Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
könne?“
Friedrich schluckte laut. Mathäus aber hob seine Schultern. „Meinethalben legt es aus, wie’s Euch passt.“
Das Gesicht des Burgvogts war rot angelaufen. „Wisst Ihr eigentlich, was mit Eurem Vorgänger geschah?“
Mathäus blieb ruhig. „Man jagte ihn durch Eure tatkräftige Mithilfe davon. Aber seid gewiss, dass Ihr mit mir nicht so verfahren werdet, Herr Paulus. Es sei denn, Ihr wollt gegen den Grafen aufbegehren.“
Paulus schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Was glaubt Ihr wohl, was ich dem Jülicher erzählen werde, wenn sich hier unzufriedene Bauern zusammenrotten?“
„Meine Herren!“ Wieder wagte der schwitzende Friedrich einen Schlichtungsversuch. Das Klopfen an der Tür kam ihm gerade recht. „Was gibt’s?“, rief er.
„Der Gefangene wurde eingekerkert, wie befohlen“, erklärte einer von Eberhards Wächtern, der verschüchtert hinter Paulus’ breitem Rücken in den Raum spähte.
Mathäus erhob sich. „Gut, dann will ich ihn jetzt verhören.“ Kerzengerade stolzierte er aus dem Raum, ohne den finster dreinblickenden Burgvogt weiter zu beachten.
Die Kerkerzelle im Westteil unterschied sich weder in Größe noch trostloser Finsternis von der im Ostteil der Burg. In einer Ecke kauerte auf einem Strohballen der völlig apathische Eberhard, der sich nicht einmal die Mühe machte, den Kopfzu heben, als der Dorfherr ihm gegenübertrat. Mathäus befestigte seine Fackel an einer Wandhalterung und setzte sich zu ihm.
„Hast du mir wirklich nichts zu erzählen, Junge?“
Eberhard schwieg. Mathäus legte eine Hand auf seine Schulter.
„Hast du Margarethe umgebracht?“
Eberhard lachte bitter auf. „Warum hätte ich das tun sollen? Ich hab sie geliebt.“
„Aber was war mit Anna?“, fragte er. „Ihr wolltet doch heiraten.“
Eberhard nickte stumm.
„Obwohl du Margarethe liebtest?“
„Anna …“ Eberhard holte tief Luft. „Sie war schwanger. Ich
musste
sie heiraten.“
„Wussten eure Eltern davon?“
„Nein. Niemand wusste es.“
„Auch Margarethe nicht?“
Eberhard zögerte. „Naja, wie sonst hätte ich ihr sonst erklären sollen, dass ich nicht sie, sondern Anna heiraten würde? Ich hatte es ihr gebeichtet.“
„War sie wütend?“
„Welche Frau wäre da wohl nicht wütend gewesen? Aber sie hat mir verziehen, nachdem …“ Er stockte und zerrieb einen Strohhalm zwischen seinen Fingern.
„Nachdem Anna gestorben war“, beendete Mathäus den Satz des jungen Bauern.
„Bevor Ihr falsche Schlüsse zieht: Keiner von uns beiden hat Anna den Tod gewünscht. Es kam uns einfach wie eine Fügung des Schicksals vor.“
„Und Ludwig?“
Die Frage ließ Eberhard erneut in ein eisiges Schweigen versinken.
„Was war mit Ludwig?“, beharrte Mathäus, der mit einem Mal in Eberhards Seele zu blicken glaubte.
Endlich hob Eberhard den Kopf. Seine Augen funkelten hasserfüllt. „Wir wollten ihn umbringen“, erklärte er dann geradeheraus. „Wir waren fest entschlossen, dieses Schwein umzubringen!“ Er hob hilflos die Hände und lachte müde. „Leider hat uns der Teufel selbst für diese Absicht bestraft. Obwohl er sich doch über Ludwigs schwarze Seele freuen müsste.“
„Für eine Mordabsicht kann ich dich nicht bestrafen, Eberhard, daher werde ich dein Geständnis für mich behalten. Aber was den Teufel angeht, da schuldest du mir noch eine Erklärung.“
„Ihr glaubt mir nicht, nicht wahr? Ihr glaubt nicht, dass es der Leibhaftige selbst war, der Margarethe umbrachte?“
Mathäus runzelte die Stirn. „Erzähl mir, wie es sich genau zugetragen hat, Junge.“
Eberhard vergrub seinen Kopf. Es schien ihn unendliche Überwindung zu kosten, sich den unheilvollen Morgen ins Gedächtnis zurückzurufen. „Ich war bereits am Treffpunkt“, begann er schließlich mit hohler Stimme, „als ich Margarethe von weitem kommen sah. Aber sie hatte mir durch Peter ausrichten lassen, hinter der Eiche zu warten, bis sie mich rufen würde, also verharrte ich dort. Margarethe hatte manchmal, na ja, lustige Einfälle, wisst Ihr?“
„Schon gut. Weiter!“
„Jedenfalls begann ich mich zu wundern, dass sie auf mich wartete, obwohl sie doch wissen musste, dass ich hinter der Eiche stand. Schließlich rief sie laut nach mir, doch da sienicht in meine Richtung schaute, sondern in ein nahe gelegenes Gebüsch, hielt ich das Ganze für einen Akt ihres Spiels und verhielt mich weiter still.“ Eberhard kämpfte gegen die Tränen an, als er fortfuhr:
Weitere Kostenlose Bücher