Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
letzten Nestling. Irgendwo
     in der Nähe musste sein großer junger Körper liegen und verwesen. Und nicht weit entfernt lag die Leiche Eremons unter einem
     Haufen Flusssteine. Ionn preschte durch das brausende Wasser und den kalten Gischt, aber mir ging es nicht schnell genug.
    Endlich stieg der Hengst ans andere Ufer, seine Hufe klatschten in den Schlamm. Auf seinem Fell glitzerte Gischt, der im Sternenlicht
     leuchtete. Ich streichelte Ionns Hals. »Lass uns rasten, alter Freund. Du brauchst eine Pause, genau wie ich. Aber nicht hier.
     Such uns einen abgelegenen Fleck flussabwärts, wo wir nicht damit rechnen müssen, dass Zwerge oder Drachen uns stören.«
    Gleich darauf kamen wir an eine Stelle mit duftendem Farn. Ich stieg ab und ließ mich auf den Boden fallen. Obwohl ich ein
     paar essbare Pilze sah, war ich viel zu müde, um sie zu essen. Zusammengerollt, mit dem Kopf zwischen den Knien fiel ich in
     einen unruhigen Schlaf. Ich träumte, ich würde durch ein endloses Flammenmeer laufen ohne Möglichkeit, mich auszuruhen, ohne
     Gelegenheit zur Flucht.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Ionns nasse Nase mich an der Wange berührte. Jäh wachte ich auf. Meine Tunika war
     tropfnass, entweder weil ich im Traum so geschwitzt hatte oder von der nebligen Luft. Noch schlimmer, es war fast Mittag.
     Von meinem ersten Lauf als Hirsch erinnerte ich mich gut daran, dass noch fast eine halbe Tagesreise vor uns lag. Nach einer
     kurzen Mahlzeit aus Pilzen für mich und Farnwedel für Ionn zogen wir wieder los.
    Wir ritten durch Wiesen und Zederngehölze und folgten den Terrassenstufen ins Herz des Zwergenreichs. Als die Sonne tiefer
     sank, wurde die Luft rauchiger und die Spuren neuerer Brände nahmen zu. Auf der Hut vor Zwergen schaute ich über die verkohlten
     Felder und versengten Felsen, die jetzt statt grüner Landschaften den Fluss begleiteten. Noch war nichts von ihnen zu sehen   … noch nicht.
    Die sinkende Sonne goss rotes Licht über die Erde, als ein hoher pyramidenförmiger Hügel in Sicht kam. Hier würde Valdearg
     landen. Ich zeigte ihn Ionn. »Dorthin wollen wir. Aber sei vorsichtig. Die Zwerge könnten   …«
    Da brach lautes Geschrei los. Hinter Felsen und Büschen, aus Gräben und Rinnen sprang eine Armee untersetzterKrieger. Sie schwenkten ihre Speere und Schwerter, während sie eine Linie zwischen uns und dem Hügel bildeten. Ionns Ohren
     zuckten. Noch schneller galoppierte er auf sie zu.
    Immer mehr Zwerge verstärkten die Sperre, ihre Bärte und Helme leuchteten rot im Sonnenuntergang. Jetzt war die Barriere schon
     mindestens vier Mann tief. So klein sie auch waren, sie standen fest wie Eichen vor uns. Doch der Hengst wurde nicht langsamer.
    Aus der Mitte der Linie sprang ein dicker Zwerg mit kegelförmigem Hut und schwarzem Umhang. »Halt!«, rief Urnalda und schwang
     ihr Cape um sich. »Das sein mein Befehl!«
    Ionn galoppierte schneller. Ich beugte mich vor und schaute der Zauberin, die meine größten Hoffnungen vereitelt hatte, direkt
     in die Augen.
    Sekunden bevor die mächtigen Hufe sie zertrampelten, hob Urnalda ihren Stock, als wollte sie uns durch Magie anhalten. Doch
     bevor sie etwas tun konnte, wechselte Ionn abrupt die Richtung und schwenkte nach rechts. Irgendwie schaffte ich es, auf seinem
     Rücken zu bleiben. Er stürmte auf eine dünne Stelle in der Linie zu und segelte mit einem mächtigen Sprung direkt über die
     Köpfe der verblüfften Zwerge.
    Bald waren die wütenden Schreie hinter uns nicht mehr zu hören. Wir näherten uns dem pyramidenförmigen Hügel. Da ertönte plötzlich
     ein heftiges Grollen.

XXIX
KAMPF BIS ZUM LETZTEN
    W ie ein Erdrutsch über uns dröhnte das überwältigende Donnern aus dem Himmel und erschütterte den verkohlten Boden unter uns.
     Ein Felsenvorsprung am Gipfel des pyramidenförmigen Hügels brach ab und polterte den Hang hinunter. Ionn verhielt im Galopp
     und bäumte sich auf, während wir uns beide dem Ursprung des Lärms zuwandten.
    Valdearg kam mit ausgestreckten Flügeln und ungeheurer Geschwindigkeit auf uns heruntergestürzt. In den Strahlen der untergehenden
     Sonne sah er zuerst wie ein roter Klumpen vor dem rauchigen Himmel aus, doch bald waren die grünen und orangen gepanzerten
     Schuppen an Schwanz und Flügeln zu erkennen. Dann, als er sich schräg zur Seite wandte, blitzten seine schrecklichen Klauen
     auf. Immer näher kam er, bis wir das glühende Gelb seiner Augen sehen konnten.
    Aus seinen geblähten

Weitere Kostenlose Bücher