Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
um ihre Welt zu beschützen. Ihre Behausungen, ihre Träume, ihre Familien und Freunde – selbst seine geliebte Marnya – würden alle verloren sein.
Für immer.
Sein Knurren schwoll zu einem so lauten Grollen, dass sich mehrere Zentauren überrascht aufbäumten und mit den Vorderbeinen in die Luft traten.
Wir müssen diese Schlacht heute gewinnen!
Seine gewaltige Schnauze runzelte sich.
Nicht nur, um diesen Feind zu schlagen, auch nicht nur, um unsere Lieben zu retten. Es gibt noch einen anderen Grund.
»Ich muss diesen Tag überleben«, gelobte er mit |15| einer Stimme, die wie Donner grollte, »damit ich das böse Monster hinter alldem finden und töten kann!«
Er schlug mit dem Schwanz und zitterte vor Zorn und Verzweiflung. Denn er wusste nicht, wo er die schattenhafte Bestie finden sollte, die diesen Krieg verursacht hatte, indem sie den Drachen kostbare Edelsteine und den Flamelons unbestrittene Macht versprochen hatte. Er wusste nur, dass ihr geheimer Unterschlupf irgendwo in Avalon lag – und dass sie dem bösartigen Kriegsherrn des Geisterreiches, Rhita Gawr, diente. Wenn er nur wüsste, wo er suchen sollte, dann würde er das Monster umbringen und diesen Schrecken beenden. Und falls ihm das nicht gelang, würde die Bedrohung Avalons noch schlimmer werden.
Basilgarrad knirschte mit den Reihen gezackter Zähne und setzte ernüchtert hinzu: »Die Wahrheit ist: Selbst wenn ich diesen Tag überstehe, gibt es keine Möglichkeit, dieses Monster zu finden. Überhaupt keine Möglichkeit.«
»Oh doch, die gibt es!«
Basilgarrad drehte den Kopf und sah Tressimir, den jungen Historiker von den Waldelfen. »Was meinst du?«, fragte der Drache. »Sag’s schnell!«
Tressimir griff in seinen abgetragenen Lederranzen und zog ein gefaltetes Pergament hervor. »Das ist eine Landkarte. Eine magische Karte von Krystallus. Er wollte, dass du sie hast – um dir bei Avalons Rettung zu helfen.«
|16| Basilgarrad sah zwischen besorgten Blicken auf die heranrückenden Feinde zu, wie Tressimir das Pergament entfaltete. »Diese Landkarte kann dir sagen, wo du alles Mögliche findest. Du musst dich nur auf das konzentrieren, was du suchst. Doch zuerst muss ich dich warnen.«
»Wovor?«
»Diese Landkarte«, erklärte der Elf, »kann nur einmal benutzt werden. Du musst dir also absolut sicher sein, was du suchst.«
»Ich bin mir absolut sicher!«
»Dann konzentriere dich.«
Während Basilgarrad auf das Pergament starrte, dachte er intensiv an die Schattenbestie und an die Schrecken, die sie Avalon gebracht hatte. Nichts geschah. Er konzentrierte sich noch mehr darauf, sein ganzer riesiger Körper zitterte vor Anstrengung. Immer noch nichts.
Das Pergament blieb ganz und gar leer.
Bestürzt warf er einen Blick auf den Schwarm von Feuerdrachen, die am Himmel näher kamen. Und auf die Armee der Flamelons, die ihren rätselhaften Turm heranschleppten. Dann schaute er zum letzten Mal auf das Pergament und verfluchte sich insgeheim, weil er töricht genug war, davon Grund zur Hoffnung zu erwarten.
Es veränderte sich! Die Ränder der Landkarte nahmen eine kräftige goldene Färbung an, während hellbraune Wolken darüberwirbelten. In einer Ecke bemerkte |17| er einen dekorativen Kompass, dessen Pfeil sich plötzlich immer schneller drehte. Inzwischen vereinten sich die Wolken zu Figuren. Erkennbaren Figuren.
Avalon! Alle sieben Wurzelreiche erschienen, dann verschwanden sechs von ihnen, während die Karte sich auf eins konzentrierte – Lehmwurzel. Das Bild schwenkte nach Norden bis zu den fernsten Ausläufern des Reichs und enthüllte dabei die dunklen, sich verschiebenden Umrisse eines Sumpfs. Und tief in dem Sumpf … ein gespenstisches rotes Licht.
»Das verhexte Moor!«, rief Tressimir.
»Da versteckst du dich also!«, knurrte der Drache durch zusammengebissene Zähne. »Ich werde dich finden. Oh ja, ich werde dich finden.«
Er rauschte mit seinen Riesenflügeln. »Aber zuerst muss ich eine Schlacht kämpfen.«
Gerade als Basilgarrad die Flügel öffnen wollte, schrie Tressimir überrascht auf. Die Karte fing an zu qualmen, sie zischte zwischen seinen Fingern. Er ließ sie fallen und in diesem Moment ging sie in Flammen auf. Sekunden später war nichts von ihr übrig als Asche – und ein kleines Stück Pergament, das langsam zum Boden schwebte.
Geschickt fing Basilgarrad den Pergamentfetzen mit zwei Krallenspitzen auf. Der Fetzen, der noch rauchte, glich mehr einem Kohlenflöckchen als etwas Wertvollem.
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