Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
Vampire mir gegeben hatten. Dann reichte ich es Adam.
»Zee hat herausfinden können, dass unsere Feinde den Vampiren fast zehntausend Dollar gezahlt haben, damit sie sie in Ruhe lassen, solange sie hier sind«, erklärte ich.
Adam zog die Augenbrauen hoch und griff bereits mit leicht zitternden Fingern nach dem Zettel. »Zehntausend ist viel zu viel«, sagte er. »Ich frage mich, warum sie das getan haben.«
Er warf einen Blick auf das Papier und sah sich um »Darryl, Warren? Hat einer von euch heute Abend Interesse an einem weiteren Abenteuer?«
»Es steht nichts zwischen uns«, erklärte Darryl.
»Nicht mehr«, stimmte Warren zu. »Ich bin dabei.«
»Samuel?«
Der weiße Wolf grinste ihn an.
»Wir können meinen Bus nehmen.«
»Danke«, erwiderte Adam. »Aber du bleibst hier.«
Ich reckte das Kinn, und er tätschelte mir herablassend die Wange. Er lachte, als er meine Miene sah, nicht, als mache er sich über mich lustig, sondern als genösse er einfach die Situation.
»Du bist nicht unersetzlich, Mercedes – und du bist nicht in der Lage, in einem Rudelkrieg zu bestehen.« Dann verschwand das Lächeln von seinen Zügen, und er sah die anderen Anwesenden forschend an.
»Hör zu, Kumpel«, erwiderte ich. »Ich habe zwei Werwölfe umgebracht – das macht unsere Todeslisten in dieser Woche gleich lang –, und ich habe mich auch nicht so schlecht geschlagen, als es darum ging, diese Adresse von den Vampiren zu bekommen.«
»Du hast diese Adresse von den Vampiren?«, fragte Adam mit gefährlich leiser Stimme.
»Arroganter Mistkerl«, murmelte ich, als ich den Bus durch die leeren Straßen von Ost-Kennewick steuerte. »Ich gehöre nicht zum Rudel. Er hat kein Recht, mir zu sagen, was ich tun und lassen soll. Er hat kein Recht, mich anzuschreien, weil
ich mit den Vampiren gesprochen habe. Er ist nicht mein Aufpasser.«
Wie ich allerdings zugeben musste, hatte er recht mit der Feststellung, dass ich im Kampf mit einem anderen Rudel von Werwölfen keine große Hilfe sein würde. Warren hatte zumindest versprochen, mich anzurufen, wenn sie fertig waren.
Ich gähnte und erkannte, dass ich seit beinahe zwanzig Stunden wach war – und ich hatte die letzte Nacht unruhig in einem Motelbett verbracht und abwechselnd von Macs Tod und von einer weinenden Jesse geträumt.
Als ich meine Einfahrt erreichte, versuchte ich nicht einmal, den Bus sicher in die Garage zu stellen. Ich würde die Papiere und Socken morgen herausholen und ihn dann wegstellen. Zees Dolch, den ich wieder angelegt hatte, bevor ich Warrens Haus verließ, verwickelte sich in den Sicherheitsgurt. Ich war so müde, dass ich Tränen in den Augen hatte, als ich mich endlich befreien konnte.
Oder vielleicht weinte ich eher, weil ich mich fühlte wie ein Kind, das als Letztes zum Ballspielen ausgewählt wird – und dem man sagt, es soll verschwinden, wenn die anderen spielen.
Ich vergaß dennoch nicht, die anderen Waffen aus dem Bus zu holen und meine Handtasche mitzunehmen. Als ich die Treppe hinaufging, bemerkte ich, dass Elizaveta Arkadyevna es offenbar noch nicht geschafft hatte, die Veranda zu säubern, denn ich konnte immer noch den Geruch von Mac und die deutlichen Ausdünstungen des Todes wahrnehmen.
Nein, dachte ich und zog die Lippen ein wenig zurück, ich weinte, weil ich dabei sein wollte. Diese Leute waren in mein Territorium eingedrungen und hatten Personen wehgetan, die ich gern hatte. Ich hielt es für mein Recht und meine Pflicht, sie zu bestrafen.
Als ob ich wirklich etwas gegen ein Rudel von Werwölfen hätte ausrichten können, legte ich meine Hand aufs Geländer und brach das trockene Holz so leicht entzwei, als läge es im Dojo über Backsteinen. Etwas Kleines und Weiches strich um meine Beine und hieß mich mit herrischem Miauen Willkommen.
»Hallo, Medea«, sagte ich und wischte mir die Augen, bevor ich sie mit meiner waffenfreien Hand hochhob. Ich schloss die Tür auf, schaltete aber nicht einmal das Licht an, als ich die Schusswaffen wegpackte.
Ich steckte das Handy ins Ladegerät neben dem normalen Telefon, dann rollte ich mich mit der schnurrenden Medea auf der Couch zusammen und schlief ein, während ich auf Warrens Anruf wartete.
Ich wurde wach, als mir Sonnenstrahlen in die Augen stachen. Im ersten Moment konnte ich mich nicht erinnern, was ich hier auf der Couch machte. Die Uhr am DVD-Player zeigte neun, was bedeutete, dass es zehn Uhr früh war. Ich schaffte es nie, die Uhr auf Sommerzeit
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