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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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erteilen.
    »Tu das bitte«, sagte sie, »und bring uns vier Portionen Gefrorenes aus der Küche mit.«
    »Aber ihr seid doch nur zu dritt!«, sagte Qulka verwundert.
    »Die vierte Portion ist für dich. Die hast du dir verdient. Und jetzt verschwinde!«
    Ein normales Menschenmädchen hätte wahrscheinlich vor Freude gequietscht, mit ihrer Herrin Gefrorenes essen zu dürfen. Doch Gurrländer waren ein Volk mit festgefügten Prinzipien. »Was ist, wenn ich gefragt werde, für wen die vierte Portion ist?«
    Merani rollte die Augen. »Dann lass dir was einfallen! Notfalls behauptest du, Careedhal wolle zwei Portionen – oder noch besser, sage einfach, die letzte Portion sei für Kipan.«
    Mit einem nicht gerade überzeugt wirkenden Gesichtsausdruck verließ das Gurrlandmädchen den Raum, und Merani wandte sich wieder ihren Freunden zu. »Was meint ihr? Sollen wir diesen Kristall untersuchen?«
    »Du hast doch Yanga gehört! Wir dürfen deine Eltern nicht stören«, wandte Careedhal ein.
    Seine Schwester winkte ab. »Was sollte sie stören? Wir erzeugen vorher ein Schutzfeld um diesen Raum. Dann dringt nichts hinaus und nichts von draußen herein.«
    »So machen wir es! Wir müssen nur warten, bis Qulka zurück ist. Sonst platzt die Abschirmung, wenn sie die Tür öffnet.« Merani setzte sich zufrieden lächelnd auf ihren Lieblingssessel. Dieser war im Gegensatz zu den restlichen Möbeln, die in makellosem Schwarz glänzten, von blauer Farbe und stammte aus Ilyndhir.
    Sonderbarerweise, fand Careedhal, wirkte das Zimmer trotz des alles beherrschenden Schwarz nicht düster, und das lag nicht nur an den Fenstern, durch die man auf verschiedene Landschaften schauen konnte, welche in Wirklichkeit nur Illusionen waren.Jemand wie er, der magische Farben erkennen konnte, nahm alle Konturen so wahr, als leuchteten die Möbel von innen. Außerdem war der Raum im Gegensatz zu ihren Zimmern zu Hause gut aufgeräumt. Dort herrschte besonders in Argeelas Zimmern ein Chaos, dem die Mägde, die von Zeit zu Zeit darin aufräumen sollten, nicht Herr wurden.
    Seine Schwester las ihm diese Gedanken von der Stirn ab und drohte mit der Faust. »Sag ja nichts!«
    Irritiert blickte Careedhal sie an. »Was soll ich sagen?«
    »Ich sagte, du sollst nichts sagen!« Argeela seufzte und setzte sich neben Merani. »Sei froh, dass du keinen Bruder hast. Ich habe mir schon oft gewünscht, Careedhal wäre ein Mädchen. Dann hätten wir wenigstens denselben Geschmack.«
    »Mit einer solchen Zwillingsschwester würdest du dich um alles streiten, was dir gefällt«, spottete ihr Bruder. »Ich habe mir jedenfalls nie gewünscht, Argeela wäre ein Junge, denn mit einem Bruder würde ich mich langweilen.«
    »Ja, wenn er genauso wäre wie du«, trumpfte Argeela auf.
    Merani mochte die Zwillinge, hasste aber deren wiederkehrende Streitigkeiten. »Setzt euch endlich! Qulka wird gleich wieder hier sein. Dann essen wir Gefrorenes, trinken einen Becher Vla und sehen uns den Kristall an. Ich möchte wissen, woher er stammt und welche Botschaft er beinhaltet.«
    Argeela beugte sich erwartungsvoll vor. »Du meinst, er enthält eine Botschaft?«
    »Natürlich steckt etwas in diesem Kristall. Wir beide haben es doch schon am eigenen Leib erlebt. Diesmal aber sind wir besser vorbereitet und werden dieses Rätsel lösen. Wenn wir dann zu meinen Eltern kommen, wird man uns nicht mehr wie kleine Kinder aus dem Thronsaal schicken.«
    Merani lehnte sich grinsend zurück und trieb Qulka mit ihrer Gedankenstimme an, sich zu beeilen, denn sie wollte sich so schnell wie möglich diesem aufregenden Fund widmen.
     
    11
     
    Meranis Geduld wurde arg auf die Probe gestellt, denn Qulka hatte nicht nur Gefrorenes geholt, sondern einige Dienerinnen angewiesen, das Mittagessen aufzutragen. Es duftete so verführerisch aus den Schüsseln, dass die drei den Kristall für eine Weile vergaßen und gemütlich schmausend am Tisch saßen.
    Irgendwann blickte Merani sich zu ihrer Zofe um, die neben dem Tisch stand und auf weitere Befehle wartete. »Komm, setz dich und iss mit. Es ist genug von allem da!«
    »Aber das gehört sich nicht!«, widersprach Qulka.
    »Wenn ich sage, du sollst mit uns essen, dann gehört es sich! Wenn du in die Palastküche gehst, kannst du mir nicht zur Hand gehen, wenn ich dich brauche.«
    Das sah Qulka ein. Waren sie allein, aß sie mit Merani zusammen, setzte sich aber mit ihrem Napf auf einen Schemel in der Ecke. In Anwesenheit der hohen Gäste hatte sie

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