Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
umzustellen.
Ich überprüfte die Nachrichten auf meinem Handy. Es gab einen Anruf von Zee, der mich bat, zurückzurufen, aber das war alles. Also tat ich das und hinterließ wiederum eine Botschaft auf seinem Anrufbeantworter.
Dann rief ich Adams zu Hause an, sein Handy und seinen Pager. Danach wählte ich Warrens Nummer. Ich schlug Darryls Nummer im Telefonbuch nach, rief ihn an und schrieb die anderen Nummern auf, die seine Anrufbeantworter auflistete. Aber er ging ebenfalls nirgendwo an den Apparat.
Einen Augenblick des Nachdenkens später schaltete ich den Fernseher ein und wählte den Lokalsender aus, aber auch dort gab es keine sensationellen Nachrichten. Niemand berichtete
über ein Blutband in West-Richland. Aber vielleicht hatten sie die Leichen auch nur noch nicht gefunden.
Ich nahm das Handy, stieg in den Golf und fuhr zu der Adresse, die die Vampire mir gegeben hatten – ich hatte Adam den Zettel vielleicht überlassen, mir die Adresse zuvor aber selbstverständlich gemerkt. Das Haus stand leer, und ein »Zu verkaufen«-Schild stand auf dem Rasen. In der Nähe des Gebäudes lag schwach die Witterung des Rudels in der Luft, aber es gab keinen Hinweis auf Blut und Gewalt.
Wenn die Adresse falsch gewesen war, wo steckten dann alle?
Ich war bereits zur Werkstatt zurückgefahren, bevor mir einfiel, dass Thanksgiving war und mir niemand ein kaputtes Auto bringen würde. Dennoch, es war besser zu arbeiten als zu Hause zu sitzen und mich zu fragen, was geschehen war. Ich öffnete eines der großen Garagentore in der Absicht, mich mit meinem derzeitigen Projekt zu beschäftigen.
Aber das war leichter gesagt als getan. Ich musste das Telefon weglegen, damit ich es nicht vor Nervosität zerbrach, und dann glaubte ich immer wieder, es klingeln zu hören. Aber niemand rief an, nicht einmal meine Mutter.
Ein Auto, das ich nicht kannte, näherte sich der Werkstatt und blieb schließlich stehen. Eine kleine, zierliche Frau in einem roten Trainingsanzug und weißen Tennisschuhen stieg aus. Sie entdeckte mich, nickte und kam zu mir.
»Ich bin Sylvia Sandoval«, sagte sie und streckte die Hand aus.
»Im Augenblick sollten Sie mir lieber nicht die Hand schütteln«, erklärte ich mit professionellem Lächeln. »Ich bin Mercedes Thompson. Was kann ich für sie tun?«
»Sie haben bereits etwas getan.« Sie senkte die Hand und deutete mit dem Kinn zu ihrem Wagen hinüber, einem alten,
erfahrenen und trotz Rostflecken und einer Delle an der Stoßstange gut aussehenden Buick. »Seit Ihr Mr Adelbertsmiter den Wagen repariert hat, läuft er wie neu. Ich würde gerne wissen, wie viel ich Ihnen schulde. Mr Adelbertsmiter meinte, dass Sie vielleicht im Austausch für Ihre Zeit und Ihren Aufwand die Arbeit meines Sohnes annehmen würden.«
Ich fand einen sauberen Lappen und begann, mir die schlimmsten Ölflecken von den Händen zu rubbeln, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Es gefiel mir, dass sie sich die Mühe gemacht hatte, sich Zees Namen zu merken und ihn richtig auszusprechen, was für Leute, deren Muttersprache Spanisch war, nicht einfach sein konnte.
»Sie müssen Tonys Freundin sein«, sagte ich. »Ich hatte noch nicht die Zeit, mir Zees Rechnung anzusehen – aber ich brauche tatsächlich Leute. Kennt sich Ihr Sohn ein bisschen mit Autoreparaturen aus?«
»Er kann Öl und Reifen wechseln«, sagte sie. »Den Rest wird er lernen müssen. Aber er ist fleißig, und er lernt schnell.«
Ebenso wie Zee bewunderte ich ihre offene, entschlossene Art und nickte. »Also gut. Dann versuchen wir es. Schicken Sie Ihren Sohn –«. Wann? Ich hatte keine Ahnung, was ich in den nächsten Tagen machen würde. – »Vielleicht Montag nach der Schule vorbei. Er kann die Reparaturen abarbeiten, und wenn wir miteinander zurechtkommen, kann er den Job behalten. Nachmittags nach der Schule und Samstag den ganzen Tag.«
»Die Schule hat Vorrang«, sagte sie.
Ich nickte. »Damit kann ich leben. Wir werden sehen, wie es funktioniert.«
»Danke«, erwiderte sie. »Er wird pünktlich am Montag hier sein.«
Ich sah, wie sie wieder ins Auto stieg. Bran hatte Glück, dass sie kein Werwolf war, oder es wäre ihm vielleicht nicht so leicht gefallen, seine Stellung als Alpha zu wahren.
Dann hielt ich inne und betrachtete meine schmutzigen Hände. Letzte Nacht hatte jemand die Frage gestellt, was die Entführer wollen könnten. Sie brauchten Adams Position im Rudel nicht – nicht, wenn sie ihr eigenes Rudel hatten. Und wenn sie Geld
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