Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO

Titel: Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
noch an ihn dachte, als wäre er nur Samuel mit einem Problem. Ich hatte mich selbst vergessen lassen, wie gefährlich er war. Aber mich hatte er immerhin noch nicht getötet.
    Vielleicht, wenn ich ihn bei mir in der Werkstatt behielt...
    Ich konnte es nicht riskieren.
    »Sam«, sagte ich zu dem Wolf, der mir aus dem Auto gefolgt war, »hier sind zu viele Leute. Lass uns...«
    Ich bin mir nicht sicher, was ich ihm vorgeschlagen hätte, vielleicht eine Jagd irgendwo, wo niemand uns sehen konnte. Aber es war zu spät.
    »Mercy«, erklang eine hohe Stimme, als die Bürotür sich in einem Sturm aus Bongos und Gitarren öffnete und Gabriels kleinste Schwester Maia die Treppen heruntersprang und auf uns zuraste. »Mercy, Mercy, rate mal. Rate mal? Ich bin jetzt erwachsen. Ich gehe in die Vornehmschule, und ich...«
    Und in diesem Moment sah sie Sam.
    »Ooooo«, sagte sie und rannte einfach weiter auf uns zu.
    Samuel sieht in menschlicher Form nicht gerade schlecht aus - aber sein Wolf ist schneeweiß und fluffig. Er brauchte eigentlich nur noch das Horn eines Einhorns, um das perfekte Haustier eines kleinen Mädchens zu sein.
    »Vornehmschule?«, fragte ich und trat einen Schritt vor, um mich zwischen den Werwolf und Maia zu stellen. Maia hielt an, um nicht gegen mich zu rennen, aber ihre Augen waren auf den Wolf gerichtet.
    Das nächstältere Mädchen, Sissy, die sechs war, kam ein paar Sekunden nach ihrer Schwester aus dem Büro. »Mamá sagt, dass du nicht einfach aus dem Büro rennen sollst, Maia. Hier könnten Autos fahren, die dich nicht sehen. Hi, Mercy. Sie meint die Vorschule. Ich bin dieses Jahr in die erste Klasse gekommen - und sie ist immer noch nur ein Baby. Ist das ein Hund? Wann hast du dir einen Hund geholt?«
    »Vornehmschule«, wiederholte Maia. »Und ich bin kein Baby.« Sie umarmte meine Beine, dann stürzte sie sich auf Sam.
    Ich hätte sie aufgefangen, wäre Sam nicht ebenfalls nach vorne gesprungen. »Pony«, meinte sie und stürzte sich auf ihn, als wäre er kein beängstigend riesiger Wolf. Sie griff in sein Fell und kletterte auf seinen Rücken. »Pony, Pony.«
    Ich griff nach ihr, erstarrte aber, als Sam mir einen Blick zuwarf.
    »Mein Pony«, sagte Maia glücklich und ohne mein Entsetzen zu bemerken. Sie rammte ihm die Fersen so fest in die Rippen, dass ich es hören konnte. »Los, Pony.«
    Maias Schwester schien die Gefahr genauso zu erkennen wie ich. »Mamá«, kreischte sie. »Mamá, Maia ist wieder dämlich.«
    Na ja, vielleicht nicht ganz genauso.
    Sie schaute ihre Schwester an, runzelte die Stirn und erklärte mir - während ich wie erstarrt dastand, weil ich befürchtete, dass alles, was ich tat, Sam über die Kante treiben könnte: »Wir waren auf dem Jahrmarkt, und sie hat die Pferde gesehen - jetzt klettert sie auf jeden Hund, den wir sehen. Vom letzten wäre sie fast gebissen worden.«
    Sam für seinen Teil grunzte, als Maia zum vierten oder fünften Mal ihre Fersen in seine Seite rammte, warf mir noch einen Blick zu - einen, der durchaus von Verzweiflung sprach - und lief dann Richtung Büro. Als wäre er wirklich ein Pony und kein Werwolf.
    »Mercy?«, fragte Sissy.
    Ich nahm an, dass sie von mir erwartete, dass ich etwas sagte - oder mich zumindest bewegte. Meine Panik sorgte dafür, dass mein Herz raste und meine Finger kalt waren - aber als sie nachließ, trat etwas anderes an ihre Stelle.
    Ich habe schon eine Menge Werwölfe gesehen, deren Wolf den Mann verdrängt hatte. Normalerweise passiert es mitten in einem Kampf - und das Einzige, was man tun kann, ist sich verstecken, bis der Mann die Kontrolle zurückgewinnt. Bei neu verwandelten Wölfen passiert es auch oft. Sie sind brutal, unberechenbar und sogar eine Gefahr für die Leute, die sie lieben. Aber Sam war weder brutal noch unberechenbar gewesen - außer man deutete das Wort positiv -, als Maia auf seinen Rücken gesprungen war, um Wildpferd-Annie zu spielen.
    Zum ersten Mal, seitdem ich gestern Nacht in diesen verdammten Krankenhaus-Lagerraum getreten war, verspürte ich echte Hoffnung. Wenn Sam der Wolf ein paar Tage lang zivilisiertes Benehmen an den Tag legen konnte, bekam ich vielleicht die Chance, Bran davon zu überzeugen, uns ein bisschen mehr Zeit zu geben.
    Sam erreichte die Bürotür und wartete geduldig darauf, dass ich ihn hineinließ, während Maia ihm den Kopf tätschelte und ihm erklärte, er wäre ein gutes Pony.
    »Mercy. Bist du okay?« Sissy schaute in mein Auto - ich brachte regelmäßig Cookies mit.

Weitere Kostenlose Bücher