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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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die mit ihren schmalen Silhouetten und den langen, spitzen und beweglichen Ohren den übrigen Eirun glichen. Ihre Haare aber schimmerten blau, und auch ihre Augen leuchteten in der Farbe der großen Ilyna.
    »Blaue Spitzohren! Das gibt’s doch nicht!«, rief Kip aus.
    Sirrin, die dem Ganzen ebenfalls fassungslos zusah, fragte Tharon, ob er diese Wesen ebenfalls in die Götterlande bringen wolle. Dieser schüttelte heftig den Kopf. »Lieber nicht! Dein Findling wird schon genug Aufsehen erregen. Mehr Aufmerksamkeit können wir wirklich nicht brauchen.«
    »Sie stammen von Ilyndhir oder besser gesagt der Insel, die einmal die Stelle Ilyndhirs eingenommen hat«, erklärte Merani. »Damals gab es dort einen ähnlichen Wald, wie ihn die Runi auf Runia haben. Der Hexenwald ist der letzte Rest davon.«
    Die Magierkaiserin zog die Stirn kraus. »Der Hexenwald! Könnte das die Lösung sein?« Sie war sich nicht sicher, ob sie die blauen Eirun nun vor der Welt verbergen oder ihnen wirklich eine Heimat bieten sollte.
    Merani sah ihre Mutter traurig an. »Runi überleben doch nur, wenn sie eine Königin und einen eigenen Heiligen Baum besitzen. Aber im Hexenwald gibt es keinen dieser Art mehr.«
    Tenaril, die immer noch ihre ältere Schwester umarmte, sah diese erst fragend an und klatschte dann fröhlich in die Hände. »Sie können einen Trieb unseres Schösslings haben«, erklärte sie eifrig und machte sich sofort an die Arbeit. Als sie einen etwa armlangen Zweig an eine der Blauen weiterreichte, verfolgten Merani und ihre Freunde voller Staunen, Tharon und Sirrin abervöllig fassungslos, wie die Blätter des Ablegers sich zuerst weiß und schließlich blau färbten.
    Tharon schüttelte es bei dem Anblick, und er fragte sich, wo er hingeraten war. Hier schienen die Gesetze der Farben mit einem Mal aufgehoben zu sein. Gleichzeitig aber begriff er, dass es die beste Lösung war, wenn die blauen Spitzohren, die es den heiligen Büchern nach gar nicht geben durfte, hier auf dem Archipel blieben.
    Mera, die der Verwandlung der grünen Pflanze in die Feindfarbe entgeistert zugeschaut hatte, verwies auf das zweite Problem an der Sache. »Aber diese Runi haben keine Königin!«
    Die Blaue, die den Zweig übernommen hatte, trat lächelnd an den Thron. »Ich besitze die Anlagen, eine Königin zu werden«, sagte sie und umarmte Mera wie eine lang vermisste Freundin.
    Tharon trat aufatmend neben die Magierkaiserin. »Damit wäre auch dieses Problem aus der Welt geschafft! Die blauen Spitzohren können sich im Hexenwald von Ilyndhir ansiedeln und die Grünen gleich auf dieser Insel hier bleiben. Sie sind zu wenige, um eine Gefahr für Gurrland darzustellen. Außerdem können eure Freunde, die Spitzohren von Runia, auf sie aufpassen.«
    »Versuchst du, alles schönzureden, großer Magier? Du willst uns doch nur den Feuerthron abschwatzen!« Meras Stimme klang abweisend. Als nun Girdhan auf sie zukam und sich neben sie setzen wollte, hatte es beinahe den Anschein, als wolle sie ihn zurückstoßen. Dann aber besann sie sich und rückte zur Seite, so dass ihr Mann neben ihr Platz nehmen konnte.
    »Ich muss den Feuerthron zurückbringen, sonst werden immer wieder eiserne Schiffe kommen, mit Magiern wie Wassuram und Gynrarr an Bord«, beschwor Tharon sie.
    Girdhan sah zuerst den Magier an und dann seine Frau. »Mera, du bist die mächtigste blaue Hexe in unserem Archipel, und Merani wird einmal stärker werden als jede Girdania-Hexe. Außerdem bin ich auch noch da. Zusammen werden wir Gurrland in Frieden regieren können. Dazu benötigen wir den Feuerthron wirklichnicht. Er ist unseren Inseln dreimal zum Verhängnis geworden. Willst du riskieren, dass er auch noch ein viertes Mal zu unserem Unglück wird?«
    »Gut gesprochen!«, stimmte Tharon dem Magierkaiser zu.
    Mera krallte ihre linke Hand um die Lehne und kämpfte mit ihren Gefühlen. Ohne den Feuerthron würde sie nur noch eine gewöhnliche Hexe wie Yanga sein. Nein, nicht ganz, sagte sie sich. Immerhin war sie auch ohne Hilfsmittel um einiges stärker als ihre Haushofmeisterin. Dennoch fragte sie sich, ob sie den Feuerthron wirklich aufgeben sollte. Da erinnerte sie sich an das mehrfache Versagen des Artefakts und an Argos Warnung, dass der Feuerthron für die Bewohner der anderen Inseln immer ein Stachel im Fleisch sein würde.
    Mit einer energischen Geste beendete Mera ihren Gedankengang und sah Tharon an. »Du kannst den Feuerthron haben, denn auf Dauer ist er eine zu schwere Bürde

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