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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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geschafft. Du hast mich gerettet.«
    »Nein. Dagda hat dich gerettet.«
    »Nicht ohne deine Hilfe, junger Mann.« Der Alte strich sich ein paar Silberhaare aus der Stirn. »Weil du ihren Geist so liebevoll
     gehalten hast wie ihren Körper, hast du sie so lange vor dem wirklichen Tod bewahrt, dass ich sie noch wieder beleben konnte.«
    Er schaute Rhia an. »Und du hast auch geholfen.«
    »Ich?«
    Der Alte nickte langsam. »Du hast einen strahlenden Geist, Rhia. Außerordentlich strahlend. Deine Lebenskraft ist so mächtig
     wie jene, die ich einem der Schätze von Fincayra gegeben habe, dem Feuerball.«
    Rhia errötete.
    Ich erinnerte mich an die leuchtende goldene Kugel, die ich aus den Ruinen des verhüllten Schlosses gerettet hatte. »Es hat
     etwas mit Heilen zu tun, nicht wahr?«
    »Heilen, ja. Doch Heilen der Seele, nicht des Körpers. Denn der Feuerball kann in den Händen einer weisen Person Hoffnung
     und Freude neu entfachen, sogar den Lebenswillen.«
    Dagda wandte sich an mich. »Du, Merlin, weißt besser als jeder andere, wie hell der Geist deiner Schwester scheint.«
    Ich merkte, dass ich immer noch tief in meinem Inneren einen Hauch von Rhias Geist spüren konnte. Etwas von meiner Schwester
     war in mir geblieben. Und ich wusste, es würde bleiben.
    »Ja«, erklärte der gebrechliche silberhaarige Greis. »Deine Ausbildung zum Magier hat erst begonnen. Doch dass du dir die
     Weisheit und den Geist deiner Schwester zu Eigen gemacht hast, ist ein Teil davon gewesen. Ein wichtiger Teil.«
    »Mein achter Schritt sozusagen.«
    »Ja.«
    Ich sah Rhia an. »Aylah versuchte es mir zu sagen, aber ich verstand es nicht. Doch jetzt glaube ich, dass ich eine Ahnung
     davon habe.«
    Sie berührte ihr Amulett. »Oder . . . einen Instinkt dafür.«
    Verdruss gab einen glucksenden Laut von sich, der einem Lachen ähnelte.
    Ich fuhr mit der Hand durch den Nebel, der unter uns aufstieg, und wandte mich an Dagda. »Ein Instinkt sagt mir, dass Fincayra
     meine wahre Heimat ist. Und doch . . . sagt mir ein anderer Instinkt, dass das nicht stimmt. Welcher hat Recht?«
    Der Alte lächelte traurig. »Ah, du lernst! So wie wahre Liebe oft Freude und Trauer vereint, mischt der richtige Instinkt
     oft entgegengesetzte Gefühle. Aber in diesem Fall kann ich dir helfen. Menschen ist es nicht bestimmt, lange auf Fincayra
     zu leben. Sosehr du dich inzwischen auch hier zu Hause fühlst, eines Tages musst du zur Erde zurück. Du kannst noch eine Zeit
     lang bleiben, denn du hast hier noch einiges zu tun, aber schließlich musst du gehen.«
    Ich biss mir auf die Lippe. »Kannst du mir nicht einfach erlauben zu bleiben?«
    Dagda schaute mich mitfühlend an, doch er schüttelte den Kopf. »Ich könnte es, aber ich werde es nicht tun. Die Welten müssen
     getrennt bleiben, denn jede hat ihr eigenes Gefüge, ihren eigenen Geist, die in Ehren gehalten werden müssen.« Er seufzte
     schwer. »Deshalb bin ich gezwungen an so vielen Fronten mit Rhita Gawr zu kämpfen. Er würde die Strukturen von Fincayra, Anderswelt
     und Erde auseinander reißen   –, um sie zu seinem eigenen verbogenen Gebilde zusammenzubauen. Er will sie nur alle regieren als sein Königreich.«
    »Haben deshalb die Fincayraner ihre Flügel verloren?«, fragte Rhia mit einem Blick auf die wirbelnden Wolken. »Weil sie vergaßen
     ihr Gefüge in Ehren zu halten?«
    »Deine Instinkte sind tatsächlich stark, Rhiannon. Du bist auf der richtigen Spur, aber den Rest musst du selbst entdecken.«
    »Dagda, darf ich dich etwas fragen?« Ich zögerte und suchte nach den richtigen Worten. »Es gibt eine Prophezeiung. Sie besagt,
     dass nur ein Kind mit Menschenblut Rhita Gawr oder seine Diener besiegen kann. Stimmt das? Und wenn ja, ist das Menschenkind
     eins von uns?«
    Der Alte fuhr mit der Hand über einen Mistelzweig, der über ihm hing. »Ich kann dir nicht alles sagen, was du wissen willst,
     aber das kann ich dir sagen: Die Prophezeiung hat viel Gewicht. Doch während es deine Schwester war, die Balor überwältigte,
     bist du der Einzige, der Rhita Gawr in Fincayra Einhalt gebieten kann.«
    Ich versuchte zu schlucken, doch meine Kehle hatte sich wieder verkrampft. Plötzlich fiel mir der Todesschattenein, der in Elens Kehle gedrungen war. Jetzt flüsterte ich nur. »Wenn ich im Kampf gegen Rhita Gawr sterben muss, dann musst
     du mir sagen: Gibt es eine Möglichkeit – irgendeine Möglichkeit   –, dass unsere Mutter am Leben bleibt?«
    Rhia schaute ängstlich von mir

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