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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Schmerz in seiner Stimme schien in mir seinen Widerhall zu finden. Minutenlang saßen wir schweigend da und horchten nur
     auf unsere eigenen Gedanken und die plätschernde Quelle. Dann bot Cairpré mir ein paar getrocknete Apfelschnitze an. Ich kaute
     eine Zeit lang, dann erzählte ich ihm, wie ich die wahre Stimme des Rads von Wye entdeckt hatte, meine Frage stellte – und
     die unvollständige Antwort bekam. Er ballte die Fäuste, als ich die Zerstörung des Orakels und des Galators schilderte.
    Während ich meinen Bericht beendete, wehte eine leichte Brise über uns und ließ meine Tunika flattern. »Wenn ich mich Valdearg
     stellen soll, muss ich bald aufbrechen.«
    »Willst du das wirklich tun, mein Junge?«
    Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. »Ja. Wenn ich nur wüsste, was ich tun soll, wenn ich dort bin. Falls ich an Urnalda
     vorbeikomme. Nachdem ich ihr entkommen bin, will sie mich wahrscheinlich erst selbst bestrafen, bevor sie mich Valdearg ausliefert.«
    Der Dichter zerteilte einen Apfelschnitz. »Ich habe über deine letzte Begegnung mit ihr nachgedacht. Es kommt mir unsinnig
     vor, dass sie als ein Geschöpf der Magie
negatus mysterium
gegen dich eingesetzt haben sollte.«
    »Sie sieht in mir einen Todfeind ihres Volkes! Oder zumindest ihren einzigen Schutzschild gegen den Drachen. Und sie ist arrogant
     genug alle Waffen, die sie hat, gegen mich einzusetzen.«
    Cairpré runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
    »Wenn ich nur Valdearg überzeugen könnte, dass er nicht gegen mich kämpfen soll – sondern gegen Bachod, der seine Jungen tötete,
     und Rhita Gawr, der es möglich machte.«
    Cairpré kaute an der trockenen Frucht. »Drachen sind schwer zu überzeugen, mein Junge.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber das könnte meine einzige Chance sein, ihn davon abzuhalten, dass er alles zerstört! Bestimmt kann
     ich ihn nicht im Kampf besiegen. Nicht ohne den Galator.«
    »Es ist möglich, dass das Rad wie die meisten Orakel eine mehrdeutige Antwort gegeben hat.«
    Ich beugte mich zu ihm. »Was meinst du damit?«
    Der Dichter schaute hinauf zu den Klippen, auf denen jetzt die Lavaspuren und das Licht der untergehenden Sonne leuchteten.
     »Ich meine«, antwortete er zögernd, »es sagte, die Kräfte des Galators seien sehr nah. Das könnte bedeuten, dass der Galator
     selbst nah war – und das stimmte ja auch. Oder es könnte ebenso bedeuten, dass seine
Kräfte
sehr nah waren. Näher, als du wusstest.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was du meinst.« Ich stand auf und ging hinüber zu Ionn. Der Hengst hob den Kopf von den Grasbüscheln
     und wieherte leise. Ich fuhr ihm mit der Hand über die Kinnbacken und dachte über Cairprés Worte nach. »Wir wussten so wenigüber die Kräfte des Galators – außer, dass sie gewaltig waren.«
    »Was glaubst du – waren sie gewaltiger als die Kraft, die dich und Ionn nach so vielen Jahren wieder zusammengebracht hat?
     Und welche Kraft gab dir die Stärke, mich durch diese Flammen zu tragen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich alle Kräfte brauchen werde, die ich finden kann.« Ich holte tief Atem und zog
     mich auf den Rücken des Hengstes. Ionn schüttelte kühn den Kopf, als ahnte er meinen Befehl: »Lass uns reiten, mein Freund.
     Zum Land der Zwerge!«

XXVIII
GALOPPIEREN
    W ir ritten hinunter ins Tal und in die Nacht hinein. Ionns mächtige Hufe donnerten in meinen Ohren und erinnerten mich an den
     Vulkanausbruch, vor dem wir geflohen waren. Während der Hengst über die Steine stampfte und seinen Weg zwischen den kleinen
     Hügeln suchte, schimmerte das Licht der Lava nicht mehr auf seiner schwarzen Mähne. Wie oft hatte ich mich als Kind an diese
     Mähne geklammert   … Ich fragte mich, ob dieser Ritt aus einem Flammenmeer in ein anderes unser letzter sein würde.
    Die Luft war so kalt wie der erste Atem des Winters. Tränen strömten mir über die Wangen. Obwohl ich mir sagte, dass der Wind
     sie mir in die nutzlosen Augen trieb, wusste ich, dass sie auch von der Erinnerung an die vielen Gesichter kamen, die ich
     vielleicht nie wieder sehen würde. Cairpré. Rhia. Meine Mutter. Und noch ein Gesicht voller Klugheit und Gefühl, mit braunen
     Augen, die leuchteten wie Teiche aus flüssigem Licht.
    Während Ionn galoppierte, schaute ich zurück zu den Klippenwänden mit den orangen Streifen. Ich schauderte bei dem Gedanken,
     dass irgendwo dort oben der leblose Körper eines Damtiers lag. Ob Hallia vom Kreelix oder vom Ansturm

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