Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
betrachtete er seinen Sohn. »Ja, ich verstehe dich, Junge. Und applaudiere dir.«
Er räusperte sich. »Was mich an dein zweites Geschenk erinnert. Etwas, das dir hoffentlich bei deinen Entdeckungen hilft.«
Merlin sah den Stab an. Er drückte ihn direkt über den Runen und sagte leise: »Also los, Ohnyalei.«
Die Runen, dann der ganze hölzerne Stab fingen an, tiefgrün zu leuchten. Während Merlin den Stab mit einer Hand hielt, umfasste er ihn mit der anderen Hand – doch diesmal sanken seine Finger ins Holz hinein. Die Finger des Alten verschwanden, gefolgt von seiner Hand, dem Handgelenk und fast dem ganzen Unterarm.
Völlig verblüfft schaute Krystallus zu. Er konnte nur mit offenem Mund staunen, wie sein Vater tief in |266| den Stab griff, als hätte er einen Zauberkasten vor sich.
Schließlich verkündete der Magier: »Da bist du! Hast dich vor mir versteckt, was? So ein Schlingel!!«
Er knurrte und nahm seinen Arm zurück. Als die Hand schließlich aus den magischen Tiefen des Stabs zurückkam, hielt sie eine hohe Holzstange mit einem öligen Lappen um die Spitze. Bis auf den seltsamen silbernen Schein, der auf dem Tuch glitzerte, wirkte sie unscheinbar wie andere Gegenstände dieser Art.
»Eine Fackel?«
»Ja, mein Sohn. Sie soll dir auf deinem Weg leuchten.«
Merlin reichte Krystallus die Fackel. Sowie der junge Mann sie ergriff, flammte die Fackel auf. Sie brannte kräftig und strahlte ein gleichmäßiges, helles Licht aus.
Krystallus starrte auf die Fackel, dann wandte er sich dem Vater zu. Eine andere Art Licht schien von seinem Gesicht zu leuchten und sich mit dem Strahlen der Fackel zu vermischen. »Danke.«
Merlin nickte. »Sie wird brennen, das verspreche ich, solange du lebst.« Er schluckte. »Genau wie meine Liebe zu dir.«
Der Jüngere trat näher. »Ich glaube, ich weiß, was dein drittes Geschenk ist.«
»Wirklich?«
|267| »Ja. Und ich habe das gleiche Geschenk für dich.« Er machte noch einen Schritt auf seinen Vater zu, hob den Arm und legte ihn um die Schulter des Älteren.
Auch Merlin hob die Arme. Er legte sie um seinen Sohn und teilte mit ihm die Umarmung.
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Neues Licht
Manchmal ist die längste Reise nur ein Anfang.
Z eit zu fliegen!«, brüllte Basilgarrad, er rief es dem Himmel zu, den Wurzelreichen und der ganzen Weite des großen Baums von Avalon.
Wie so oft im Lauf der Jahre rief er diese Worte, als er eine neue Reise begann. Doch diesmal sagte er sie mit einem besonderen Gefühl – und der Stimmgewalt des Drachen, laut genug, um die Stille Hunderte Meilen weit ringsum zu zerstören. Denn seine Welt, Avalon, war endlich vor den Schrecken von Doomraga und Rhita Gawr gerettet; seine Partnerin Marnya war von ihrem gemeinsamen Leben voller Hingabe begeistert und sein Freund Merlin saß in diesem Augenblick fest auf seinem Kopf.
Der Drache schlug mit den mächtigen Flügeln und trug Merlin höher. Jeder kraftvolle Schlag blies einen starken Luftzug über das Drachengesicht, pfiff an seinen strahlend grünen Schuppen entlang und |269| strählte die langen Barthaare um seine Schnauze. Derselbe Wind blies ins Gewand des Zauberers, sodass es ständig flatterte, doch nicht so sehr wie sein Bart, der sich drehte und so heftig schüttelte, dass Euclid schließlich hinaussprang und sich in einer tiefen Tasche vergrub. Inzwischen pumpten Basilgarrads Flügel weiter und trugen sie höher, während seine Klauen in die Luft griffen, als würde er eine endlose Treppe erklimmen.
Und das machte er auch tatsächlich. Das war keine gewöhnliche Reise von einem Reich zum anderen, kein schneller Hüpfer zu den Regenbogenmeeren – wo Marnya gerade die Klippen umschwamm, um den perfekten Platz für ihr Lager zu finden. Das war eine weitaus größere, kühnere und großartigere Reise. Etwas, was kein sterbliches Geschöpf außer Merlin je zuvor getan hatte.
Basilgarrad flog bis zu den Sternen.
»Ausgezeichnet, Basil«, ermunterte ihn sein Fahrgast. Er hörte auf, die Haare um das Drachenohr zu streicheln. »Schau mal, siehst du diese Kammlinien? Das sind die unteren Ausläufer des Stamms.«
Mit Flügelschlägen änderte der große grüne Drache den Blickwinkel, sodass er besser sehen konnte, was Merlin beschrieb. Tatsächlich, durch die dünnen Wolkenschichten sah er hier und da raue Längslinien. Dunkelbraun stiegen sie in parallelen Reihen aufwärts und kletterten in die dicke Nebeldecke, die weit oben waberte. Doch so hoch diese Linien auch |270| aufzuragen schienen, er
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