Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
vorwurfsvoll an. „Da habt Ihr’s. Herr Konrad ist verdrossen. Und wer ist am Ende der Leidtragende? Wer kann’s ausbaden? Ich!“ Er öffnete die Tür einen Spalt weit und lugte hinein.
„Verzeiht, Herr, aber …“ Seine Stimme wurde fester. „Der Dorfherr bestand darauf, Euch auf der Stelle zu sprechen.“
„Dann lasst ihn in Gottes Namen herein!“
Friedrich trat beiseite, ließ den Dorfherrn eintreten. Mathäus zwinkerte dem Kastellan verschlagen zu, bevor sich dieser unter einer dahergezischten Verwünschung davonmachte.
Mathäus sah sich um. Konrad hatte augenscheinlich viel Wert auf eine pompöse Ausstattung des Raumes gelegt. Wandgemälde, bunte Teppiche, edle Vorhänge, kostbare Vasen. Dennoch, fand Mathäus, wirkte alles bunt zusammengewürfelt. Prunk um des Prunkes willen, dachte er.
In einer Ecke stand ein großer Käfig, in dem ein bunter Vogel zwitscherte. Konrad und seine Gemahlin, Elisabeth von Grafschaft, saßen am Tisch und frühstückten. Auf den Holzdielen des Fußbodens hockten zwei ihrer Buben, die man in vornehme Gewänder gesteckt hatte. Ihre Fäustchen umklammerten holzgeschnitzte Ritter. Neugierig starrten die beiden den Dorfherrn an.
„Mathäus, schon so früh auf den Beinen?“, begrüßte ihn Konrad mit gespieltem Überschwang.
„Ihr scheint ja mit den Bauern aufzustehen“, bemerkte seine Gemahlin spitz. Elisabeth von Grafschaft war von eher kühler Schönheit, ihr Blick herrisch und der Zug um ihre Mundwinkel eine Mischung aus Häme und Härte.
„Verzeiht die frühe Störung“, begann Mathäus mit fester Stimme, „aber ich brauche dringend eine freie Kerkerzelle!“
Konrad zog eine Augenbraue hoch. „Welchen Vogel habt Ihr denn gefangen?“
„Einen der hiesigen Bauernsöhne“, erklärte Mathäus, „er scheint mir im Mordfall Margarethe verdächtig zu sein.“
Konrad begann lauthals zu lachen, und die beiden Söhnchen folgten ausgelassen seinem Beispiel. „Habt Ihr wieder Nachforschungen betrieben?“
„Das gehört zu meinen Pflichten, aber das wisst Ihr ja selbst.“
„Was ist mit dem Kaufmann, den Paulus festgenommen hat?“
„Anders als im Falle seines Bruders Tobias habe ich nicht einen einzigen Beweis gegen diesen Walter Hompesch.“
„Was Ihr nicht sagt. Und dieser junge Bauer? Welche Beweise gibt es gegen ihn?“
„Bislang sind es nur Indizien, Herr. Ich fand seine Stiefelabdrücke am Tatort.“
Elisabeth ließ sich von ihrem Gatten ein Stück feingewürzte Pastete reichen. „Und wen überantworten wir nun dem Henker?“, fragte sie gelangweilt.
„Eine gute Frage, Liebste.“ Konrad sah den Dorfherrn erwartungsvoll an. „Wie Euch bekannt ist, haben ich und der gute Paulus beschlossen, die Mörder am kommenden Sonntag aufzuhängen.“ Er zwinkerte Mathäus schelmisch zu. „Ich glaube, Paulus hätte die beiden lieber gevierteilt, aber diese Prozedur schlägt dem Betrachter dann doch zu sehr auf den Magen, findet Ihr nicht?“
„Und das Schöffengericht?“
„Findet unmittelbar vor der Hinrichtung statt.“
„Wie effektvoll. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.“
„Nicht wahr?“
„Ich nehme an, dass die Schöffen bereits wissen, wie sie zu urteilen haben?“
Konrad überhörte die Bitterkeit in Mathäus’ Worten. „Sie wissen es! Allerdings müsst Ihr bis Sonntag endlich Licht in die Angelegenheit gebracht haben. Ich habe keine Lust auf verdrossene Bauern mit Wut im Bauch.“
„Macht Euch keine Sorgen, Herr Konrad. Aber inzwischen benötige ich -“
„Eine Kerkerzelle, Ihr sagtet es bereits. Zu welchen Leuten gehört denn der Bursche, den ihr da einlochen wollt?“
Mathäus räusperte sich. „Sein Vater ist Rudolf. Einer von Rikalts Leuten.“
Konrad hob grinsend die Schultern. „Dann muss Paulus eben zusehen, wo er ihn unterkriegt. Ihm fällt doch sonst immer etwas ein.“
„Herr Konrad, die Zelle im Ostflügel ist durch die beiden Brüder bereits belegt. Deshalb wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr mir Eure Zelle zur Verfügung stellen könntet.“
„Sperr’ dich doch selbst ein“, trällerte einer der beiden Knaben albern.
Konrad lachte herzhaft darüber. „Aber Johann, was sagst du denn da?“, schnaufte er vergnügt. „Nehmt Euch das ja nicht zu Herzen, Herr Mathäus.“
Der Dorfherr lächelte säuerlich. „Natürlich nicht, ich bewundere den Geisteswitz Eures Sprösslings. Kommt anscheinend ganz nach seinem Vater.“
Für die Dauer eines Herzschlages verfinsterte sich Konrads Gesicht, doch
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