief Sirrin Argeela, Tirah und Careedhal zu Hilfe. Diese nahmen die Kleine in die Mitte, um sie zusätzlich vor der Feindfarbe zu schützen. Gemeinsam gelang es ihnen, die Eirungestalt der kleinen Lir zu stabilisieren.
    Tharon nahm Sirrins Schwierigkeiten wahr und befürchtete schon das Schlimmste. Aber er hatte keine Möglichkeit einzugreifen, denn er musste Meranis Kräfte stärken und dabei die Geisterballung im Auge behalten. Zu seiner Erleichterung nahm diese nun die gelbe Kriegsmagie gierig in sich auf, ohne erneut durchzudrehen. Danach glitt die Ballung wieder auf die Insel zu, und

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