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Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer

Titel: Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Fetzen und stimmte einen Sprechgesang an:
     
    Erhebe dich, weite dich, sprenge den Saum:
    Vom Ei zum Adler,
    Vom Samen zum Baum.
    Mach Träume zu Wirklichkeit, Leidenschaft, glüh –
    Wahrheit, enthülle dich,
    Blume, erblüh.
     
    Der kleine Papierfetzen zitterte, als hätte ihn die gleiche Brise berührt, die sich zwischen den Buchenblättern regte. Doch diese besondere Brise schien zwischen Merlins Händen ständig anzuschwellen. Der Fetzen flog hoch, bog sich und fing an zu zittern. Bald stieg ein starker goldener Nebel von den Rändern auf. Das Stück Papier streckte sich an einer Ecke, dann an einer anderen. Es weitete sich, wuchs rasch und hatte schließlich seine ursprüngliche Größe erreicht. Dann sickerte der Nebel plötzlich leise zischend wieder in die Oberfläche.
    Merlin betrachtete das reparierte Papierquadrat, nickte und zog die obere Hand zurück. Wie Krystallus starrte er verwundert das leere Blatt an, er wusste, dass es erstaunliche Magie enthielt. Mit einer abschließenden Neigung des Kopfes gab er einen stillen Befehl und das Blatt faltete sich sofort zu einem Achtel seiner Größe.
    |263| »Da«, sagte der Zauberer. »Deine Karte.«
    Er gab sie Krystallus, der sie erfreut nahm. Ein paar Sekunden lang hielt er sie in der Hand, dann schob er sie in seine Tunika – in die Tasche, die auch seinen Sternenkompass enthielt.
    »Wirkt sie immer noch nur einmal?«
    »Nur einmal«, erwiderte sein Vater. »Natürlich außer   … wir brechen die Regeln wieder. Doch wie du sie auch gebrauchst – gebrauche sie gut.«
    »Das werde ich.« Krystallus schob entschlossen das Kinn vor. »Diese Karte wird mir helfen, einen Weg hinauf durch den großen Baum zu finden – bis zu den Sternen.«
    Merlin zog die buschigen Brauen hoch wie flauschige Wolken, die an seiner Stirn aufstiegen. »Zu den Sternen? Das ist ein langer Weg.«
    »Ja, da hast du recht.« Die Augen des Forschungsreisenden leuchteten. »Und ich werde dorthin kommen, wie ich immer geträumt habe.«
    »Bist du sicher? Es könnte gefährlich sein, so hoch zu steigen ohne ein paar starke Flügel, wie Basil sie hat. Oder einen Stab, der so mächtig ist wie dieser.« Er fuhr mit einem Finger den Stab entlang, der wieder an dem Ast lehnte. »Ich frage nur aus Sorge um deine Sicherheit, Junge. Als dein   …«
    Er unterbrach sich, nicht weil das nächste Wort schwierig auszusprechen war. Oder in irgendeiner Weise peinlich. Nein, er machte eine Pause, weil er es sehr aufrichtig und dankbar sagen wollte.
    |264| »Vater.«
    Krystallus lächelte. »Danke. Aber ja, ich bin sicher.« Als er Merlins Zweifel sah, erklärte er: »Schau, jetzt haben wir schon das Jahr 694 von Avalon. Und niemand – außer dir natürlich – ist in dem Baum je höher gekommen als in die Wurzelreiche. Dort oben gibt es so viel mehr zu erforschen!«
    Merlin strich über sein haariges Kinn. »Aber ist das die richtige Zeit? Warum jetzt?«
    »Warum nicht? Der lange Krieg ist vorbei. Eine neue Ära hat begonnen! Du hast das selbst gesagt, als wir uns zum Friedensvertrag versammelten. Erinnerst du dich? Du hast praktisch gerufen: ›Das ist ein neues Zeitalter – in dem unser Baum, unsere Heimat, durch eine wunderbare Reife gesegnet wird.‹«
    »Das habe ich gesagt?« Der Ältere schaute hinauf in das Buchenlaub über seinem Kopf. »Nicht schlecht, wirklich.«
    »Stimmt. Schon sprechen die Leute von der Reifezeit. Selbst die verborgene Magierin, die Herrin vom See, hat diesen Ausdruck gebraucht, als sie ihren Brief an jedermann in Avalon schrieb. Sie hat das noch so genannt: ›Merlins größtes Geschenk – eine Zeit großer Entdeckungen und großer Gefahren.‹«
    »Wirklich?« Merlins Augen schienen mit Geheimnissen zu tanzen. »Wie schön, dass gerade sie das gesagt hat.« Dann fügte er hinzu, vielleicht ein bisschen zu schroff: »Wer immer sie sein mag.«
    |265| »Und ich werde einige dieser Entdeckungen machen«, gelobte Krystallus. Er senkte das Gesicht zu dem seines Vaters, sodass ihre Nasen sich fast berührten. »Auf meinem Weg zu den Sternen.«
    »Also gut. Ich erkenne in deinem Gesicht diese absolute Entschlossenheit, etwas Verrücktes zu tun.« Er zog die Mundwinkel hoch. »Schließlich hast du sie von deinem Vater geerbt.«
    Krystallus nickte erfreut und belustigt. »Ich bin froh, dass du das verstehst.«
    Behutsam klopfte der Zauberer auf die glatte Rinde der Buche, als würde er sich bei einem Freund bedanken. Dann griff er nach seinem Stab und stand auf. Prüfend

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