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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Sie stieß die verbrauchte Luft aus den Lungen, atmete aber kaum schneller als sonst. Ein Mensch, das wusste Ellek, hätte unter Wasser nicht so lange überlebt. Doch Runi waren nicht nur stärker als Menschen, sondern besaßen auch besondere Kräfte.
    Seine Begleiterin bewies ihm auch sofort, dass sie mehr wahrnahm als ein Mensch oder auch ein Wesen seiner Art, indem sie in Richtung des Geburtsorts der magischen Stürme zeigte. »Das Boot der Fremden befindet sich dort drüben und hat Kurs auf die umtosten Schären genommen.«
    »Das ist seltsam. Momentan meidet doch jeder diese Gegend.« Ellek stemmte sich mit seiner Schwanzflosse aus dem Wasser heraus und entdeckte nun selbst das Boot. Tatsächlich hielt es schnurstracks auf die schlimmste Stelle dieses magie- und sturmverseuchten Ozeans zu.
    »Die wollten wirklich nichts von uns!«, rief er.
    Hekendialondilan überlegte. »Die Fremden haben etwas vor. Komm, das müssen wir in Erfahrung bringen!«
    »Willst du wirklich, dass wir ihnen in diese magisch kochende Brühe hinein folgen?«
    Seine Begleiterin nickte heftig. »Ich bin schon einmal dort drinnen gewesen und heil wieder herausgekommen. Außerdem sind wir zwischen den Klippen schneller als jedes Boot.«
    »Da hast du recht. Wir sollten diese Leute wirklich beobachten. Vielleicht wissen sie sogar, warum die magischen Stürme in der letzten Zeit immer stärker geworden sind.« In dem Moment wünschte Ellek sich, er hätte eine erwachsene Runi an seiner Seite und nicht dieses Kind. Andererseits hatte er genug von diesem Volk gehört, um anzunehmen, dass von allen Bewohnern Runias nur dieses Mädchen bereit gewesen war, ein solches Wagnis auf sich zu nehmen.
    »Halte dich gut an mir fest. Da drinnen werde ich ganz plötzlich die Richtung ändern müssen, um Klippen und Explosionen von Gegenfarben zu entgehen. Solltest du magische Felder spüren, die uns schaden können, warne mich rechtzeitig.« Ellek lachte keckernd und stupste das Mädchen an. »Das wird ein Spaß! Ich hoffe nur, dass wir heil da herauskommen.«
    »Wenn nicht, zieht mir meine Mutter die Ohren noch länger, als sie bereits sind«, antwortete das Runimädchen mit gespielter Fröhlichkeit.
    Diesen Ausdruck hatte sie vor vielen Jahren von Kip gehört und im Gedächtnis behalten. Für Augenblicke dachte sie an ihre Freunde von damals, die jetzt nach der Art der Menschen und auch der menschlichen Magier bereits als erwachsen galten. Sie hätte sich gefreut, sie noch einmal als Kinder treffen zu können. Doch so mächtig ihr Volk auch war, die Zeit vermochte niemand von ihnen zu beherrschen.
     
    15
     
    Tharon bewunderte die geschickte Art, mit der Tirah das Boot steuerte. Die Mar-Kriegerin schien vorauszuahnen, an welcher Stelle die nächsten Magieausbrüche und Gegenfarbenexplosionen stattfinden würden, und wich ihnen so aus, dass sie nur wenig von ihrer gespeicherten Magie für ihr Abschirmfeld verwenden mussten. Das hätte ihr kein schwarzer Adept nachmachen können.
    »Ich glaube, wir sind jetzt genau über der grünen Masse!«
    Tirahs Stimme riss Tharon aus seinen Gedanken. Er nickte und schaltete seine Erkundungsartefakte ein. Doch die brachten ihm keine besseren Ergebnisse als seine magischen Sinne. »Die grüne Magie hat einen großen Teil des Meeresbodens durchdrungen. Es fühlt sich beinahe so an wie …« Tharon zögerte einen Moment, um seine Erkenntnisse noch einmal zu überprüfen. »Wie die Heimstätte grüner Eirundämonen!«
    Tirah sah ihn verblüfft an. »So tief unter Wasser und so weit im Osten?«
    Tharon tastete mit seinen magischen Fühlern noch einmal nach dem Grün, das sich nach allen Seiten unter dem Boot erstreckte. Es lag weniger tief im Meer, als er zunächst angenommen hatte. Teilweise durchstießen kleinere, mit dem dämonischen Grün erfüllte Höhenzüge die Wasseroberfläche und bildeten flache, von den Stürmen blank gefegte Schären.
    »Wir sollten uns etwas südlicher halten. Vor uns scheint es Klippen zu geben, die uns gefährlich werden könnten.«
    Auf diese Anweisung hin richtete Tirah den Bug des Bootes nach Süden. Eine Weile später forderte Tharon sie auf, wieder auf Westkurs zu gehen. »Wir kommen damit zwar erneut an den Rand des Inselgebietes, aber ich fühle dort etwas, das ich genauer untersuchen will.«
    Tharons Miene verriet der Amazone, dass er nichts Angenehmes entdeckt zu haben glaubte. Er verstärkte die Abschirmung des Bootes und starrte angestrengt nach vorne. Doch als er die Stelle noch

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