Merlins Drache 01 - Basilgarrad
Namen des großen Geistes aussprach, drehte sich Basil der Stelle auf der Klippe zu, wo Dagda noch vor nur einem Moment gestanden hatte. Aber Dagda in Gestalt eines mächtigen Hirschs war davongestürmt. Keine Spur war von ihm – oder dem garstigen Blutegel, der sich an sein Geweih geklammert hatte – geblieben.
Sich und der Windschwester murmelte Basil zu: »Ich hoffe, Avalon wird es weiter gut gehen.«
»Ich auch, kleiner Wanderer.« Der Zimtduft wurde stärker, als Aylah an seinem Gesicht vorbeistreifte. »Denn das ist die Welt zwischen allen Welten, eine Brücke, auf der sich alle Magie trifft.«
»Aber Aylah … Rhita Gawr ist hier! In Avalon! Ich habe ihn gesehen – auf seltsame Weise. Getarnt als blutdürstiger Egel. Glaub mir, Aylah. Er ist
hier.
«
Der wirbelnde Wind wurde kälter, eisig blies er über Basils Ohren. »Das ist eine schreckliche Neuigkeit, kleiner Wanderer. Unsagbar schrecklich. Avalon ist in großer Gefahhr.«
»Und es kommt noch schlimmer«, knurrte der Salamander. Er holte hörbar Luft. »Auch Merlin ist in Gefahr. Er sucht im Moment ein Kreelix in einem der Reiche.«
»Ein Kreelix?« Die Windschwester blies misstrauisch um Basils Schnauze. »Aber die sind schon lange fort, kleiner Wan…«
»Nicht mehr!« Er klopfte so heftig mit dem Schwanz auf den Felsen, dass der Stein am Rand der Klippe schwankte. »Ein Kreelix wurde gesehen. Dagda hat es mir gesagt! Und Merlin sucht es überall. Wir müssen ihn finden, bevor …«
»Rhita Gawr das Kreelix findet«, ergänzte Alyah und blies ihm entschieden auf den Rücken. »Sonst könnte sich der Blutegel mit dem Kreelix verbünden und es mächtiger machen als je zuvor.«
Im Dunkeln unter einem nahen Steinklotz verzog ein wurmartiges Geschöpf sein rundes Maul. Der Körper zitterte, wahrscheinlich in einem stillen, spöttischen Gelächter. Das blutunterlaufene Auge brannte in unergründlichem Hass.
Basil nickte zu den Worten der Windschwester. Dann hob er die Ohren bei seiner Frage: »Was macht ein Kreelix so gefährlich? Dagda nannte es
den größten Todfeind, dem ein Zauberer begegnen kann.
«
»So ist es«, sagte Aylah mit einem jähen Windstoß. »Ich werde dir sagen, warum, aber später. Jetzt müssen wir los! Ich werde dich tragen, deine Flügel heben.«
Basil nickte dankbar. Er streckte die Flügel, so weites ging. Sie glichen zwei zerfetzten Blättern, und als der Wind heftiger blies, begannen sie zu rascheln.
»Wo fangen wir an zu suchen? Zu welchem Ort reisen wir?«
»Zu allen Orten! Aylah, wir können nicht aufhören, bis wir Merlin finden. Wo immer er auch ist.« Seine grünen Augen glühten. »Wir werden in jedem Reich suchen. Wir werden den großen Baum umkreisen, die ganze Welt durchsuchen, wenn es sein muss.«
Der Wind flatterte und wehte warm um ihn herum. »Du bist wahrhhaft ein Wanderer, mein Freund.«
Mit einem sanften Stoß tippte sie ihm auf die Nase.
»Aber du hhast die Größe deiner Welt unterschätzt. Selbst in vielen Jahren könnten wir nie den ganzen Baum sehhen. Nie! Es gibt Reiche tief im Stamm und unzählige Äste, die niemand je erforscht hhat, strecken sich zu den Sternen.«
Sie hielt inne und der Wind legte sich. Plötzlich blies sie wieder, jetzt stärker als zuvor.
»Am ehhesten werden wir ihn finden«, erklärte sie, »wenn wir schnell reisen und hhoch über die Wurzelreiche fliegen. Ich kann weit sehhen, sehr weit, und dabei nach einem Zeichen des Zauberers Ausschau hhalten. So können wir suchen – aber nur im Vorbeisausen, wenn wir so schnell fliegen wie der Wind und nie anhhalten.«
Basil schüttelte die Schnauze. »Aber ich
muss
anhalten. Nur kurz.«
»Warum?«
»Ich habe es Dagda versprochen.« Er zögerte und erinnerte sich an die knurrende Stimme von Steinwurzel. »Ihm versprochen, ein bisschen von jedem Reich zu versuchen – eigentlich zu schlucken.«
Aylah traktierte ihn mit Windstößen. »Um etwas von Avalons Magie in dich aufzunehmen?«
Er nickte unsicher. »Ich weiß nicht genau, warum. Oder was es mir nützt. Aber ich habe es versprochen.«
»Dann musst du es tun, kleiner Wanderer. Auch wenn es uns aufhhält. Dagda muss seine Gründe hhaben.«
»Aber welche Gründe? Er bittet mich, unsere Suche zu verzögern. Merlin zu gefährden – und Avalon ebenfalls. Wozu?«
Eine wehende Stimme streifte sein Ohr. »Für deine Zukunft vielleicht.«
Basil runzelte die Stirn. Wie konnte jemand, selbst Dagda, eine Vorstellung von seiner Zukunft haben?
»Sollen wir
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