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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ich das Rudel zusammen, und wir kamen her.«
    Ich blickte wieder auf, und diesmal drehte sich die Welt nicht mehr um mich. Darryl und Warren knieten beide auf dem Boden in der Nähe der Stelle, wo sie gekämpft hatten. Ich bemerkte auch den Grund für Darryls Ausspracheproblem – einen tiefen Riss in der Oberlippe, der aber bereits heilte.
    »Ich konnte Darryl nicht anlügen«, erklärte Warren. »Du hast im Heilschlaf gelegen, und ich konnte dich nicht aufwecken. Ich durfte aber auch niemanden vom Rudel wissen lassen, wie verwundbar du warst.«

    Samuel setzte sich neben mich und leckte mit leisem Winseln über mein Gesicht.
    »Igitt!«, rief ich und schob ihn weg. »Das ist ja ekelhaft. Hör auf, Samuel! Hat Bran dir den überhaupt keine Manieren beigebracht?«
    Es war ein bewusstes Ablenkungsmanöver, damit wir alle Gelegenheit haben würden, zu bemerken, wie wir ohne weiteres Blutvergießen aus dieser Situation herauskommen konnten.
    »Warren stand unter meinem Befehl«, sagte Adam träge.
    »Aha«, sagte Darryl, und seine Miene verlor jeden Ausdruck.
    »Nichts gegen dich.« Adam bewegte die Hand in Brusthöhe – sei nicht gekränkt, sagte die Geste, es war nichts Persönliches.
    »Was dann?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte ich. »Und genau das hat mich gestört.«
    »Erzähl ihnen, was in dieser Nacht passiert ist«, forderte Adam mich auf.
    Also tat ich das.
    Als ich berichtete, dass eine schlechte Vorahnung mich davon abgehalten hatte, das Rudel zusammenzurufen, nickte Darryl zu meiner Überraschung: »Woher wussten diese Leute auch nur, wo Adam wohnte? Oder wann die Besprechung vorbei sein würde? Woher wussten sie, dass er keine Armee in seinem Haus hat, wie einige Alphas sie haben? Und Jesse ist nicht dumm. Sie hätte sie nicht auf sich aufmerksam gemacht – aber diese Leute wussten offenbar ohnehin, wo sie war.«
    Ich dachte darüber nach. »Sie haben nur einen Menschen direkt zu ihr geschickt.«
    Darryl machte eine umfassende Geste. »Ich will nicht behaupten, dass es keine anderen Erklärungen als einen Verrat
im Rudel gäbe – aber du hast die richtige Entscheidung getroffen.«
    Eigentlich hätte mich jetzt besser fühlen sollen, aber ich bin wohl ebenso versessen auf ein herablassendes Rückentätscheln wie jede andere Frau.
    »Mach weiter, Mercy«, sagte Adam.
    So knapp wie möglich fuhr ich mit meinem Bericht fort – was auch bedeutete, dass ich Einzelheiten ausließ, die sie nichts angingen, wie meine frühere Beziehung zu Samuel.
    Die anderen aus dem Rudel kamen herein, während ich sprach, und setzten sich auf den Boden, wobei sie, wenn nötig, Möbeltrümmer aus dem Weg schoben. Es waren nicht alle, aber zehn oder fünfzehn von ihnen.
    Aurelie setzte sich neben Darryl und lehnte ihre Knie an seine. Sie hatte einen unangenehm aussehenden blauen Fleck an der Stirn, und ich fragte mich, ob sie mich wohl weiterhin mit der kalten Höflichkeit behandeln würde, die sie mir zuvor immer entgegengebracht hatte – oder ob ich jetzt für sie wie für die Frauen in Brans Rudel eine Feindin darstellte.
    Warren, dachte ich, hatte mit Adams Unterstützung gerade seinen Status im Rudel gefestigt – zumindest Darryl gegenüber, dessen Körpersprache den anderen deutlich mitteilte, dass Warren nicht in Ungnade gefallen war. Darryl schätzte Loyalität, dachte ich, und war plötzlich sicher, dass er es nicht gewesen war, der Adam verraten hatte.
    Wer dann? Ich schaute in die Gesichter, einige vertraut, andere weniger, aber Adam war ein guter Leitwolf, und außer Darryl gab es keine Wölfe, die dominant genug gewesen wären, um selbst zum Alpha aufzusteigen.
    Ich kam bei meinem Bericht zu unserem Entschluss, Adam zu Warren zu bringen, erklärte aber nur, dass wir sein Domizil für ein besseres Versteck gehalten hatten als sein oder mein
Haus und verstummte dann, weil Darryl sichtlich eine Frage auf den Nägeln brannte.
    »Warum haben sie Jesse entführt?«, fragte er.
    »Warren sagt, es gibt keine Lösegeldforderung«, warf Adam ein. Er hatte irgendwann während meiner Geschichte angefangen, auf und ab zu gehen. Ich konnte kein Anzeichen mehr erkennen, dass er je verwundet gewesen war, aber ich nehme an, ein Teil davon war seiner Schauspielkunst zu verdanken; ein Alpha gibt dem Rudel gegenüber niemals wirklich Schwäche zu. »Ich habe darüber nachgedacht, aber ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Einer der Wölfe, die bei mir vorbeikamen, war jemand, den ich einmal kannte – vor dreißig Jahren

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