Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
hätte auch der große Karl seine Freude gehabt, nicht wahr?“
„Wie? Sicher. Danke, Leo.“
Die beiden prosteten sich mit einem melancholischen Lächeln zu. Plötzlich befanden sie sich wieder in den Schenken Nideggens, wo sie nach Dienstschluss mit ihren Kameraden um die Wette getrunken hatten. Wo sie gelebt, gelacht und gefeiert hatten. Wo sie in ihrem Übermut wohl auch mit dem Teufel gezecht hätten.
Sie leerten die Becher in einem Zug, fast gleichzeitig setzten sie wieder ab. Und merkten nun erst, dass da jemand wartend vor ihrem Tisch stand.
„Dietrich!“
„Hab Euren Auftrag erledigt, Herr.“
„Gut. Setz dich zu uns!“ Bei Leo bestellte Mathäus ein weiteres Bier für den erschöpft wirkenden Diener.
„Und?“, drängte der Dorfherr ungeduldig.
„Hab diesen Medicus befragt. An dem besagten Nachmittag war er hier in Merode und hat Ludwig vom Hahndorn einen Besuch abgestattet. Ludwig habe mit schwerem Fieber im Bett gelegen.“
Mathäus faltete die Hände. Fast wirkte er enttäuscht. „Wie hat er ihn behandelt?“, erkundigte er sich.
„Mit einem Aderlass, Herr. Hat ihm außerdem Nesseltee verordnet.“
„War er freundlich zu dir? Wirkte er vielleicht nervös?“
„Zuerst war er etwas ungehalten, denn er war in Eile. Erst als ich ihm Euer Schreiben zeigte, wurde er entgegenkommender.“
„Glaubst du, er hat die Wahrheit gesagt?“ Es war Heinrich, der diese Frage stellte.
„Ja, Herr. Meister Cornelius hat in der Stadt einen guten Ruf. Auch mir erschien er glaubwürdig.“
Mathäus verschränkte die Arme und atmete tief durch.
„Mir scheint, nun hast du deinen Mörder endgültig in die Ecke getrieben“, meinte Heinrich.
Mathäus nickte. Tobias Hompesch war zweifellos schuldig. Nichts sprach mehr für einen anderen Täter.
„Was wirst du tun?“
„Ihn nochmals vernehmen. Jetzt gleich. Und ich will, dass du mit mir kommst, Hein. Ich will, dass du dir diesen TobiasHompesch genau ansiehst. Du weißt, ich bin ein großer Bewunderer deiner Menschenkenntnis. Sag mir dann, ob er in deinen Augen ein Mörder ist.“
„Nicht das Bauchgefühl, sondern Beweise sollten ausschlaggebend sein für die Überführung eines Verbrechers, Mätthes.“
„Das stimmt nicht ganz.
Beides
muss ausschlaggebend sein.“
Am Himmel leuchtete noch ein letzter Rest von rotem Tageslicht. Mit lautem Gequietsche senkte sich die Zugbrücke der Meroder Burg.
„Heiliger Donatus, ihr solltet doch die Eisen schmieren“, polterte Mathäus. „Ist das denn wirklich zu viel verlangt?“
Der Torwächter schaute betreten rein. „Werde das bald erledigen“, versicherte er.
„Was du nicht sagst. Bald – wann ist das eigentlich bei euch Kerlen?“
Heinrich, der den Dorfherrn begleitete, verbiss sich ein amüsiertes Lachen. Der Krach, den das Herablassen der Zugbrücke verursachte, ließ den Kastellan herbeieilen. Als er sah, wer der späte Besucher war, verdrehte er seufzend die Augen.
„Herr Mathäus! Ihr habt wahrlich ein besonderes Talent, zu den unmöglichen Stunden hier aufzukreuzen.“
„Seid lieber froh, dass ich nicht Mitternacht gekommen bin, Friedrich. Und nun führt mich und meinen Freund zum Burgvogt Paulus.“
„Ausgerechnet zu dem“, murmelte der Kastellan. „Der hat heute wieder eine Laune wie der Teufel zu Ostern. Wenn’s aber sein muss …“
„Es muss!“
„Gewiss, gewiss. Bitte folgt mir!“ Er führte sie in einen fackelbeleuchteten Saal des Ostflügels, wo der Burgvogt schon bald mit grimmigem Gesicht erschien.
„Wer ist denn der?“, fragte er barsch und deutete mit dem Kinn auf Heinrich.
„Ein guter Freund von mir, Herr Paulus, sein Name ist Heinrich. Ich will, dass er dabei ist, wenn ich den Verdächtigen noch einmal verhöre.“
„Was Euch so alles einfällt zu später Stunde“, murrte Paulus kopfschüttelnd, „aber von mir aus. Wenn ich mir auch wünschte, diese Idee wäre Euch vor dem Saufgelage mit Eurem Kumpan gekommen.“
Mathäus wusste, dass Paulus seine Spitzel überall hatte. Scheinbar entging ihm nichts, und wahrscheinlich wusste er auch, dass Heinrich seit nunmehr zwei Tagen bei ihm wohnte. Manchmal, wenn es ihm sinnvoll erschien, stellte der Burgvogt sich unwissend, ein anderes Mal offenbarte er dem Gegenüber seine Kenntnis mit gezielten Sticheleien. Mathäus beschloss für sich, Paulus’ Bemerkung in diesem Fall zu ignorieren. Zu seinem Schrecken aber schaltete sich Heinrich in die Unterhaltung ein.
„Ihr also seid Paulus, der Burgvogt. Ich habe
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