Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO
unwahrscheinlich diese Reaktion ausgerechnet bei dir ist«, stimmte er mir zu. »Angriffe aus dem Hinterhalt, Guerilla-Kampf, aber auf keinen Fall schweigen.«
»Nicht dein Fehler«, sagte ich, bevor ich mir auf die Zunge biss. Wenn ich ihn nicht von Sam hätte fernhalten müssen, hätte ich noch mehr gesagt. Eine Menge mehr, aber ich brauchte die Zeit, damit Samuel sich selbst heilen konnte. »Ich habe es auch erst kapiert, als wir schon fast zu Hause waren.«
»Hätte ich verstanden, was los war, während es noch anhielt, hätte ich rausfinden können, wer es war«, sagte Adam, und in seiner Stimme lag ein Knurren. Er holte tief Luft und stieß sie wieder aus. Als er wieder sprach, war er etwas ruhiger. »Samuel wird auch wissen, wie man sie aufhalten kann. Wenn er dir schon Geleitschutz bietet, warum bittest du ihn nicht, dir zu zeigen, wie du dich selbst schützen kannst? Selbst wenn es nicht vorsätzlich passiert...« Er musste wieder innehalten. »Die Bedürfnisse und Wünsche des Rudels können dich ziemlich beeinflussen. Es ist nicht allzu schwer abzublocken, wenn du weißt, wie es geht. Samuel kann es dir zeigen.«
Ich schaute zu dem weißen Wolf, der auf dem Küchenboden ausgestreckt lag, während Medea ihm das Gesicht ableckte. Sam erwiderte meinen Blick mit fahlen Augen, die von einem schwarzen Ring umgeben waren.
»Ich werde ihn fragen«, versprach ich.
»Bis bald«, sagte er, sprach aber dann eilig weiter. »Ist Dienstag zu früh?« Es war Samstag. Wenn es Samuel bis Dienstag nicht besser ging, konnte ich immer noch absagen. »Dienstag klingt wirklich gut.«
Er legte auf, und ich fragte Sam: »Kannst du mir beibringen, wie ich das Rudel aus meinem Kopf halte?«
Er gab ein trauriges Geräusch von sich. »Nicht, solange du nicht reden kannst«, stimmte ich zu. »Aber ich habe Adam versprochen, dass ich dich fragen würde.« Also hatte ich drei Tage, um Samuel zu heilen. Und ich fühlte mich wie ein Verräter, weil ich... Ich hatte Adam nicht wirklich angelogen, oder? Nachdem ich unter Werwölfen aufgewachsen war, die lebende Lügendetektoren waren, konnte ich inzwischen fast so gut mit der Wahrheit lügen wie das Feenvolk.
Vielleicht hatte ich auch noch Zeit, Brownies zu backen. Mein Handy klingelte, und fast wäre ich blind drangegangen, weil ich annahm, dass es Adam war. Aber irgendein Überlebensinstinkt ließ mich zögern und erst die Nummer kontrollieren: Es war Bran.
»Der Marrok ruft an«, sagte ich zu Samuel. »Glaubst du, er wartet drei Tage? Ich auch nicht.« Aber ich konnte ihn zumindest ein wenig hinhalten, indem ich nicht ans Telefon ging. »Lass uns ein paar Autos schrauben gehen.«
Sam saß auf dem Beifahrersitz und schenkte mir einen schlecht gelaunten Blick. Er war wütend auf mich, seitdem ich ihm das Halsband angelegt hatte - aber das Halsband war Tarnung. Damit sah er mehr aus wie ein Hund. Wie etwas, das domestiziert genug war, um ein Halsband zu tragen, und kein wildes Tier mehr. Furcht ruft in Wölfen Aggression hervor - je weniger Leute also vor ihm Angst hatten desto besser.
»Ich werde das Fenster nicht runterkurbeln«, erklärte ich ihm. »Dieses Auto hat keine automatischen Fensterheber. Ich müsste anhalten, auf deine Seite kommen und es mit der Hand runterdrehen. Außerdem ist es kalt draußen, und im Gegensatz zu dir habe ich keinen Pelzmantel.«
Er hob die Lefze in einem angedeuteten Knurren und legte mit einem Rumms seinen Kopf aufs Armaturenbrett.
»Du verschmierst die Windschutzscheibe«, meinte ich. Er schaute mich an und zog absichtlich nochmal seine Nase über seine Seite der Scheibe.
Ich rollte die Augen. »Oh, das war aber mal reif. Als sich das letzte Mal jemand in meiner Umgebung so erwachsen aufgeführt hat, war meine kleine Schwester zwölf.«
An der Werkstatt parkte ich neben Zees Truck. Kaum war ich aus dem Auto gestiegen, hörte ich die unverwechselbaren Töne von Salsa-Musik. Ich habe empfindliche Ohren, also war sie wahrscheinlich nicht laut genug, um irgendwen in den zwischen den Lagerhallen um meine Werkstatt verstreuten Häusern zu stören. Eine kleine Gestalt winkte mir aus dem Fenster zu. Ich hatte es vergessen.
Wie konnte ich vergessen, dass Sylvia und ihre Kinder heute das Büro saubermachen würden? Unter normalen Umständen wäre das kein Problem gewesen - Samuel würde niemals einem Kind wehtun. Aber wir hatten es nicht mehr mit Samuel zu tun.
Mir ging auf, dass ich mich an ihn gewöhnt hatte und irgendwie immer
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