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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Freunde. »Jetzt ist alles bereit!«
    Sie wollte den Kristall schon aus dem Tuch nehmen, doch dahielt Careedhal sie auf. »Sollte Qulka das nicht besser machen? Immerhin hält sie mehr aus als du.«
    Doch gerade dieser Hinweis ließ Merani heftig den Kopf schütteln. Sich mit Magie zu beschäftigen stellte immer ein Wagnis dar, und sie wollte ihre Zofe keiner Gefahr aussetzen, vor der sie selbst zurückscheute. Außerdem war sie davon überzeugt, jederzeit reagieren zu können, wenn sich etwas Unvorhergesehenes tat.
    Zunächst aber passierte gar nichts. Der Kristall lag schwach violett schimmernd auf dem Tisch, und die drei konnten nicht mehr erkennen, als dass es sich um einen gut handspannenlangen, durchscheinenden Stab handelte, der hinten und vorne wie abgeschnitten wirkte.
    Careedhal versuchte, die magischen Schwingungen des Kristalls aufzunehmen. »So etwas ist mir noch nie untergekommen. Es fühlt sich ganz anders an als normales Violett – beinahe wie eine andere Götterfarbe.«
    »Das ist unmöglich. Es gibt nur drei Götter- und drei Dämonenfarben auf der Welt«, antwortete Merani abwehrend.
    »Vielleicht sollten wir doch besser die Finger von dem Ding lassen und es Meranis Eltern übergeben«, schlug Argeela vor.
    »Wenn wir das tun, wandert der Kristall in eines der Magazine und wird dort vergessen. Aber dafür ist er zu schade!«, rief Careedhal hitzig.
    Merani schüttelte den Kopf. »Ich will das Geheimnis dieses Kristalls entschlüsseln. Sollte mir wirklich etwas zustoßen, kann Qulka ihn mit einem Silberhandschuh packen und in ein Silberkästchen legen.«
    Ihre Zofe sah dies als Aufforderung an, die genannten Gegenstände zu holen und die aus Silberdraht gestrickten Handschuhe anzuziehen. Das geöffnete Kästchen balancierte sie auf dem Schoß.
    »Ich untersuche ihn zuerst, denn mir kann er sicher nichts anhaben«, schlug Careedhal vor.
    »Aber er hat bei dir gestern überhaupt nichts gemacht. Erst alswir Mädchen das Ding angefasst haben, ging es los. Ich probiere es!« Merani streckte die Hand aus, doch als sie den Kristall berührte, stöhnte sie enttäuscht auf. Weder spürte sie besondere Kräfte in ihm, noch vernahm sie irgendeine Botschaft, die in ihm stecken könnte.
    »Dieses elende Ding ist ja kaum magischer als ein Kieselstein auf Gurrland!«, rief sie enttäuscht.
    Careedhal beugte sich vor und betrachtete den Kristall genauer. »Der stammt nicht von Gurrland. So eine eigenartige Struktur habe ich weder hier noch auf den ardhunischen Inseln je gesehen.«
    »Aber wie soll er denn dorthin gekommen sein, wo du ihn gefunden hast?«, fragte seine Schwester.
    Er zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Aber es muss eine uns unbekannte Macht dahinterstecken. Erinnert euch daran, dass Meranis Versetzungszauber in Richtung der Berge nicht richtig funktioniert hat. Auf dem Rückweg gab es jedoch keine Probleme. Findet ihr das nicht auch seltsam?«
    Der nicht ganz geglückte Versetzungszauber nagte immer noch an Merani, und so richtete sie nun ihre geballten magischen Sinne auf den Kristall, als wolle sie ihn zwingen, all seine Geheimnisse auf einmal preiszugeben.
    In dem Augenblick wurde der Stab so heiß, dass er ihr fast die Finger verbrannte. Sie schrie auf und wollte ihn fallen lassen. Da platzte die magische Abschirmung, die sie um ihr Zimmer gelegt hatte, wie eine Seifenblase. Etwas zerrte an ihr und riss sie hoch. Merani sah die Decke auf sich zukommen und befand sich einen Lidschlag später mitten im Gestein. Noch während sie verzweifelt überlegte, was geschehen war, blieb der Berg, in dem die Festung lag, unter ihr zurück, und sie jagte mit so hoher Geschwindigkeit durch die Luft, dass ihr schwindlig wurde.
    Für einen Moment sah sie Gurrland unter sich liegen, dann schoss sie bereits über Girdania hinweg und befand sich kurz darauf über dem offenen Meer. Ein monströser magischer Sturm zog unterihr hinweg, und sie spürte seine Gewalten an ihr zerren. Kurz darauf fand sie sich über einem Gewirr von Klippen und Schären wieder, und ihr unheimlicher Flug wurde heftig abgebremst. Noch während sie sich umsah, stürzte sie in die aufgewühlte See, tauchte ein und sank rasch tiefer.
    Sofort kämpfte sie mit dem Gefühl, ertrinken zu müssen, und ruderte wild, um wieder aufzutauchen. Doch das, was sie gepackt hatte, zerrte sie weiter in die Tiefe.
    Als sie die Luft nicht mehr halten konnte, riss sie im Reflex den Mund auf. Doch sie ertrank nicht. Nun begriff Merani, dass nur ihr

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