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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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weißer Magie vom Grund des Meeres aufsteigen, der genau an der Stelle, über die sie normalerweise gefahren wären, eine schimmernde Blase bildete.
    »Burlikk wäre voll in dieses Ding hineingefahren«, sagte der Magier nachdenklich.
    »Es hätte dem Boot nicht viel gemacht. Dafür ist es zu gut abgeschirmt«, redete Tirah ihre Aktion klein.
    In einem hatte sie recht, dachte Tharon. Sie wären durch die weiße Magie hindurchgekommen. Dabei hätten sie viel Speichermagie für die Abschirmung verbraucht, und das hätte sich auf den weiteren Verlauf der Fahrt auswirken können. »So war es auf jeden Fall am besten«, sagte er und beschloss, sich in Zukunft weder von Sirrin noch von ihren beiden Helfern verblüffen zu lassen.
     
    14
     
    Das schwarze Schiff war größer, als Hekendialondilan es sich vorgestellt hatte. Dazu war es hässlich und besaß eine unangenehme Ausstrahlung, die es ihr unmöglich machte, sich ihm auf weniger als zwei Meilen Entfernung zu nähern. Ihr eigenes Boot hatte sie außerhalb der Sichtweite der Schwarzen zurückgelassen und ihm befohlen, bei Gefahr sofort die Flucht zu ergreifen.
    »Hast du genug?« Ellek, der Treiberfisch, hatte sich an sie geschmiegt, um seine lautlose Stimme zu dämpfen, aus Angst, andernfalls könnte jemand auf dem nahen Schiff ihn bemerken.
    Hekendialondilan nickte. »Mir reicht, was ich gesehen habe. Meine Mutter wird mit mir schimpfen, wenn ich zurückkomme, denn ich habe gegen ihren ausdrücklichen Befehl verstoßen.«
    »Tut mir leid, wenn du Ärger bekommst. Sag ihr, ich hätte dich dringend gebeten, mit mir zu kommen.« Ellek sah so zerknirscht aus, dass das Mädchen lachen musste.
    »Meine Mutter bestraft mich gewiss nicht, sondern wird mir einen Vortrag halten, was sich für mich ziemt und was nicht.«
    »Auf jeden Fall bringst du Bilder mit nach Hause, für die sich viele deines Volkes interessieren werden. Doch nun komm! Dein Boot wird sicher schon ungeduldig sein.« Ellek schwamm einmal um Hekendialondilan herum und bot ihr seine Rückenflosse, damit sie sich daran festhalten konnte. Sich auf ihn zu setzen wagte sie angesichts des nahen Eisenschiffes nicht, um nicht durch einen Zufall gesehen zu werden. Sie und Ellek hatten sich dem Eisenkoloss nur deswegen so weit nähern können, weil in dieser See sehr viele verschiedenfarbige Magien durcheinanderwirbelten und ihre Ausstrahlung unter all dem anderen Weiß nicht auszumachen war.
    Als Hekendialondilan dem schwarzen Schiff den Rücken kehren wollte, sah sie, wie ein Boot zu Wasser gelassen wurde, und erschrak. »Die haben uns entdeckt und wollen uns fangen!«
    »Was?« Der Treiberfisch schaute nicht einmal hin, sondern tauchte sofort unter. Erst als er ein ganzes Stück geschwommen war, entschuldigte er sich. »Es tut mir leid, ich hätte dich vorwarnen sollen, damit du die Luft anhalten kannst.«
    »Keine Ursache. Wir Runi ertrinken nicht so leicht wie Menschen.« Hekendialondilan fand es angenehm, sich gedanklich mit Ellek verständigen zu können, denn unter Wasser hätte sie niemals Laute von sich geben können.
    »Wie weit, meinst du, sind wir inzwischen von diesem Schiff entfernt?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Wohl doppelt so weit wie vorhin.«
    »Glaubst du, wir können auftauchen und nachschauen, wo unsere Verfolger sind?« Dabei flehte Hekendialondilan Meandhir an, dass es den Fremden nicht gelungen war, ihre und Elleks Spuren zu verfolgen.
    Ihr Begleiter zögerte etwas, sagte sich dann aber, dass er seiner Begleiterin die Gelegenheit geben musste, wieder frische Luft in die Lungen zu bekommen, und richtete seine Schnauze nach oben. Kurz vor der Wasseroberfläche wandte er sich an Hekendialondilan. »Glaubst du, du kannst noch so lange tauchen, bis ich nachgesehen habe, ob dir oben Gefahr droht?«
    »Freilich kann ich das!« Sie ließ die Flosse los und tauchte ein Stück tiefer. Unterdessen schoss Ellek hoch und steckte den Kopf aus dem Wasser. Doch da war nichts. Auch als er sich von einer hohen Welle nach oben tragen ließ, war in der Ferne nur das große schwarze Schiff zu sehen. Von dem Boot fehlte jedoch jede Spur. Um sich nicht übertölpeln zu lassen, schwamm der Treiberfisch einen Kreis um die Stelle, an der er Hekendialondilan zurückgelassen hatte. Doch das kleine Boot blieb verschwunden.
    »Anscheinend haben die gar nicht nach uns gesucht«, meldete er seiner Begleiterin erleichtert.
    »Dann kann ich ja auftauchen!« Kurz darauf tauchte Hekendialondilans Kopf aus dem Wasser auf.

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