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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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allerdings nicht mitessen wollen. Auf Meranis Befehl füllte sie jetzt eine Schüssel und setzte sich an ihren normalen Platz.
    »Komm zu uns an den Tisch!«, forderte Careedhal sie auf.
    Merani winkte ab. »Lass es! Was meinst du, wie oft ich Qulka schon gesagt habe, sie soll sich zu mir setzen. Aber sie ist halt ein gurrländischer Sturkopf und will den Unterschied zwischen ihr als Zofe und mir als kaiserlicher Erbin wahren.«
    »Als ob man sie mit dir verwechseln könnte!« Argeela ließ ihren Blick zwischen den beiden hin- und herwandern. Während Merani ihr oder auch den Menschen auf den anderen Inseln glich, war Qulkas muskulöser Körper und quadratischer Kopf mit der vorspringenden Kinnpartie typisch für Gurrländer.
    Trotz Qulkas Eigenarten und ihrem gewöhnungsbedürftigen Äußeren hätte Argeela sich eine Zofe wie sie gewünscht. Zwarwurde sie von den Dienerinnen ihrer Mutter nach Strich und Faden verwöhnt, aber jemand wie Qulka wäre überdies noch eine Freundin gewesen, mit der man reden konnte. Ihr Bruder war zwar ein lieber Kerl, aber er verstand rein gar nichts von den Dingen, die ein junges Mädchen interessierten.
    »So, jetzt gibt es das Gefrorene! Der Erhaltungszauber, den die Köchin dafür benutzt hat, ist von mir geschrieben worden«, berichtete Merani stolz.
    Argeela schnappte sich sofort ein Schüsselchen und begann zu löffeln. »…meckt gut«, sagte sie mit vollem Mund.
    Merani lachte auf, warf ihrer Zofe dann aber einen strafenden Blick zu. »Du setzt dich jetzt zu uns, verstanden. Das ist ein Befehl!«
    »Aber …«, wollte die Kleine erwidern, doch da hatte ihre Herrin sie schon gepackt und zu einem Stuhl gezogen. »Wenn du nicht endlich gehorchst, lasse ich mir von Yanga einen Zauber zeigen, mit dem ich dich in einen Frosch verwandeln kann!«
    »Dann quake ich so lange, bis Ihr mich wieder zurückverwandelt«, erklärte Qulka mit einem schelmischen Grinsen. Daraufhin nahm sie die Schüssel mit dem Gefrorenen in die linke Hand, während sie mit der Rechten zu essen begann.
    »Pass auf, das Zeug ist verdammt kalt! Da wird dir der Magen gefrieren«, spottete Argeela.
    »Gurrländer sind härter im Nehmen als unsereins. Qulka kann ihre Hand mitten in einen Eiszauber hineinstecken, und es macht ihr nichts aus.« In Meranis Worten schwang ein wenig Neid auf die robuste Natur ihrer Zofe mit.
    »Aber du bist doch selbst gurrländischer Abstammung«, wandte Careedhal ein.
    »Ich bin halb girdanischer und halb ilyndhirischer Herkunft«, korrigierte Merani ihn. »Zwar habe ich etwas Gurrlandblut in den Adern, schlage aber mehr auf die menschlich-magische Seite.«
    »Ich komme auch mehr nach meiner Mama, bin aber magisch begabter als sie«, erklärte Argeela. »Bei Careedhal hingegen weiß ich nicht, welches Erbe er in sich trägt. Ich vermute …«
    »Wollen wir uns irgendwelchen Vermutungen hingeben oder endlich diesen Kristall ansehen?«, unterbrach ihr Bruder sie.
    Merani löffelte rasch die Schüssel leer, stellte das Gefäß auf den Tisch und hielt Qulka auf, die das benutzte Geschirr sofort in die Küche bringen wollte.
    »Mach das später. Jetzt haben wir etwas anderes vor.« Ohne auf den empörten Gesichtsausdruck ihrer Zofe zu achten, stellte sie alles, was sich auf dem Tisch befand, auf den Boden und nahm die Tasche mit dem violetten Kristall an sich.
    Careedhal hob warnend die Hand. »Du solltest vorher eine Abschirmung errichten. Wenn wir deine Eltern gerade in dem Augenblick stören, in dem sie einen magischen Sturm ablenken, werden sie sehr böse auf uns sein. Außerdem könnte es dadurch zu Schäden auf den Inseln kommen.«
    »Kein Problem! Ein magisches Schutzfeld zu errichten war mit das Erste, was Yanga mir beigebracht hat.« Merani schloss die Augen und konzentrierte sich. Einige Augenblicke lang tat sich nichts. Dann aber strich ein kühler Wind durch den Raum, obwohl seine Türen geschlossen waren und die Fenster auf Illusionen basierten. Die Geräusche der Festung verstummten, und das Raunen und Wispern der magischen Kräfte erlosch.
    Als Argeela sich umsah, wirkten die Wände des Zimmers glatt und schwarz und wiesen nicht den geringsten Spalt auf. Sie konnte nicht einmal mehr erkennen, wo sich die Türen befanden.
    »Das brächte ich nicht fertig«, flüsterte sie Careedhal zu.
    Dieser nickte beeindruckt. »Merani ist wirklich eine ausgezeichnete Hexe. Von ihr können wir noch viel lernen.«
    Unterdessen hatte diese das Schutzfeld fertiggestellt und wandte sich an ihre

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