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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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ein Segel. Dann legten sie sich zurück, während ungeheure
     Klauen zu Boden stießen. Kaninchen und Füchse schrien auf und viele andere Tiere duckten sich. Mit einem einzigen majestätischen
     Flügelschlag ließ sich der große Cañonadler auf der Schulter der Riesin mit der wilden Mähne nieder.
    Der große Rat von Fincayra hatte begonnen.
    Als ersten Tagesordnungspunkt beschlossen die Delegierten, dass niemand die Versammlung verlassen sollte, bis alle Fragen
     geklärt waren. Außerdem versprach auf Antrag der Mäuse jeder Delegierte niemanden im Laufe der Verhandlungen aufzufressen.
     Nur die Füchse waren dagegen, sie wandten ein, dass allein die Debatte über die Frage, was mit der blühenden Harfe geschehen
     solle, mehrere Tage dauern könne. Dennoch wurde der Antrag angenommen. Die große Elusa selbst erbot sich freundlich für seine
     Einhaltung zu sorgen. Sie sagte nicht, wie sie das tun wollte, und offenbar hatte niemand Lust, sie danach zu fragen.
    Als Nächstes erklärte die Versammlung den Steinkreis zu einem heiligen Monument. Die Riesin räusperte sich so diskret wie
     ein Felssturz und schlug vor, dass die Ruinen des verhüllten Schlosses einen neuen Namen bekommen sollten: Tanz der Riesen
     oder
Estonahenj
in ihrer eigenen alten Sprache. Die Delegierten akzeptierten den Namen einstimmig, obwohl sich bedrückte Stille breit machte.
     Denn der Tanz der Riesen bedeutete zwar Fincayras Hoffnungauf eine bessere Zukunft, doch diese Hoffnung entsprang tiefster Sorge.
    Mit der Zeit wandte sich die Diskussion Stangmars Schicksal zu. Der verruchte König war gestürzt, doch sein Leben war gerettet
     worden – von Merlin, seinem einzigen Sohn. Weil Merlin nur zur Hälfte Fincayraner war, durfte er der Versammlung seine Meinung
     nicht vortragen, aber der Dichter Cairpré erbot sich für ihn zu sprechen. Der große Rat hörte sich die Bitte des Jungen an,
     das Leben seines Vaters zu verschonen, so unselig es auch sein mochte, und diskutierte dann stundenlang. Schließlich beschloss
     die Versammlung gegen die nachdrücklichen Einwände der Riesen und des Cañonadlers, dass Stangmar bis zum Ende seiner Tage
     in einer der fluchtsicheren Höhlen nördlich der dunklen Hügel eingesperrt werden solle.
    Danach kam die Frage, wer Fincayra regieren solle. Die Bienen schlugen vor, dass ihre Königin über alle herrschen solle, aber
     dieser Antrag fand keine Unterstützung. Die Höllenqualen von Stangmars Herrschaft waren noch so frisch, dass viele Delegierte
     sich leidenschaftlich dagegen aussprachen, überhaupt einen Regenten zu haben. Noch nicht einmal ein Bürgerparlament wäre geeignet,
     erklärten sie, weil im Lauf der Zeit Macht immer korrumpiere. Cairpré seinerseits tat diese Ansicht als Torheit ab. Er brachte
     Beispiele von Anarchie, die andere Völker ruiniert hatte, und warnte, dass Fincayra ohne jede Führung dem schändlichen Kriegsherrn
     der Anderswelt, Rhita Gawr, zum Opfer fallen werde. Doch die meisten Delegierten sprachen sich gegen seine Bedenken aus. Der
     große Rat beschloss mit großer Mehrheit, ohne irgendeine Führung auszukommen.
    Dann ging es um die wichtigste Frage von allen. Was sollte mit den Schätzen von Fincayra geschehen?
    Während alle ehrfürchtig zuschauten, öffnete die große Elusa den Sack neben sich und holte die blühende Harfe heraus. Ihr
     Resonanzkörper aus Eiche, mit Esche eingelegt und mit Blumenschnitzereien geschmückt, glänzte gespenstisch. Ein grüner Schmetterling
     schwebte darüber und setzte sich auf die kürzeste Saite. Mit einem ihrer riesigen Beine verscheuchte ihn die große Elusa,
     wobei die Saite einen sanften Ton von sich gab. Die große Elusa horchte ihm nach, dann packte sie die anderen Schätze aus:
     das Schwert Tieferschneid, den Traumrufer, den Feuerball und sechs der sieben weisen Werkzeuge (das siebte war beim Einsturz
     des Schlosses verloren gegangen).
    Alle Blicke galten den Schätzen. Minutenlang regte sich niemand. Selbst die Steine schienen sich vorzubeugen, um besser sehen
     zu können. Die Delegierten wussten, dass lange vor Stangmars Aufstieg diese sagenhaften Schätze allen Fincayranern gehört
     hatten und im ganzen Land gemeinsam genutzt worden waren. Doch das hatte zum Diebstahl der Schätze verlockt, wie Stangmar
     bewiesen hatte. Ein gefleckter Hase schlug vor, dass jeder Schatz einen Wächter haben solle, jemanden, der für seinen Schutz
     verantwortlich sei und dafür sorge, dass der Schatz weise gebraucht werde. So

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