Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
außerhalb des Schwarzen Landes.
    »Führt diese Mission zum Blauen Volk, Betarran?« Die Frage war berechtigt, denn bei den Verbündeten der blauen Farbe war der Schwertorden zutiefst verhasst. Diese Abneigung übertrug sich aber auch auf jene Schwarzland-Magier, die nicht dem Orden vom Heiligen Schwert angehörten, und das erschwerte jegliche Verhandlung mit diesen Verbündeten.
    Betarran ließ den jungen Mann ein paar Augenblicke im Unklaren. »Nein, ich schicke dich noch weiter nach Süden, bis zu den Inseln am Rande der bekannten Welt. Was dort geschehen ist, steht in dieser Botschaft aus Linirias’ Land.« Der Hocherzmagier öffnete eine silberne Schatulle, nahm einen daumenlangen Kristall heraus und legte ihn auf den Tisch.
    Auf ein Wort von ihm bildete der Kristall eine violett schimmernde Kugel, und es erschienen darin Bilder einer faszinierenden Landschaft mit dichter Vegetation in allen Violetttönen bis hin zu Anklängen in Schwarz und Blau. Etliche Bäume ragten, wie der junge Magier anhand einiger Menschen erkennen konnte, mehr als hundert Schritt in die Höhe. Es war ein fruchtbares Land, dem der Krieg so fern zu sein schien wie die sechs Monde. Mit einem Mal aber richtete sich das magische Auge des Betrachters, der die Szene festgehalten hatte, auf die offene See. Der junge Magier zuckte zusammen, als er die gewaltige Sturmwand erkannte, die mit hoher Geschwindigkeit auf das Land zuraste. Kurz darauf schlugen riesigeWellen gegen das Ufer. Boote flogen durch die Luft, Häuser wurden von der Wucht des Wassers hinweggerissen, und überall kämpften Menschen und Tiere um das nackte Überleben.
    »Das war erst der Anfang«, erklärte Betarran.
    Der junge Magier erstarrte vor Entsetzen, als das Zentrum des Orkans gegen die Insel brandete und die mächtigen Bäume wie Zahnstocher knickte. Dazu fiel Regen wie eine Wand aus Wasser, und innerhalb weniger Herzschläge war das ganze Land mehr als mannshoch überschwemmt. Zuletzt spürte der junge Magier einen kurzen violetten Versetzungszauber, so als wäre der Betrachter in höchster Not geflohen.
    »Was war das?«, fragte er schaudernd.
    »Ein magischer Sturm! Und zwar der heftigste, der in den letzten tausend Jahren beobachtet wurde. Er hat von drei blühenden Inseln im Süden des Violetten Landes nur nackten Fels zurückgelassen.«
    »Wie kann ein solch gewaltiger Sturm entstehen?«
    »Das, mein guter Tharon, sollst du für mich herausfinden«, antwortete Betarran und legte den Kristall wieder in die Silberschatulle. »Dieser Sturm war nicht der erste, der den Südteil des Violetten Landes in den letzten Monaten heimgesucht hat, und die dortigen Magierinnen behaupten, diese Stürme würden gelenkt.«
    »Eine List unserer Feinde also! Zum Schein verhandeln sie mit uns über einen Waffenstillstand und greifen gleichzeitig mit solchen Kräften an. Aber wir werden es ihnen heimzahlen!« Tharon ballte die Fäuste drohend in Richtung Westen.
    Betarran winkte ab. »Die Lenkmagie soll schwarz sein! Auch wird sie aktiv eingesetzt und nicht durch irgendwo platzierte Artefakte erzeugt. Ich kenne keinen Hexer aus dem Westen, der dazu in der Lage wäre. Es könnte nur einer der Unseren sein, der sich auf die feindliche Seite geschlagen hat!«
    Tharon strich sich über die Stirn. »Das wird eine elende Suche werden. Über den südlichen Ozean weiß ich rein gar nichts.Außerdem benötige ich ein Schiff. Es sei denn, ich soll schwimmen.«
    Für einen Augenblick spielte der Anflug eines Lächelns um Betarrans Lippen, verlor sich aber sofort wieder. »Du wirst dich morgen auf den Weg machen und dabei Versetzungskristalle einsetzen. Die Gouverneurin der violetten Inseln erwartet dich und wird dir meine letzten Anweisungen übergeben.
    Was das Schiff betrifft: Es tut mir zwar in der Seele weh, die folgende Entscheidung treffen zu müssen, doch die Umstände verlangen es: Du hast doch von dem Artefakt gehört, das für Giringar gedacht war und das man als Feuerthron bezeichnet. Einer der Erbauer, ein Hochmagier namens Wassuram, ist vor mehr als tausend Jahren damit verschwunden. Nun hat Caludis den Erzmagier Gynrarr damit betraut, das Ding zu suchen. Dieser ist vor Kurzem mit ›Giringars Hammer‹ und vier anderen Schiffen aufgebrochen. Doch die Stürme sind mir wichtiger als der Feuerthron. Daher unterstelle ich dir Gynrarr samt seiner Expedition. Macht euch auf die Suche nach der Herkunft der magischen Stürme und vernichtet den, der das Violette Land mit ihnen angreift.

Weitere Kostenlose Bücher